Dysylumn - Cosmogonie

Review

Zu Beginn des Hörvergnügens befinden sich vier Minuten Stille, gelegentlich durchsetzt von vage ominösen Geräuschen. Intro vorbei, nun kann das dritte Album „Cosmogonie“ der französischen Truppe DYSYLUMN wirklich beginnen. Hohe Gitarrentöne, schnelles Getrommel ohne viel Variation, ein deplatziertes „Ooooh“ und irgendwann fängt eine Männerstimme an, auf Französisch zu grunzen und/oder kreischen.

Der Promotext redet davon, dass das Album so immersiv sei, dass es sich anfühle, als würden gleichzeitig nur wenige Minuten und mehrere Wochen vergehen. Das kann man eigentlich so unterschreiben, auch wenn „das Album fühlt sich an, als dauere es Wochen“ hier dezidiert weniger positiv zu verstehen ist, als es der Promotext einem weißmachen will.

DYSYLUMN — Welterschaffung auf Französisch

„Cosmogonie“ kommt aus nicht ganz nachvollziehbaren Gründen auf drei Tonträgern daher, mit jew. vier Tracks. Der digitale Download auf Bandcamp lässt die zwölf Tracks aber einfach durchlaufen. Und es macht auch keinen Unterschied, weil eh alles gleich klingt (anders als z.B. bei „Triangle“ von SCHAMMASCH, bei dem jede CD ihre eigene Identität hatte).

Das Album als ganzes erzählt dabei eine Kosmogonie, eine „Welterzeugung“ samt Untergang, unterteilt in drei Kapitel: von der Entstehung über die Ausbreitung bis zur Auslöschung. Das ganze nennt sich dann „Black Metal mit progressiven und doomigen Einflüssen“, wobei diese Elemente sich vor allem auf die Songlängen niederschlagen; keiner der Songs ist kürzer als sechs Minuten. Leider reichen die Ideen nur für drei bis vier Minuten, und nicht für sechs bis acht, und schon gar nicht für achtzig.

Die Lieder eines einzelnen Kapitels gehen insofern relativ nahtlos ineinander über, von der überflüssigen Unterbrechung durch das Interludium am Ende des zweiten Kapitels einmal abgesehen. Über die Musik wurde oben eigentlich alles gesagt: Gitarrengenudel, Geprügel, Kreischen. Aber manchmal beschließt der Vokalist, cleane Passagen einbauen zu müssen, über die wir besser den Mantel des Schweigens legen. Apropos Schweigen: Vier Minuten ominöse Stille fügen sich dem an.

Wann kommt die Flut?

Der Name des dritten Kapitels, „Extinction“ (Auschlöschung), ist dabei ein super Stichwort für den Abschluss dieser Review.
Eine Welt zu erschaffen, ist eine sehr komplexe Aufgabe, die sehr viel Zeit in Anspruch nimmt. Fragt mal die griechischen Götter, die babylonischen Götter oder dem christlichen Herrn im Himmel. Am Ende sind dann aber alle irgendwie unzufrieden, weswegen man das ganze Projekt dann einfach überflutet (fragt mal s.o.).

DYSYLUMN haben ihr Projekt leider nicht in ein nasses Grab geworfen, sondern veröffentlicht. Man merkt immerhin, dass hier zwei gestandene Musiker am Werk sind. Man muss ihnen zugutehalten, dass sich dem ganzen Ding konzeptuell durchaus anmerken lässt, dass hier eine genuine Vision im Spiel war, die sich aber leider nicht mal ansatzweise transportiert, sondern schon kurz nach der Geburt in der Wiege erstickt.

Zum Abschluss der Review bleibt nur noch, auf die zwei Minuten White Noise, gefolgt von zwei Minuten Stille hinzuweisen, die als Outro die Länge des Albums noch weiter künstlich aufblähen.

Review von Bernhard Rübenthal

02.10.2020

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8 Kommentare zu Dysylumn - Cosmogonie

  1. nili68 sagt:

    Das ist zwar auf Anhieb auch nicht der Meilenstein, auf den ich immer warte, aber so negativ wie der Rezensent sehe ich das, zumindest nicht anhand dieses Liedes, nicht. Die Repetition stört mich hier nicht, erzeugt sogar Atmosphäre. Überhaupt gefällt mir das Feeling allgemein. Ich würde erstmal nichtssagende 7,5 Punkte vergeben.

  2. Watutinki sagt:

    Finde es auch nicht so schlecht, aber fehlt schon irgendwie das Zwingende. Auf mich wirkt es, also stände zwischen mir und dieser Musik, eine Wand, es geht nicht an mich ran. Wobei ich gar nicht so richtig sagen kann, woran es konkret liegt. Die Ideen sind es jedenfalls nicht, die mir fehlen. Würde so 5 Punkte geben, ausgehend vom dem Song im Video.

  3. Schraluk sagt:

    Echt schwierige Band. ‚Chaos Primordeal‘ hat mich 2016 mit diesem sehr eigenen DBM-Sound umgehauen (zusammen mit der Nyss) und avancierte -bis heute zu-meinen absoluten Frankreich Faves. Im Frühling diesen Jahres dann zufällig gesehen , dass mit ‚Occultation‘ ein neues Album kam. Diesmal auch auf Vinyl, also bestellt. Sound war komplett anders. Insgesamt nicht schlecht, aber anders. Anders gespielt, anders produziert.andere Mucke irgendwie. Wie von ner anderen Band. Finde die trotzdem ganz gut. Diesmal nicht blind für 35€ auf Vinyl gezogen, sondern erstmal als Download. Also ich weiß ja nicht, schräges Teil. Zu wenig um sich überhaupt richtig ne Meinung bilden zu können. Eher schlecht als gut. Teilweise sogar eher nervig. Und diese ‚jetzt kommt erstmal zwei Minuten nichts‘ mag ja ne große konzeptionelle Sensation sein, kriegt mich aber null.

    Der Weg scheint so n büschn Darkthrone-mäßig zu verlaufen. Bei denen war ja auch nur die ‚Soulside Journey‘ richtig gut und danach ließen sie sukzessive nach😬.

    5/10
  4. Watutinki sagt:

    „Der Weg scheint so n büschn Darkthrone-mäßig zu verlaufen. Bei denen war ja auch nur die ‚Soulside Journey‘ richtig gut und danach ließen sie sukzessive nach😬.“

    Haha… der ist gut! ;))

  5. nili68 sagt:

    Ich wusste, da würde zumindest einer was zu sagen, aber ich wollte nicht wieder der erste sein. lol

  6. Watutinki sagt:

    Das war ja sicherlich als pure Provikation gedacht, da muss man dann auch mitspielen. 😛

  7. doktor von pain sagt:

    Die Band war mal richtig gut, aber dann haben die Mitglieder angefangen, Musik zu machen. Ab da ging’s bergab.

  8. nili68 sagt:

    Black Metal ist keine Musik, sondern eine Lebenseinstellung.. *flücht’*