Angel Dust - Into The Dark Past (Re-Release)

Review

Galerie mit 19 Bildern: Angel Dust - Ruhrpott Metal Meeting 2022

Es wäre vielleicht ein wenig übertrieben, ANGEL DUSTs „Into The Dark Past“ als Klassiker zu betiteln, aber eine kleine Kultscheibe des Teutonen-Thrash-Metals ist das Debüt der Band dennoch. Als es 1986 erstmals veröffentlicht wurde, sicherte es sich schnell einen Platz im Herzen derer, die neben den bereits etablierten deutschen Thrashern vom Schlage DESTRUCTION, KREATOR, SODOM und TANKARD auch die zweite und dritte Liga des Subgenres wertschätzten. Hier kommt nun via High Roller Records die Neuauflage.

ANGEL DUST spielen auf „Into The Dark Past“ Zweitliga-Thrash vom Feinsten

Es mag sein, dass man – wie der Verfasser dieser Zeilen – damals beim erstmaligen Release von „Into The Dark Past“ dabei gewesen sein muss, um ANGEL DUSTs Werk wirklich schätzen zu können. Aber wer Bands wie DARKNESS, VECTOM, DEATHROW, EXUMER, LIVING DEATH, ASSASSIN, DRIFTER schätzt, der wird viel Spaß mit dem (wieder)entdecken des Albums haben.

1986 spielten ANGEL DUST lupenreinen Speed ’n‘ Thrash Metal, wie er wohl nur aus Deutschland kommen konnte. Dass sich die Dortmunder von allen großen Thrash-Acts der damaligen Zeit beeinflusst zeigten, verleiht der Scheibe einen besonderen Charme. Dies zeigt sich besonders im Gesang, wo Frontmann Jörg Weiss immer wieder versucht hohe Schreie in seinen urtypischen Thrash-Vocals unterzubringen, wie es Schmier etabliert hatte, Mille es auf den TORMENTOR-Demos tat und auch Tom Araya es zu Zeiten von „Show No Mercy“ noch gerne machte.

ANGEL DUST spielten rohen und ungestümen Thrash, welcher kein Klischee ausließ – weder beim Songwriting noch bei den Lyrics. Mit begrenztem Vokabular und ebensolchen musikalischen Fähigkeiten holzt die Band herrlich ungestüm schnell und simpel drauflos. Das ist weder besonders originell noch anspruchsvoll, dafür aber authentisch und charmant.

ANGEL DUST vermitteln das Lebensgefühl des 1980er-Jahre-Thrash Metals

ANGEL DUST geht es gar nicht darum musikalisch etwas zu beweisen. „Into The Dark Past“ vermittelt das Gefühl, welches in der zweiten Hälfte der 80er Jahre in der deutschen und speziell der Ruhrpott-Thrash-Gemeinde vorherrschte. Überall gründeten sich kleine Bands, die einfach nur ihren Vorbildern nacheifern wollten. Thrash war damals nicht nur Musik, sondern auch ein Lebensgefühl. Kleine versiffte Proberäume, Kutten, Dosenbier und Party machen ohne Ende. Anders sein, abschalten vom oft tristen Alltag. Thrash war eine Jugendkultur, eine Bewegung – mehr als nur Musik. Purer Eskapismus! ANGEL DUST ist es wichtiger Emotionen zu vermitteln als perfekt zu spielen und es ist ihnen auch egal, wenn man immer wieder Songelemente in ihren Songs findet, die dem Hörer irgendwie bekannt vorkommen.

Das soll allerdings nicht bedeuten, dass ANGEL DUST ihre Instrumente nicht beherrschen oder keine guten Songs schreiben. Ganz im Gegenteil. „Into The Dark Past“ enthält durchweg hochkarätige (heute würde man sagen „OldSchool“) Thrash-Nummern, die voller Energie nach vorne losgehen und in ihrer Simplizität restlos begeistern. Wie heißt es bei DIE ÄRZTE so schön? „Immer mitten in die Fresse rein!“ – das könnte das Motto dieser Scheibe sein.

Heute klingt „Into The Dark Past“ ein wenig altmodisch, auch aufgrund der typischen Mid-Achtziger-Produktion und der omnipräsenten TESTAMENT und SLAYER-Referenzen, und könnte als reaktionär empfunden werden. Wer jedoch seine musikalische Thrash-Metal-Sozialisation mit Alben wie „Pleasure To Kill“ und „Infernal Overkill“ erfahren hat und ANGEL DUSTs Debüt noch nicht kennt, muss dem Werk unbedingt eine Chance geben.

Leider hat die Band schon beim zweiten Album den Sänger ausgetauscht und fortan andere musikalische Wege beschritten. Diese waren musikalisch deutlich anspruchsvoller, aber ließen den Spirit des Debüts vermissen. Hm, vielleicht ist „Into The Dark Past“ doch ein Klassiker?!?!

Text von Olaf Brinkmann

28.06.2021

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1 Kommentar zu Angel Dust - Into The Dark Past (Re-Release)

  1. memme666 sagt:

    Mahlzeit. Mitnichten dürfte auf dem Album Herr Weiss gesungen haben. Der war zwar mal Sänger, hat aber sogar auf dem Demo nicht mehr gesungen, wenn ich richtig in Erinnerung habe. Vokalist auf der Scheibe war Romme Keymer, der nach dieser Scheibe aber in der Tat ausschied. Ich glaube, wegen Tinnitus. Das war extrem schade, weil der nicht nur auf der Bühne sehr sympathisch war. Wie sahen den mal auf einer der zahlreichen Veranstaltungen in Knesebeck von und mit den sagenumwobenen Tempest, wo auch Heavens Gate noch live spielten…. Schön war die Zeit.

    9/10