Necros Christos
Interview zum Abschiedsalbum "Domedon Doxomedon" - Teil III

Interview

Im Rahmen der Veröffentlichung des neuen Albums „Domedon Doxomedon“ von NECROS CHRISTOS konnten wir Fronter Mors Dalos Ra zu einem ausführlichen Telefongespräch bekommen. Da wir euch keinen Teil der interessanten Themen vorenthalten wollen, wird es ein Special aus drei Teilen geben, quasi konzeptuell in Linie mit dem Album.

Im dritten und finalen Teil geht es um „Okkultismus“ in der Metalszene heute, Authentizität und Ernsthaftigkeit in der Haltung von Bands und vielleicht Gegenreaktionen, die so hervorgerufen werden können. Zudem, warum andere musikalische Projekte wie etwa Film- oder Videospiel Soundtracks nie in Frage kommen würden.

Das ist gewisslich wahr:
Sind wir mit gestorben,
so werden wir mit leben.

(2. Timotheus 2:11)

Zu Teil II des Interviews

Zu Teil I des Interviews

 

Im Empyrium angelangt… deshalb dürfen die Herren auch auf uns herab gucken.

 

Ich mag es furchtbar gerne, bei okkulten Bands in Lyrics oder auch Artwork nachzuforschen, gerade wenn diese Bands wissen, was sie tun und ihr Konzept voll durchziehen, wenn das alles eine Einheit bildet. Für viele andere in der Metal Szene ist das mitunter negativ besetzt: „Oh wieder so eine okkulte Band“. Für die ist das nur Mummenschanz, die wollen nichts damit zu tun haben. Es gibt Bands, die machen so etwas für Show, und es gibt andere, die meinen das ernst, und das merkt man. Das merkt man, wenn man sich die Bands anschaut, Texte liest, Interviews analysiert und ganz einfach daran, wie durchdacht ihr Konzept ist und wie viel Arbeit sie da rein stecken. Wie siehst du das, interessiert dich das oder nicht? Trennst du das? Also deine privaten Überzeugungen/Spiritualität und wie du halt mit der Band wahrgenommen wirst?

Erstmal muss ich sagen, dass ich es total respektiere, wenn Leute sagen, der ganze Überbau interessiert sie nicht, aber sie finden, es sind geile Songs. Das wichtige für mich ist, wir machen Heavy Metal, also genauer Death Metal. Das ist die Art Musik, die so wahrgenommen und so auch gehört wird.

Ich habe auch viele Platten bei mir daheim, wo mich die Lyrics nicht interessieren, das aber ganz tolle Songs sind. Ich muss nicht alles verstehen, auch nicht als Fan. Das ist für mich vollkommen ok. Ich kann es auch gut nachvollziehen, wenn vielen Fans das zu absurd ist. Dann möchte ich aber auch unterscheiden zwischen Bands wie uns, wo ich der festen Überzeugung bin, dass wir uns viel Mühe geben und authentisch sind in dem ,was wir machen, und solchen, wo man hundert umgedrehte Kreuze auf der Platte hat und mit einem Cover gezeichnet auf Viertklässler-Niveau. Das macht für mich keine böse Musik aus. Solche Bands möchte ich auch ungern mit uns vergleichen.

Ihr nehmt es schon ernster.

Ich nehme das schon sehr ernst. Meine Jungs, jeder von meinen Mitmusikern ist sein eigener Herr und eigener Charakter. Ich habe sehr starke und tolle Musiker in meine Band, die aber alle wissen worum es sich textlich bei mir handelt, worum NECROS CHRISTOS sich dreht. Die gehen alle so weit konform damit, dass sie das akzeptieren. Meine Lyrics spiegeln nicht die Meinung der gesamten Band wieder, aber alle wissen mit welcher Ernsthaftigkeit wir Musik machen und sind sich darin eins. Es ist völlig klar, dass, es auch nicht jeder gut finden kann, wenn man sich in einem so extremen Bereich befindet. Wenn Leute sich stumpfen plakativen Satanismus auf die Fahne schreiben ist es klar, dass sich alle einig sind. Es geht immer um das gleiche. Dieselben Symboliken. Wenn man aber eine so komplexe  Sache wie wir anfasst, ist es vollkommen klar dass Leute sagen:“Da steige ich aus“. Das ist für mich vollkommen ok.

War es schwer damals bei den Anfängen Leute zu finden, die auf einer Wellenlänge liegen?

Mental liegen wir ja nicht alle unbedingt auf einer Wellenlänge. Jeder hat seine Ansichten, wir respektieren aber aus vollstem Herzen die Ansichten des jeweils anderen. Viel schwieriger war es Leute zu finden die musikalisch, aber auch menschlich vom Charakter zueinander passen. Das hat sich aber auch wunderbar ergeben über all die Jahre. Ich denke, dass wir momentan das beste Line-Up haben was wir jemals hatten. Ich freue mich sehr auf die kommenden Shows. Wenn du hörst was auf dem neuen Album an Musikalität abgeht, haben wir denke ich auch gezeigt was möglich ist.

