Puddle Of Mudd
Dem Sensenmann knapp entkommen

Interview

Rückblende: 1993 wurde POM in Kansas City gegründet, 2001 erschien in den USA nach der EP „Stuck“ (1994) und dem Debütalbum „Abrasive“ (1997) das zweite Studiowerk „Come Clean“ (2001), mit dem PUDDLE OF MUDD wahre Höhenflüge erlebten. Die CD ging weltweit millionenfach über die Verkaufstische, dreifach Platin in den USA, Platin in Großbritannien, Gold in Deutschland und der Schweiz. Mit Songs wie „Control“, „Drift & Die“, der Glanznummer „Blurry“ und dem Welthit „She Hates Me“ gehörten PUDDLE OF MUDD seinerzeit zu den angesagten Bands in Sachen Alternative Rock. Der Nachfolger „Life On Display“ (2003) erreichte jedoch nur einfachen Goldstatus in Amerika, und für die Alben „Famous“ (2007) und „Volume 4: Songs in the Key of Love & Hate“ (2009) blieb das Edelmetall gänzlich aus. 2011 veröffentlichte der Vierer die Scheibe „Re(disc)overed„, die ausschließlich Covertracks, u.a. von AC/DC, Led Zeppelin, den Rolling Stones und Elton John, beinhaltete. Der letzte Track aus eigener Feder, „Piece Of The Action“, erschien 2014, und seitdem warten die Fans vergeblich auf ein neues Album, das Scantlin in den darauffolgenden Jahren immer wieder ankündigte.

„Yeah, I know …“ bestätigt Wesley Reid Scantlin, der gut gelaunt und relaxt wirkt. „Es ist alles schief gegangen wegen der Drecksäcke, die sich in mein Leben geschlichen haben. Absahner, unterste Schublade! Erst sind sie die nettesten Menschen auf der Welt, und dann hast du plötzlich drei Bankkonten von denen du nichts weißt. Und meine Exfrau hat da gut mitgemischt und mir tonnenweise Geld geklaut.“

2008 heiratete Scantlin das Model Jessica Nicole Smith, die Ehe war allerdings nur von kurzer Dauer und wurde 2012 geschieden. „Ich konnte Hochzeiten schon von klein auf nicht leiden, war nie ein großer Fan davon,“ erinnert sich Wes. „Es war nicht richtig zu heiraten, das Mädchen war einfach zu jung. Ich weiß nicht, warum ich es getan habe.“ Warum er was getan hat, fragten sich Fans in den vergangenen Jahren allerdings oft, denn Scantlin sorgte zunehmend für jede Menge negative Schlagzeilen in immer kürzeren Abständen. Um das ganze Ausmaß der Eskapaden nachzuvollziehen, muss man jedoch ein bisschen ausholen.

2002 wurde er gemeinsam mit seiner damaligen Verlobten auf Grund von öffentlichen Handgreiflichkeiten erstmals verhaftet. 2007 sprang der damals 35-jährige in Elvis Presleys Graceland in den Pool und bekam dafür ein lebenslanges Hausverbot. Ende 2011 gab es Ärger mit den Behörden wegen nicht gezahlter Steuern, bevor Scantlin Anfang 2012 wegen Kokain-Besitz und Fahren unter Drogen ohne Führerschein angeklagt wurde. Nur knapp entkam der Sänger einer Haftstrafe, weil er sich mit einer Drogentherapie einverstanden erklärte. Doch damit nicht genug: Bereits im darauffolgenden September musste ein Flieger von Boston nach L.A. in Texas notlanden, da der betrunkene Rockstar an Bord einen Wutanfall bekam, weil die Crew ihm weitere Alkoholika verweigerte. 2013 dann drei weitere Festnahmen wegen Drogenbesitz, Fahren ohne Führerschein, angeblich häuslicher Gewalt gegen seine Exfrau und Vandalismus mit einer Kettensäge beim Nachbarn. 2014 war so gesehen eher ein ruhiges Jahr, denn nur American Express verklagte Scantlin wegen nicht gezahlter Schulden und es gab einen Ausraster bei einer Show in Dallas, wo er ein Mikrofon und Bier ins Publikum warf. 2015 lässt Scantlin dann jedoch keinen Fauxpas mehr aus: Weitere Festnahmen, weil er im Flughafen in Denver eine Runde auf dem Gepäckband drehte, sich auf dem Flughafen in Milwaukee „ungebührlich“ benahm und in Minnesota während einer Trunkenheitsfahrt vor der Polizei flüchtete. Nur zwei Wochen später erneute Verhaftung wegen Besitz und Fahren unter Einfluss von Marihuana in South Dakota. 2016 sollte ebenfalls kein gutes Jahr für Wes werden: Im Januar bricht er in sein ehemaliges Haus in Hollywood Hills ein, das zuvor im Rahmen einer Zwangsvollstreckung enteignet wurde, zerstört Teile der Einrichtung und wird wieder festgenommen. Weil er zum Gerichtstermin wegen Hausfriedensbruch nicht auftaucht, wird er ein weiteres Mal verhaftet. Und dann bekommt Scantlin es noch mit einem 30-köpfigen Sondereinsatzkommando zu tun, weil er angeblich eine Autobombe gebastelt haben soll, was die Evakuierung seiner Wohngegend zur Folge hatte.

