The Unguided
stehen nicht im Schatten ihres Vaters

Interview

THE UNGUIDED haben vor kurzem „Father Shadow“ veröffentlicht. Auf Album Nummer fünf zelebrieren die jetzt nur noch vier Schweden wieder modernen Melodic Death Metal mit Metalcore-Schlagseite, wie ihn SONIC SYNDICATE damals salonfähig machten. Im Gespräch mit Frontmann Richard Sjunnesson erfahren wir, was es mit dem aktuellen Personalwechsel auf sich hatte, wie das aktuelle Album aufgebaut ist und wohin die Zukunft die Band führen wird.

„Father Shadow“ ist euer fünftes Studioalbum. Welche Songs gehören zur Konzeptstory von THE UNGUIDED und welche nicht?

Es ist wie immer ein halbes Konzeptalbum. Ich schreibe gerne einen Mix aus Liedern mit fiktivem und realen Hintergrund. Letztere sind dann so in der Art, wie ich sie damals schon für SONIC SYNDICATE geschrieben habe. Auf diesem Album gehören „Childhood’s End“, „Crown Prince Syndrome“, „Stand Alone Complex“, „Lance Of Longinus“, Seth“ und „Gaia“ zur Konzeptgeschichte. Also gehören sechs von vierzehn Songs zur Geschichte.

Albumcover The Unguided - Father Shadow

Der Abgang von Henric (Liljesand, ex-Bass) ging dem Albumrelease voraus. Warum hat er die Band verlassen und warum habt ihr euch dafür entschieden, ihn erst einmal nicht zu ersetzen?

Henric war immer sehr beschäftigt. Er hat vier Kinder, eine wichtige Stellung in seinem Beruf und er hat Verpflichtungen mit anderen Bands wie CIPHER SYSTEM und NIGHT CROWNED. Er konnte sich nicht so auf das Touren mit uns konzentrieren wie der Rest der Band. Wir hatten Ersatzbassisten für unsere Headlinetouren in der Vergangeheit, weil er keine Zeit hatte. Wir kamen zu einem Punkt, wo es nicht mehr funktionierte. Wir vier wollten uns mehr in die Band reinhängen. Es fühlte sich einfach nicht mehr fair an, was er auch total verstehen konnte, da er nicht so viel für die Band getan hatte.

Die Entscheidung fiel schon im Frühling 2019. Wir haben es im Musikvideo zu „Seth“ schon angeteasert, am Ende gibt es einen Shot, wo Henric aus dem Shot rausgeht und wir vier im Bild bleiben. Nicht viele Leute haben das bemerkt, aber wir haben damals schon einen subtilen Hinweis darauf gegeben, dass er geht. Es war aber keine Frage, dass er alle Bassspuren für das Album aufgenommen hat und ich denke, das wird auch bei den kommenden Alben so sein, da wir ihn als Musiker und Freund sehr schätzen.

Da wir mit ihm so gut zurecht kamen, ist es auch schwierig, sich auf einen anderen Bassisten einzulassen, da der Rest von uns mittlerweile sehr eng befreundet ist und es nicht wirklich Sinn ergibt, da eine andere Person hinzuzuholen. Wir hatten etwas Pech mit den Mitgliederwechseln in den vergangenen Jahren, es war etwas zu viel, aber jetzt fühlt es sich mit uns vieren sehr solide an und wir wollen schauen, wie es sich in diesem Albumzyklus entwickelt. Es ist ein sensibler Prozess für uns und für die Fans. Henric ist der Band im Frühling 2011 beigetreten und ihn gehen zu sehen, ist ein Schlag für die Fangemeinde und dann jemand neuen dazuzuholen, ist noch ein weiterer Schlag, weil sich die Leute an jemand neuen gewöhnen müssen. Wir haben uns sozusagen dazu entschlossen, den Leuten erst einmal nur einen Schlag zu verpassen. (lacht) Wir hatten einen großartigen Ersatzbassisten auf unserer letzten Tour in Form von Mathias Lindblom (BENEATH MY FEET), aber wie es weiter geht, wird man sehen.