Ich denke auch, dass euer neues Album technisch und musikalisch das ausgereifteste ist, das kann selbst ein Amateurmusiker wie ich heraus hören. Gibt es live irgendwelche Rituale die ihr zusammen habt? Bereitet ihr euch irgendwie besonders vor? Oder ist das einfach nur – hört sich jetzt ein wenig doof an – der Job?

Ein Job ist es für uns in sofern nicht, aber gut, dass du es ansprichst. Dafür spielen wir eigentlich viel zu selten im Vergleich zu anderen Bands. Wir werden bestimmt jetzt mehr spielen aufgrund des Albums, aber ein Job war es für uns nie. Bestimmte Rituale, da hat ein jeder für sich eigentlich sein eigenes „Programm“ vor der Show oder danach. Ohne das auf mystische Weise zu verklären, kann ich auch sagen, dass wir immer eine gute Zeit gehabt haben. Wir lieben es alle live zu spielen. Wir sind auch noch nicht ganz so schlüssig wie die Optik aussehen wird. Ich finde viele der momentanen Bands mittlerweile vollkommen übertrieben. Wenn die Bühnenshow größer wird als die eigentliche Musik, dann hab ich auch als Zuschauer gar nicht mehr so viel Freunde. Ich glaube, gerade ist das vielleicht so ein gewisser Trend… vielleicht auch nicht. Es wird ja immer mehr an Deko auf die Bühne gepackt, es gibt Bands die bauen ihr eigenes Amphitheater auf. Je mehr es so eine Entwicklung gibt,  desto eher werden wir zurückfahren und uns auf unsere eigene Musik konzentrieren. Gut, wir werden nie eine Band sein, die in Bandshirts und kurzen Hosen auf der Bühne steht, aber wir werden auch nicht uns diesem momentanen „Movement“ anschließen und unsere eigenen Altäre aufbauen oder so etwas. Wenn der Aufbau der Requisiten länger dauert als das Einstimmen, dann versteh ich das nicht. Da kann man schon von einer Theaterproduktion sprechen.

Wäre das so etwas (die Theaterproduktion), was man musikalisch mal ausprobieren würde? FURIA haben es schon geschafft mit ihrer Musik im polnischen Theater aufzutreten, Billy Howerdel von A PERFECT CIRCLE hat Musik für Videospiele geschrieben. Würde dich so etwas auch reizen?

Ne, also bei Videospielen hört alles auf. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es mal bei Guitar Hero einen NECROS CHRISTOS Song geben wird. Da könnte man mir sonst was bieten, das würde ich niemals machen. Das mit dem Theater hört sich reizvoll an, aber hängt natürlich auch vom Stück ab. Aber für solche Zeitverschwendung wie Videospiele noch Musik zu schreiben, dem steh ich total ablehnend gegenüber.

Das war es von meiner Seite eigentlich so weit.

Cool. Waren wirklich gute Fragen dabei.

Mich interessieren diese ganzen okkulten Sachen. Ich mag Bands die ein wenig mehr dahinter stehen haben als oberflächliche Provokation. Ein einfaches „Hail Satan“ reicht mir nicht. Deswegen mag ich es sehr gerne, tiefgreifender über Konzepte oder Überzeugungen zu reden.

Man muss auch überlegen mal überlegen, dass das echt paradox ist. Ich hatte dasselbe Thema letztens mit einem anderen Interviewer. Du kannst mittlerweile als Black Metal Band 666 mal Satan schreien und hast Pentagramme und die einschlägigen anderen Klischees und es schockt heute keinen mehr. Jetzt kommen wir mit einer neuen Platte raus. Es gab glaube ich noch nie eine Death Metal Platte mit so vielen Kreuzen drauf und wir reden hier nicht von umgedrehten. Auch nicht mit so viel heiliger Symbolik und diesem speziellen Thema. Ich bin sehr gespannt wie viele sich darüber echauffieren werden. Im Grunde sind wir jetzt die, die anecken und nicht die anderen, die von sich selber sagen wir sind gegen die Gesellschaft und wir verdammen das Christentum. Das interessiert keine Sau mehr. Jetzt kommen wir, bedienen uns extremer Musik, aber haben eine komplett andere Thematik. Das wird noch sehr interessant.

Also selbst schlechte Presse ist Presse im Zweifel.

Es wird sich zeigen wie viele Leute das gut oder schlecht finden, aber im Endeffekt ist das auch egal. Wir sind uns selbst immer treu geblieben und das ist das wichtigste. Ich kann mich nach wie vor im Spiegel angucken und kann sagen wir haben uns selbst nie verleugnet. Wir haben nie irgendwas für Geld gemacht oder sind zu einem größeren Label gegangen und da bin ich schon stolz drauf.

Künstlerische Integrität.

So sieht’s aus. Ich denke in der Hinsicht kann man uns keinen Vorwurf machen.

Das denke ich auch nicht. Vielen Dank fürs Interview und vielleicht bis später auf Tour!

Galerie mit 20 Bildern: Necros Christos - De Mortem Et Diabolum 2018
Quelle: Mors Dalos Ra
12.05.2018

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