Crystal Shark - Carchaphobia

Review

Der kleine Sharky hasst die Dreigroschenoper, denn immer wenn Mackie Messer intoniert: „Und der Haifisch, der hat Zähne“, verfällt unser Jung- Carcharodon Carcharias in einen Unterwasserheulkrampf. Denn seitdem er dummerweise versucht hat, sich in diesen verdammten Öltanker zu verbeißen, hat’s ihm das ganze Revolvergebiss aus dem gigantischen Maul gehau’n und das steckt nu in der vermaledeiten Schiffshülle. Tausende Seemeilen entfernt. So eine Scheiße. Und Sharky hat Huuunger.

Aber nu hat der abgemagerte Ex-Schrecken der Tiefe den passenden Soundtrack zu seiner Zahnlosigkeit gefunden: Crystal Shark sind nämlich genau so ohne Biss, ganz wie unser kleiner Weißhai.
Wer sich da laut Titel vor nem Hai fürchten soll, weiß der betrübte Sharky nicht.
Nur, dass der Hai auf dem Cover noch kräftig zubeißen kann.

Was zunächst mit einem recht angenehmen Stampfer etwa in Accept Manier beginnt, verflacht mit zunehmender Spielzeit ziemlich und ist nach Track 3 noch so gemeingefährlich wie ein Katzenhai. Weder gelingt es dem Kristallhai, zwingende Songs (abgesehen von „Infinite Justice“ zu Beginn und vielleicht das treibende „Fight“ in der Mitte) zu schreiben, noch trifft Fronter Didi alle Töne. Zwar hat seine schräge Stimme ein ganz eigenes Charisma, aber er haut ein paar Mal zu oft daneben. So wie der bedauernswerte Sharky, der immer noch auf der Suche nach ner Bärenfalle ist, die er sich ins Maul setzen kann, um mal wieder nen Surfer anzuknabbern.

Die Produktion ist auch mehr als gewöhnungsbedürftig… während der prägnante Bass und die Kicks stellenweise alles an die Wand pressen, gehen bei so manchen Songs („Fight“, „Steelbound“) die Klampfen etwas unter und die Chose wird eben recht zahnlos. Sympathisch ist jedoch die Tatsache, dass die vier Kerls den 80ern in Richtung Running Wild und Konsorten mit vollen Enthusiasmus huldigen, und ihren Sound nicht mit in diesem Falle unpassenden modernen Anleihen aufblasen müssen.

Sicherlich ist Originalität bei den Herrschaften dabei ebenso zu suchen wie Sharkys Beißerchen, aber der Sachverhalt würde kein wirkliches Manko darstellen, würden auch einprägsame Songs geschrieben, die sich nach ein paar Durchläufen mitschmettern lassen. Aber genau so sollte klassischer Metal eben sein. Faust hoch und Refrain geschmettert. Da muss der kristallene Hai noch ein paar Flossenübungen machen. Viele der Riffs sind schon ganz ansprechend, aber dafür, dass man schon ne ganze Reihe Demosongs veröffentlicht hat, könnte das Songwriting doch nen Happen erwachsener daherkommen. Auch einige der Soli sind einmal zu lang und kranken dann auch noch an akuter Belanglosigkeit.

Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Gute Ansätze sind reichlich vorhanden (auch „Shadowsquad“ geht schwer in Ordnung)… und vielleicht finden Crystal Shark bald den Dreh raus und Sharky auch bald nen guten Zahnarzt, der ihm wieder ein paar Reihen messerscharfer Zähnchen installiert. Damit er auch morgen noch kraftvoll zubeißen kann. Somit sind erst mal Warten und Dosenravioli angesag …

29.06.2005

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