Job For A Cowboy
Interview mit Sänger Jonny zu "Genesis"

Interview

Erstaunlicherweise ist das Debütalbum „Genesis“ der U.S Amerikaner JOB FOR A COWBOY eingeschlagen wie eine kleine Bombe. Vom Metal Hammer U.K. haben sie einen Award als “beste Underground Band” erhalten, in den U.K. Indie Charts kletterte ihr Album direkt auf Platz 28 und in den U.S. Billboard Top 200 ist es auf Platz 54 gelandet! Eine erstaunliche Leistung für einen Newcomer und somit Grund genug, sich einen der Cowboys zu schnappen und ihm ein paar lästige Fragen zu stellen. Zwar habe ich mir Fragen zu den Chart-Platzierungen geklemmt, aber dafür konnte ich Sänger Jonny die eine oder andere interessante Information entlocken.

Job For A Cowboy

Hi Cowboy! Der Bandname JOB FOR A COWBOY ist ein recht ungewöhnlich für eine Death-Metal-Band. Wie kam es dazu und was genau hat es damit auf sich? Bierlaune oder steckt eine Idee dahinter?

Tja, ehrlich gesagt wär es schön, wenn dahinter eine tolle Geschichte steckt, aber natürlich trifft’s die Bierlaune schon eher. Wir gründeten die Band, als wir alle so 15 bis 16 Jahre alt waren, und das Erste worüber sich jede Band Gedanken macht, ist natürlich der Bandname. Wir haben buchstäblich jeden möglichen Bandnamen abgegrast, und sie waren logischerweise alle schon vergeben. Nach etlichen Wochen vergeblicher Suche hatten wir dann genug und jemand aus der Band sagte: „Scheiß drauf, nennen wir uns einfach JOB FOR A COWBOY“. Das war natürlich nur als Witz gemeint, aber irgendwie passte es. Wir haben einfach zu lange damit rumgealbert, so dass wir uns irgendwann nicht mehr davon trennen konnten.

Ihr seid noch eine recht junge Band und habt, soweit ich das weiß, im Jahre 2004 euer erstes Demo veröffentlicht. Wie kam euer Deal mit Metal Blade zustande?

Nun, bevor wir überhaupt auf Tour gehen konnten hatten wir das Glück, mit ein paar lokalen Metalblade-Bands in Arizona zu spielen. Dazu gehörten unter anderem PSYOPUS und INTO THE MOAT. Brian Slagel, der Chef von Metalblade, hat bei einigen Shows vorbeigeschaut, um zu sehen, wie sich seine Bands schlagen. Irgendwie haben wir es wohl geschafft, seine Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen. Als wir dann später auf unserer ersten Tour durch Kalifornien unterwegs waren, traten ein paar Leute von Metalblade an uns heran. Es kam Bewegung in die Sache und wenig später wurde uns ein Deal angeboten – wir ergriffen die Chance und nun sind wir hier.

Metal Blade ist ja nun nicht mehr irgendein Label in der Metal-Welt, sondern besitzt durchaus eine Menge Einfluss. Habt ihr große Hoffnungen, bzw. Erwartungen an den Deal?
Ich frage das nicht ohne Grund. Death Metal ist seit vielen Jahren in der Szene etabliert und es gibt Unmengen an Bands, die ebenfalls wie ihr, ihr Glück versuchen, nur mit dem Unterschied, dass nicht alle solch ein starkes Label im Rücken haben.

Bevor wir überhaupt unterschrieben hatten, war Metalblade unsere erste Wahl. Uns und den anderen Bands geht’s besser, als wir das je erwartet hätten. Für uns ist es immer noch unglaublich, dass wir bei jetzt bei ihnen unter Vertrag stehen, zusammen mit allem, was eigentlich in den letzten Jahren passiert ist.

Wie ich eben bereits angedeutet habe, gibt es Death-Metal-Bands wie Sand am Meer und eine Band muss sich schon in gewissem Maße vom Großteil abheben, um besondere Aufmerksamkeit zu bekommen. Was haben JOB FOR A COWBOY deiner Meinung nach, was andere Bands nicht haben? Wodurch unterscheidet ihr euch von anderen?

Dadurch, dass ich selbst zur Band gehöre, fällt es mir natürlich schwer, das einschätzen zu können. Ehrlich gesagt – keine Ahnung. Wir sind ganz einfach Fans von extremer Musik, alles andere kam einfach auf uns zu, und wir haben uns mitreißen lassen.

Wie sieht es denn mit dem eigenen Geschmack aus… Welche Band macht ihre Sache denn besonders gut und welche kannst du gar nicht leiden?

Meine persönlichen Favoriten sind MARTYR. Sie kommen aus Kanada und spielen technischen Fusion Death Metal. Ihr neues Album lief bei mir wochenlang non-stop im Player. Was das andere betrifft kann ich dir keine richtige Antwort geben. Wenn mir Musik nicht gefällt, hör ich sie einfach nicht. Es gibt keine Band oder ein Genre, was mich wirklich richtig ankotzt.

Ihr pflegt eine ziemlich kompromisslose Art des Todesstahls. Ihr habt geile Blastbeats, coole Rübenschwingerparts und schön brutale Vocals. Habt ihr genaue Vorstellungen davon, wie eure Band zu klingen hat, also welche spezielle Sparte des Death Metals ihr bedient oder ist das Resultat eher purer Zufall, unter dem Motto: Mal sehen, was am Ende der Proben herauskommt!?