Bedeutet Henrics Weggang, dass ihr in Zukunft mehr touren werdet?

Es ist immer noch eine professionelle Hobbyband sozusagen. Wir haben keine Pläne, sie zu unserem Broterwerb zu machen, aber wir werden definitiv etwas mehr touren als in der Vergangenheit. Wir freuen uns sehr, die Bühnen mit THE UNGUIDED zu entern. Der derzeitige Plan ist, im Herbst 2021 zu touren. Ich denke, Frühling wäre etwas zu optimistisch, wenn man sich die aktuellen Entwicklungen anschaut.

Im Musikvideo von „Crown Prince Syndrome“ sehen wir Roland (Johansson, ehemals Gitarre und clean Vocals) mit Henric zusammen, aber auf dem Album taucht er nicht auf. Denkst du, er ist mit dem Thema THE UNGUIDED durch oder gab es keinen Plan für ein Feature?

Es war von beiden Seiten aus nicht wirklich ein Thema für dieses Album. Wir redeten über ein Cameo im Musikvideo und das sollten eigentlich John (Bengtsson, ex-Drums), Roland und Henric sein. Aber John hatte leider keine Zeit, als wir das Video aufnahmen. Roland ging als letztes, also war es irgendwo logisch, ihn zusammen mit Henric zu zeigen. Wir wollten damit eine Art Familiengefühl erzeugen und zeigen, dass es kein böses Blut unter uns gibt.

Was Roland als Gastsänger angeht, kann ich nur sagen, dass wir es für dieses Album nicht geplant haben. Vielleicht versuchen wir es beim nächsten Album, wenn er Lust hat. Es ist nichts, mit dem wir rechnen, aber auch nichts, mit dem wir nicht rechnen. Gerade bei den Coverversionen von SONIC SYNDICATE hätte es keinen Sinn ergeben, da es schon eine Roland-Version der Songs mit den Originalen gibt. Was die Leute von uns live hören, ist die Jonathan-Version der Songs. Es wäre zwar toll und nostalgisch mit Roland gewesen, aber so herum ist es sinnvoller.

Gibt es Pläne für ein weiteres „Family Reunion“-Konzert, wie das in Falkenberg (Schweden) vor drei Jahren?

Wir hätten total Lust auf eine weitere Legacy-Show, wie wir es damals genannt haben. Leider ist die Welt zur Zeit im Chaos, daher kann man nicht wirklich planen. Aber für die Zukunft wäre das eine tolle Idee. Wir werden darauf auf jeden Fall zurückkommen. Jeder von uns hat Lust dazu, es geht nur um die richtige Vorausplanung. Und natürlich würde die Show etwas anders aussehen als damals, was ja eine Farewell-Show für Roland war. Wenn wir so etwas noch einmal planen, dann wird es ein bisschen anders sein, auch mit neuen Songs im Set.

Wie habt ihr das Album geschrieben und aufgenommen, wenn man bedenkt, dass wir in der Corona-Pandemie leben und ihr alle über Schweden verteilt wohnt?

Das Album war fertig, bevor alles im Chaos versank. Die Aufnahmen fanden Anfang Februar statt und der Mix im März. Wir waren mit dem Mastering fast fertig, als Corona hier ankam. Alles wurde in mehreren Sitzungen in Göteborg bei Obsidian Recordings aufgenommen. Wie gesagt, da es rechtzeitig genug war, hatte die Pandemie keine Auswirkung darauf. Nur das Problem, was wir jetzt haben, ist, dass wir das Album nicht mit einer Tour promoten können.

Wie plant ihr, „Father Shadow“ zu promoten?

Wir haben ein paar tolle Ideen und Napalm Records unterstützt uns auch sehr, es wird auch etwas kommen, aber darüber kann ich im Moment noch nicht so viel sagen. Haltet eure Augen offen!

Galerie mit 15 Bildern: The Unguided - Rockharz 2019
Quelle: Interview mit Richard Sjunnesson
21.10.2020

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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