„Es gab keine Autobombe, die ganze Sache war Bullshit!“ betont Wesley mit Nachdruck. „Ich bin kein verdammter Terrorist und lege keine Autobomben. Ich wollte meinem Auto Starthilfe geben, weil die Batterie leer war. Und es gab auch keinen Einbruch, es war nichts. Ich wusste nicht einmal, dass mein Haus versteigert werden sollte, niemand hat mich informiert. Ich spielte zu der Zeit vor Weihnachten für die Soldaten im Irak. Und wenn du hinterher nach Hause kommst und da ist ein Stacheldrahtzaun rund um dein Haus, dann bist du angepisst und wütend. Ich war aufgebracht und wurde daraufhin gleich wieder verhaftet. Ihr würdet sicher auch angepisst sein, wenn man euch verhaftet, nur weil ihr euren Besitz verteidigt oder eurem Auto Starthilfe gebt. Und vor Gericht konnte ich nicht erscheinen, weil ich auf Tour war. Aber wenn du einen Gerichtstermin verpasst, gibt es einen Haftbefehl. Es interessiert die nicht, wer du bist. Und wird einmal ein Haftbefehl gegen dich ausgestellt, dann bist du sofort für immer ein Krimineller.“

Scantlin fühlte sich vom Arm des Gesetzes in seinem Wohnort in Los Angeles regelrecht verfolgt. „Ich hatte Erfolg und wurde von der Polizei schikaniert. Wenn man ein Cop in L.A. ist, dann gilt es als Heldentat, einen Rockstar zu verhaften. Natürlich haben all diese Cops mich im Visier gehabt und natürlich wollten sie mich verhaften. Die reißen sich doch geradezu darum, wer mich festnehmen darf. Wer Wes Scantlin verhaftet, erscheint bei TMZ.“ (Anmerkung d. Verfassers: Thirty Mile Zone, kurz TMZ, ist eine US-amerikanische Nachrichtenwebseite mit zweifelhaften Methoden, berüchtigt für Skandalgeschichten). „Das ist die ganze Wahrheit,“ fährt er fort und gesteht dann doch eigene Fehler ein. „Ehrlicherweise muss ich sagen, ich hätte nicht alkoholisiert und unter Drogen Auto fahren sollen. Ich bin super happy, dass ich niemanden schwer verletzt oder gar getötet habe auf dieser langen, seltsamen Reise, durch die mich mein Leben führt.“

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Quelle: Interview mit Wes Scantlin
08.10.2018

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2 Kommentare zu Puddle Of Mudd - Dem Sensenmann knapp entkommen

  1. worldofmudd sagt:

    Doncaster, nicht Donington, war es 2016 in England wo die Band die Bühne (nicht jedoch Wes) verlassen hat, wo die Band allerdings 45 Minuten ihres 1-stündigen Sets gespielt hat. Ebenfalls hat die Band an den darauffolgenden 5 Tagen weitere Konzerte gespielt. Und die Leute bei dem Konzert in Dallas 2014 haben zugegeben dass sie damit angefangen haben, Sachen auf die Bühne zu werfen.

    1. Vielen Dank für den Hinweis, wir haben den Fehler entsprechend korrigiert.
      VG, Stefan