Bosnia - Nazarene Hallucinations

Paradigms Recordings sind ein sehr ungewöhnliches Label aus dem Untergrund. Winzig klein und absolut nicht auf’s große Geld aus, konzipieren sie ihre Veröffentlichungen vorab als Raritäten und sorgen per Exklusivvertrieb über die eigene Webseite dafür, dass Massenabfertiger wie Amazon & Co. bestenfalls aus zweiter Hand an den Paradigms-Platten verdienen. Und selbst das ist im Falle von BOSNIAs „Nazarene Hallucinations“ sehr unwahrscheinlich, denn von dieser EP wurden nur 500 Exemplare gepresst.

BOSNIA kommen, wie ihr Name nicht unbedingt vermuten lässt, aus Denver/Colorado und spielen brutalen und abwechselnd lähmenden und schnellen Sound, eingespielt mit mächtig tief gestimmten Bässen und Gitarren, bedrohlich-dumpfem Schlagwerk und schmerzverzerrtem Hassgeschrei.
Nach einem Rückkopplungsgewitterintro steigen die drei in den Song „Jehova“, einer voll Abscheu herausgekotzten Anklage der etablierten Kirche und ihrer Vertreter, die sich mittels Lügen und Drohungen die Gefolgschaft ihrer getreuen Schäfelein sichern. Diesem Thema bleiben BOSNIA auch bei „Assemblies Of God“ treu und beschwören hierin gar den Behemoth, ein der jüdisch-christlichen Mythologie entstammendes Ungeheuer, die Kirche zu zermalmen. Die übrigen Songs befassen sich mit anderen Inhalten, werden jedoch gleichermaßen tempovariiert und stets endzeitlich untermalt.

Zu hören gibt’s auf „Nazarene Hallucinations“ so genannten „Blackened Doom Crust“, eine Mischung aus 1970er-Jahre-Doom à la PENTAGRAM, düster groovenden DOWN zu „Nola“-Zeiten und frühem Blackmetal. Hässlich, hinterhältig, atmosphärisch, fesselnd, aufgelockert durch klare Instrumentalpassagen, in denen eigentlich nur zum nächsten Peitschenhieb auf’s Ohr ausgeholt wird. Wer KYLESA oder HIS HERO IS GONE kennt, deren Song „The End Result Of Months In A Mental Hospital“ hier als Cover zu hören ist, kann sich ungefähr vorstellen, wie BOSNIA klingen.
Ich bin begeistert und rate allen Doom-, Sludge-, Black-, Crust-, und Stonerfans dazu, sich schleunigst ein Exemplar von „Nazarene Hallucinations“ zu sichern. Hoffentlich legen die Männer bald ein Album nach!