Venom Prison
"Wir brauchen Feuer!"

Interview

metal.de: Ich meinte das nicht in Hinsicht auf Streaming-Shows, sondern eine Show aufzunehmen live und das dann als Album zu veröffentlichen, denke zurück an Livealben wie „S&M“ von METALLICA oder „101: Official Live“ von PANTERA; ich dachte mehr an solche Geschichten. Gefühlt machen das immer weniger Bands heutzutage. Natürlich ist das auch teuer und aufwändig und gerade kleinere Bands haben wahrscheinlich nicht die Mittel dafür, aber ist das grundsätzlich etwas, das ihr euch vorstellen könntet?

Ash: Oh, ich erinnere mich, dass wir ein Jahr nach Release von „Animus“ das Album mit drei Live-Performances neu aufgelegt haben. Ich mochte das sehr. Ich weiß nicht, ob wir ein komplettes Live-Album machen würden, zumindest nicht momentan. Aber ich mag die Idee davon. Aber ich glaube ich spreche für alle in der Band, wenn ich sage, wir alle mögen das sehr. Etwa alte OZZY OSBOURNE-Auftritte oder so, ich finde es toll, Liveaktivitäten auf Medium für die Nachwelt zu bannen.

metal.de: Vielleicht eine bessere Frage für Larissa, aber ihr kombiniert ja von Beginn eurer Karriere an sehr sozial verankerte Themen in den Texten mit griechischer Mythologie, die sich durch Songtitel, Texte wie auch Artwork zieht. Wie ist das zustande gekommen, wieso habt ihr euch gerade dafür entschieden?

Ash: Ja, das ist etwas, was wir seit „Animus“ bei uns mit dabei haben. Es ist oftmals sehr interessant, die Geschichten über verschiedene Charaktere in der griechischen Mythologie mit ihren Problemen zu lesen und dann zu realisieren, dass die vielen Probleme heute ganz ähnlich sind. Auch von einem kreativen und musikalischen Standpunkt aus macht eine „Verschleierung“ durchaus Sinn, damit vieles vielleicht nicht zu offensichtlich ist und eine gewisse „Mystik“ mitschwimmt. Ich denke, es hilft ein bestimmtes Gefühl und eine bestimmte Ästhetik zu transportieren. Wir senden beispielsweise beim Schreiben noch unfertige Stücke von den Texten und auch Musik zu Eliran, der dann darauf erste Skizzen für das Coverartwork anfertigt und uns seine Gedanken dazu mitteilt. Dieses Grundgerüst macht es einfacher, darum und damit zu arbeiten und zieht sich, wie du schon richtig gesagt hast, dann durch alles, also Text und Coverart. Wir haben viel Wert seit Anbeginn der Band auf ein komplettes „Paket“ gelegt und ich denke, dass wird auch Aushängezeichen bei VENOM PRISON bleiben.

metal.de: Wenn es zu Bands kommt, von denen ihr Einfluss zieht, welche wären das? Vielleicht auch ein wenig aufgeteilt: zwei Bands aus der Hardcore-Szene, zwei Bands aus dem Metal-Umfeld?

Ash: Oh, das ist eine schwere Frage, ich könnte Stunden darüber reden. Als ich aufgewachsen bin, habe ich schon immer mehr Gefallen an „metallischen“ Hardcore-Bands gefunden. Irgendein Typ in der Schule hat mir eine Hellfest-DVD geliehen und zu dem Zeitpunkt hatte ich nicht den blassesten Schimmer, was das Hellfest war. Ich hatte einfach nur eine Camouflage-Jacke an, er dachte ich wäre ein Hardcore-Kind und hat die mir gegeben. Ich hatte vielleicht noch ein Skatebag dabei oder so und er meinte nur „Du bist doch bestimmt heiß auf Hardcore“. Und ich stand nur da und hatte keine Ahnung, wovon der redet. Also ich war in meiner Jugend echt großer Fan solcher Gruppen wie WALLS OF JERICHO, BLEEDING THROUGH, DISEMBODIED, BURIED ALIVE. Also für mich zieht es mich auch bei der Hardcore-Schiene eher zu solchen Bands zurück.

Und im Metal… hm. Es ist schwer, DYING FETUS nicht zu erwähnen, denn sie haben natürlich auch Bezüge zu Hardcore. Ich meine John (Gallagher, Gitarrist und Sänger von  DYING FETUS – Anm. d. Redaktion) trägt auf der Bühne TERROR-Shirts, natürlich hat die Band auch Breakdowns und so weiter. Dann vielleicht noch CARCASS und DEATH, eher noch CARCASS, da die natürlich für uns Briten eine legendäre Band sind. Die haben heute ja auch Twin-Leads und so weiter, also etwas sehr traditionelles im Metal. Also um die Frage final zu beantworten: DISEMBODIED und WALLS OF JERICHO für Hardcore, CARCASS und DYING FETUS für Death Metal.

metal.de: Wenn es zu eurer eigenen musikalischen Reise geht, was wären die wichtigsten Dinge auf deiner Reise als Musiker, die du einem anderen mitgeben würdest?

Ash: Ich als Gitarrist würde vielleicht sagen, die Musik ist am Ende wichtiger, als dein persönliches technisches Können oder deine Ego-Eskapaden. Ich war noch nie der technischste Gitarrist oder ein großer „Shredder“, das war nie etwas, weswegen ich Gitarre spielen angefangen habe. Ich war jung, mein Freund hat eine Gitarre bekommen, ich fand das cool und wollte auch eine. Wir haben in Punkbands gestartet, das hat sich dann irgendwann in die Hardcore-Bands entwickelt. Und diese Musik ist offensichtlich nicht darauf ausgerichtet, wie gut du Gitarre spielen kannst (lacht). Es geht mehr darum, wie du dich fühlst, Aggression herauszulassen. Es geht immer ums Gefühl, um den Vibe.

Ich habe den Eindruck, viele Personen haben ein bestimmtes Bild von sich oder ihren Gitarrenskills, dem sie nachkommen wollen, oder Idole, denen sie technisch nacheifern wollen und fokussieren sich zu sehr auf das Technische am Spielen. Vielleicht schaffen sie es, werden dann aber nur zu einer weiteren Kopie. Zu sich selbst zu stehen und einfach das zu schreiben, was einem liegt und was einen beschäftigt, was man fühlt, ist denke ich das Allerwichtigste. VENOM PRISON ist, denke ich, deswegen so anders, denn wir wollen alle nicht irgendeiner bestimmten Band oder Musikrichtung nacheifern. Die Art wie ich und Ben Gitarre spielen ist schon sehr unterschiedlich. Mein größter Ratschlag für jemanden, der Musiker ist und in einer Band spielen möchte, wäre, sich nicht zu eindimensional zu bewegen. Versuche nicht, wie deine Lieblingsband zu sein, sondern sei mehr wie du. Das macht dich einzigartig und ich glaube, das schätzen Leute dann auch später wert an deiner Band. Nicht, dass du klingst wie Band XY, sondern eigen.

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Quelle: Zoom Interview mit Ash Gray (VENOM PRISON)
13.02.2022

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