



Eigentlich machen DE PROFUNDIS auch nicht viel anders als all die anderen zahllosen Death Metal-Bands, die ihre Einflüsse offen zur Schau tragen. Daher ist das, was die Herren auf dem Papier auf ihrer diesjährigen EP „The Gospel Of Rot“ (bzw. generell) abfeuern, auch eigentlich nichts Neues. Und doch wird hierauf einmal mehr bewiesen, warum das Quintett so ein Geheimtipp unter Kennern geworden ist. Die gegenständlichen Briten finden nämlich immer wieder Wege, ihren Sound mit geschickten Wendungen und Windungen interessant zu halten, ohne sich respektive die Hörerschaft in unnötig verschachtelte Irrgärten zu schleifen. Das beeindruckte bereits auf deren Platten „The Blinding Light Of Faith“ und „The Corruption Of Virtue“ gleichermaßen.
Das britische Death Metal-Kommando DE PROFUNDIS kehrt im EP-Format zurück
Das, was die Briten machen, klingt auf dem Papier wie erwähnt nicht sonderlich einfallsreich und dürfte wahrscheinlich aus der Ferne für mehrfaches Abwinken sorgen. Und der Old-School Death-Markt ist auch übersättigt. Man bedient auf „The Gospel Of Rot“ im wesentlichen den US-amerikanischen Death Metal, Elemente beispielsweise von DEATH, IMMOLATION oder MORBID ANGEL lassen sich in der Musik nachweisen, wenngleich das Quintett anno 2025 den Prog-Anteil noch weiter eingedampft zu haben scheint. Unter anderem am Tieftöner musste derweil wieder neu besetzt werden, sodass nun ein Herr Simon McAuliffe in die tiefen Saiten greift. Sein Spiel wirkt möglicherweise etwas subtiler als das seiner Vorgänger.
Im Gesamten wirkt der Sound von DE PROFUNDIS dadurch noch natürlicher, auch in hörbarer Abwesenheit diverser Quantisierungen. Die Neubesetzungen via EP-Format an die Hörerschaft zu bringen erweist sich prinzipiell aber als geschickter Schachzug. Und mit dem Opener „Corruption“ gehen sie direkt in die Vollen, lassen den Song durch verschiedene, stets songdienlich nach vorne gespielte Motive durch rattern und bringen innerhalb von 4 Minuten bereits so viele Ideen unter wie ROTPIT beispielsweise auf gesamter Albumlänge. Das ist zugegeben ein unfairer vergleich, wird bei den schwedisch-teutonischen Kanalratten schließlich mit den verkrusteten Augenlidern nur so geflattert, wird der Caveman-Sound per se zum leibhaftigen, leidenschaftlichen Ausdruck der eigenen Ungewaschenheit.
Dabei hat es einige wichtige Neubesetzungen gegeben, die hier mit hochqualitativem Todesblei eingeweiht werden
Das ist bei den hiesigen Londonern nicht der Fall. Hier kommt hochqualitativer Todesstahl, der selbst in verkürzter EP-Länge ein ausreichendes Maß an Halbwertszeit mitbringt und trotz fehlendem Fretless-Geblubber einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Das Gitarrengespann bestehend aus Paul Nazarkardeh und Soikot Sengupta sorgt mit den kreativen, variantenreichen Schlenkern querbeet durch das Einmaleins des nordamerikanischen Todesbleis mit gelegentlichem Blick gen Stockholm („Indoctrination“ z. B.) für reichlich Abwechslung. Oh, und eine weitere Neuerung im Lineup macht sich rasch bemerkbar: Auch am Mikro wurde neu besetzt, sodass nun ein Herr Stefano Bassi frontet und quasi aus dem Stehgreif heraus – seine Metal-Archives-Vita ist noch vergleichsweise jungfräulich – eine monströse Darbietung aufs Parkett legt.
Trotz der knappen Spielzeit von nicht ganz 17 Minuten werden Todesbleijünger mit dieser neuen EP also ihre helle Freude haben. Ganz klar ist, dass sich DE PROFUNDIS hier mit ihren Neubesetzungen ausprobieren möchten. Und das ist gelungen. Kann man ihnen ankreiden, dass sie möglicherweise direkt auf Albumlänge hätten erhöhen können? Geschmackssache, denn ebenfalls muss bedacht werden, dass die Londoner hier in Eigenregie veröffentlicht haben. Ohnehin lassen sie sich gerne zwischen Veröffentlichungen Zeit, sodass man ihnen anrechnen muss, dass sie nichts überstürzen und den Braten lieber ein bisschen länger im Ofen lassen. Und an den vielschichten Tracks dieser EP gibt es fürwahr einiges zu knabbern und viele Facetten zu schmecken …

Michael


















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