Horisont
"Es war die beste Ära des Musikmachens"

Interview

Corona-bedingt mit einiger Verspätung eingetrudelt, konnte uns Gitarrist Charles Van Loo von den schwedischen Retro-Rockern HORISONT zu deren aktuellem „Sudden Death“, das bei Kollege Rothe sehr gut ankam, doch noch ein paar Fragen beantworten. Wo die Faszination für 60er und 70er her kommt, warum er den Winter hasst und wer die heißeste schwedische Rock-Band aus Göteborg zur Zeit ist, erfahrt ihr hier. Viel Spaß mit dem HORISONT-Interview!

Horisont - Sudden Death (Artwork)

metal.de: Hi und herzlichen Glückwunsch zum Release von „Sudden Death“. Bislang gefällt es Kritikern wie Fans scheinbar ziemlich gut. Ich glaube du kannst die Frage mittlerweile nicht mehr hören, aber wie geht es euch momentan in der Corona-Situation? Schweden ist im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern relativ „offen“ geblieben, also wie hat euch das bislang beim Musik machen und im privaten oder beruflichen Leben betroffen?

Charles: Hallo und Danke! Es stimmt, Schweden ist einen Sonderweg mit sehr wenig Restriktionen gegangen. Warten wir ab, was die Zukunft bringt und entscheiden dann, ob das eine gute Idee war. Das Musikmachen ist also eigentlich überhaupt kein Problem. Aber wir haben ein Gesetz das eine Ansammlung von mehr als 50 Personen im Raum untersagt, also ist es so ziemlich am Ende mit Konzerten. Privat arbeiten einige von uns momentan mehr von zu Hause, aber wir haben noch nicht wirklich Einschränkungen erfahren. Es fühlt sich momentan ein wenig wie eine Dystopie an, wenn man schaut wie der Rest der Welt ausschaut.

In den letzten fünf bis zehn Jahren gab es eine Masse von neuen Bands die wie Pilze aus dem Untergrund geschossen sind, die massiv von den 60er und 70er Jahren der Rockmusik inspiriert sind, natürlich fallt ihr da auch als HORISONT drunter. Was ist für euch so faszinierend an dieser Zeit und warum glaubt ihr, dass diese Art Musik momentan ein solches Comeback dieser Tage feiert?

Ich habe die Theorie, dass wir und der Rest der Bands die diese Art von Retro-Rock spielen die Kinder von den Eltern sind, die während dieser musikalischen Ära aufgewachsen sind. Also wurden wir quasi mit dieser Art Musik als Kinder von unseren Eltern gefüttert und sind da drauf hängen geblieben. Die Faszination für uns macht sich an vielen Dingen fest, aber für uns fühlt es sich so an, als wenn diese Ära des Musikmachens die letzte war, in der Möglichkeiten und Macht noch bei den Künstlern und nicht der Industrie lagen. Die Musiker bestimmten, wann und wie die Dinge angegangen wurden und heute fühlt es sich so an als wenn die großen Labels ihre Künstler in Schuhe pressen, von denen sie sich am meisten versprechen.

Wenn ihr in Zukunft hoffentlich wieder auf die Bühne könnt, freust du dich mehr auf die Festivals oder die Clubshows?

Ich persönlich mag Clubshows mehr, da sie sich nicht ganz so formell anfühlen. Festivals sind toll, da du die Möglichkeit hast viele neue Leute zu erreichen, aber aus der Perspektive der Spielenden auf der Bühne ist es oft stressig und übereilt. Alles muss irgendwie in den Spielplan passen und man hat nur fünf Minuten hier zum Aufbau und zehn Minuten jenes zu erledigen. „Macht hinne Jungs, letzter Song!“, so in etwa.

„Sudden Death“ legt den Schwerpunkt ziemlich auf Klavier und Synthies. Eure vorigen Alben hatten das auch schon, allerdings nicht in der Masse. In einem anderen Interview habe ich gelesen, dass du viel auf dem Klavier komponiert hast. Wie ist es dazu gekommen?

Axel (Stimme und Keyboard) hat in den letzten Jahren bei uns an dem Instrument und auch Synthesizern einen totalen Narren gefressen und er schreibt viele Songs, also glaube ich, dass das einfach eine natürliche Entwicklung auf dem neuen Album war.

„Archaeopteryx in Flight“ ist ein Instrumental mit einem Jam-Charakter und sticht als mit Abstand längster der Platte heraus. Wie seid ihr ans Songwriting für diesen Song herangegangen?

Es hat sich, wie du schon gesagt hast, aus dem gemeinsamen Jammen entwickelt. Wir haben verschiedene Dinge probiert, vorher geschriebene Parts zusammen gesetzt und einfach probiert, zusammen Spaß zu haben. Später im Studio haben wir dann sehr viel mit dem Aufgenommenen experimentiert. Es ist also ein sehr verspielter Song, der genauso durch das „Herumspielen“ zustande gekommen ist.

Der Vibe des Albums ist stellenweise schon sehr beschwingt, beinahe tanzbar und erinnert mich an Bands wie ABBA und GHOST, andere versprühen natürlich den Charme von DEEP PURPLE oder THE BEATLES, um nur einige zu nennen. Gleichzeitig sind die Songs aber oft über ernste Themen über Verlust und das darüber hinwegkommen. Wie würdest du die Musik auf „Sudden Death“ also im Vergleich zum Vorgänger „About Time“ beschreiben?

Schwierige Frage. Ich weiß nicht, ob es textlich sehr weit von dem abweicht, was wir bereits auf vorigen Alben gemacht haben, aber wir haben definitiv mehr Songs in Dur auf diesem Album geschrieben, haha. Es ist nicht etwas, worüber ich wirklich nachdenke.

Neben HORISONT, was sind andere schwedische (Hard-)Rock-Bands die an den Mann gebracht werden sollten? Gibt es vielleicht sogar welche mit denen ihr gerne einmal gemeinsam auf Tour gehen würdet oder bestimmte Länder bereisen?

Wir stehen sehr auf HOT BREATH in letzter Zeit, eine Action-Rock-Band aus Göteborg. Was Bands, mit denen wir gerne mal touren würden angeht, SAXON waren immer schon ein Traum von uns. Da den Opener zu machen wäre toll, SAXON zerstören!

Was ist das wichtigste, was ein guter Rocksong auf dem Weg zum Hit haben sollte?

Ich denke, es muss einfach mühelos von Start zum Ende fließen. Es muss sich quasi anfühlen als ob der Song sich selbst geschrieben hat. Es braucht nicht unbedingt ein cooles Riff oder ein Solo, um zum Hit zu werden. Aber es braucht eine einprägsame Melodie und einen lückenlosen Flow.

Ich spiele manchmal gerne ein Kontrast-Spiel mit den Künstlern zum Ende von Interviews, ich gebe dir zwei Optionen, du musst dich für eine entscheiden und eine kurze Begründung abgeben:

Bier oder Whiskey:

Bier, da ich nicht hart genug für Whiskey bin.

„Fuzz“ vs. Psychedelik in der Musik

FUZZ, da man dazu am besten abrocken kann.

60er vs 70er

60er, da in dieser Zeit alles Grundlegende für die nachfolgenden Dekaden zusammen kam.

Sommer oder Winter (für den Urlaub, vielleicht auch in Schweden)

Sommer, ich hasse es zu frieren.

Songwriting vs. live spielen

Live, da es so viel erfüllender ist.

Quelle: Head of PR, Horisont (Charles Van Loo)
01.07.2020

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