Für uns ist es einfach das Schönste, neue Musik zu schreiben. Wir hängen zuhause rum, trinken ein paar Bier, werden betrunken und jammen. Wir sind große Fans extremer Musik und auch nur dort fühlen wir uns als Musiker richtig wohl – alles andere ergibt sich einfach.

Gibt es Vorbilder, die euch in euren Entscheidungen bezüglich der Songs beeinflussen?

Das sind im Prinzip die Bands, die wir selbst am meisten hören. Es gibt eine ganze Menge Bands, mit denen wir liebend gerne spielen und live auftreten würden.

Death Metal gibt es bekanntlich seit vielen Jahren und es gibt ihn in mittlerweile fast unzähligen Varianten. Wie hat denn deiner Meinung nach der optimale Death-Metal-Song zu klingen? Was strebt ihr als Band diesbezüglich an oder ist das alles nur hohle Theorie, weil Musik grundsätzlich aus dem Bauch heraus kommen sollte…?

Der optimale Death-Metal-Song… wenn ich daran denke, kommen mir frühe DECAPITATED, MORBID ANGEL, CANNIBAL CORPSE und DEATH in den Sinn. Aber wenn es darum geht, neue Songs zu schreiben, verlassen wir uns einfach auf unseren Instinkt.

Was gibt es über das Album zu sagen? Erzähl mir und den Lesern bitte etwas über die textliche Ausrichtung. Was steckt hinter „Genesis“? Lediglich eine Ansammlung cooler Songs oder gibt es eine tiefere Bewandnis?

„Genesis“ ist ein Konzeptalbum. Ich hab schon sehr früh gemerkt, dass ich ein Atheist bin, und hab als junger Bursche viel über Religionen gelesen, nur um nicht als ignorant zu gelten. In dieser Zeit habe ich auch viel über die biblischen Katastrophen, religiöse Verschwörungen sowie Verschwörungen im Allgemeinen gelesen.

Das Konzept dreht sich um einen Biochip, „Verichip“ genannt, ein kleines Implantat in der Hand und im Arm. Er wird zur Identifizierung benutzt, aber auch für mediale Zwecke und Finanzielles. Später einmal soll dieser Chip alle Papierrechnungen und Währungen ersetzen. Wenn du also mal eben bei deinem Gemüsehändler einkaufst, bezahlst du nicht bar, sondern wirst gescannt und das Geld von deinem Konto abgebucht. Mit solcher Technologie haben wir es heute schon zu tun. Die erste Familie mit solchen Implantaten war neulich bei Jay Leno zu Gast, wo sie darüber gesprochen haben.
Nun, es gibt zwei Dinge, die dabei besorgniserregend sind. Zum einen bedeutet es für viele Leute einen massiven Einbruch in die Privatsphäre, auf der anderen Seite stehen Vertreter der amerikanischen Christen, deren Führer im Fernsehen diesen Chip verurteilen, weil sie darin das Zeichen des Tieres, des Antichristen sehen. Ihre Sorge ist, dass der Antichrist mit Hilfe des Chips die Kontrolle über jedes Land erlangt, jeden Mann in Amerika und dem Rest der Welt an sich fesselt. Zukunftstechnologie, das Buch der Offenbarung und das Ende der Welt – all das hängt mit diesem Chip zusammen.

Man kann die Songtexte in chronologischer Reihenfolge lesen. Im ersten Song geht es um die Geburt des Antichristen, der sich dann im Laufe seines Lebens zu einer großen politischen Führungspersönlichkeit empor arbeitet. Im Weiteren geht es um den Verichip und die Abschaffung der Währungen, während sich die letzten beiden Songs um das Ende der Zeiten und der Welt drehen.

Wie verlief die Zusammenarbeit mit Andy Sneap, der den Mix erledigt hat? Hat er alles zu eurer vollsten Zufriedenheit erledigt oder gibt es im Nachhinein hier und da doch ein paar Kleinigkeiten, die du oder ihr euch anders vorgestellt habt?
Seid ihr rundum zufrieden oder ist der Abstand einfach noch zu klein, um das Album aus eigener Sicht objektiv bewerten zu können?

Sneap hat in den letzten zehn Jahren viele großartige Alben produziert, und wir wollten schon seit langem mit ihm zusammen arbeiten. Das einzige, was wir uns gewünscht hätten wäre, im Studio dabei sein zu können, als er das Album gemixt hat. Aufgrund unserer Tour blieb uns aber nichts anderes als der E-Mail-Kontakt. Dennoch sind wir sehr glücklich mit dem Ergebnis.

Habt ihr eigentlich bereits die Gelegenheit erhalten, „Genesis“ auf europäischen Bühnen vorzustellen? Solch ein Album will natürlich adäquat beworben werden… auf der Bühne! Wie ich der Metal-Blade-Website entnehmen kann, habt ihr in Deutschland ein paar Gigs im Juni. Werden im Laufe des Jahres noch weitere folgen oder war es das erstmal?

Jep, vorerst war’s das erstmal. Wir sind jetzt seit Monaten auf Tour gewesen und haben unser neues Material präsentiert. Es hat uns echt überrascht, wie gut die Songs ankommen, viel besser, als wir erwartet hatten, wenn man mal betrachtet, wie neu sie eigentlich sind.

Ich danke dir für das Gespräch und hoffe, dass wir noch viel Gutes von JOB FOR A COWBOY zu hören bekommen. Cheers und Daumen hoch für euch!

17.06.2007

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