Drowned - Procul His

Review

Soundcheck Januar 2024# 8 Galerie mit 10 Bildern: Drowned - Hell Over Hammaburg 2023

DROWNED schreiten seit über 30 Jahren schattenhaft durch die Death-Metal-Szene. Das Trio hat keine riesige Fanbase, wird in Fachkreisen aber hoch geschätzt. Denn der Bandname steht für konstante Qualität, auch wenn sich diese nur sehr selten in Form neuer Veröffentlichungen manifestiert.

Zehn Jahre sind seit dem Album „Idola Specus“ vergangen, doch „Procul His“ knüpft an die letzten Tönen dieses Langspielers an, als wäre kein einziger Tag vergangenen. Lediglich die Produktion ist trockener und reduzierter ausgefallen, was dem Stil von DROWNED allerdings entgegenkommt. Denn die Band arbeitet stets sorgfältig und detailverliebt, erschafft dabei auf kleinem Raum eine dichte wie morbide Atmosphäre.

DROWNED sind Meister ihres Faches

Wer von einer traditionell ausgerichteten Todesstahl-Gruppe erwartet, dass diese derbe rumpelnd und mit einem Augenzwinkern durch bluttriefende Lyrics watet, dürfte von „Procul His“ schwer enttäuscht werden. DROWNED bleiben stets ernsthaft und lassen in ihrer Kunst keinen Raum für bierselige Belanglosigkeiten. Entsprechend durchdacht und ausgeklügelt sind die Songs auf dem neuen Album.

Im Midtempo fräsen sich düstere Gitarren durch die Gehörgänge, erinnern dabei an alte Schwedenklassiker, sind in ihren Melodien aber kompakter als die Vorbilder. Dazu gesellen sich röchelnde Vocals und ein abwechslungsreiches Schlagzeug, beides staubtrocken produziert. Wo zum Beispiel SULPHUR AEON auf Opulenz setzen, um ihren Death Metal durch einen endlos-bizarren Kosmos zu jagen, stoßen DROWNED fast schon minimalistisch in verborgene Winkel der Realität vor.

Die Band hat diesen Stil perfektioniert, scheint aber auch in ihm gefangen zu sein. Über weite Strecken klingt das Album zwar kunstvoll aber auch gleichförmig. Was im Jahr 2006 auf der Demo „Viscera Terræ“ gemeinsam mit Bands wie EXCORIATE und KAAMOS düsteren Wind durch ein kaputtproduziertes Genre wehen ließ, steckt nun in einer ganz eigenen, sich wiederholenden Zwickmühle fest. Der Tod lauert nun einmal am unsicheren Horizont der Zukunft und nicht konserviert in den verstaubten Plattenregalen der Vergangenheit.

„Procul His“ ist ein Death-Metal-Kleinod

Dieses ewige Dilemma des Death Metal ausgerechnet DROWNED anzukreiden, wäre jedoch unfair. Zwar fehlt es dem Album an Biss und einnehmender Ausstrahlung, doch die Qualität ist weiterhin sehr hoch. Auf „Procul His“ finden sich keine Filler und die omnipräsente finstere Atmosphäre legt sich beim Hören wie ein wohltuender Schleier über die Welt.

Dem Trio aus Berlin ist es abermals gelungen, ein zeitloses Death-Metal-Kleinod zu erschaffen. Wie allen Meistern täten DROWNED ein paar neue Impulse gut, aber wenn die Band weiterhin Werke wie „Procul His“ kreiert, die auch beim x-ten Durchlauf nicht langweilig werden, ist dies Meckern auf sehr hohem Niveau. Wir dürfen bereits auf den Moment gespannt sein, in dem die Band das nächste Mal aus dem Schatten tritt.

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28.01.2024

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7 Kommentare zu Drowned - Procul His

  1. ClutchNixon sagt:

    Die Old School Renaissance der letzten Jahre treibt mitunter seltsame Blüten, klingt das hier doch wie mit einem Achtspurgerät aufgenommen, wobei die mittelprächtigen Gutturals viel zu präsent tönen. Drum merke auf: Schön rein in‘ Mix, dann ist auch mehr Incantation.

    Fazit: Och nö!

  2. deadguy sagt:

    Ich mag ja ranzige Produktionen, von daher muss ich die antesten, der Vorgänger war schon superb.

  3. ultra.silvam sagt:

    Grandioses Album. Nach endlich 10 Jahren ein würdiger Nachfolger. Bei Sepulchral Voice Records weiß man halt was man bekommt.

    @ClutchNixon: Was jetzt eine Band die seit 1993 Musik raushaut mit Old School Renaissance zu tun hat ist ebenso fraglich wie der Geschmack von Leuten die alles nur glattgebügelt und unorganisch mögen. aber gut. Gewisse Musik is halt nur was für Liebhaber.

    8/10
  4. ClutchNixon sagt:

    Du toller Typ 😂

  5. Vlad_the_Impala sagt:

    Die Musik geht mir voll gut rein, und die Produktion finde ich absolut passend dafür. Empfinde ich nicht als ranzig oder sonst wie Lo-Fi.
    In Sachen Death Metal aus Deutschland bin ich i.d.R. eigentlich echt schwer zu begeistern, aber das hier wäre zur Abwechslung mal wieder so ein Kandidat für eine engere Auswahl. Mal schauen, was das Jahr noch so bringt..

    8/10
  6. Mampfpanzer Breit sagt:

    Uff, dieses Album hat mehr Riffs als die gesamte Deathcoreszene.
    Aggression mit drückender Atmosphäre trifft es hier ganz gut. Chryseos Vas!

    Den Punkt muss ich Clutchnixon leider lassen: Die Vocals nur ein Ticken leiser und die Produktion wäre für mich perfecto.
    Oh und bitte nicht wieder so lang fürs nächste Album brauchen. Damge.

    8,5/10

    8/10
  7. nili68 sagt:

    Das kann kein guter Death Metal sein, da es auch mir gefällt.