Electrocution - Metaphysincarnation

Review

Das italienische Bologna ist die Heimat diverser Pasta-Spezialitäten – Death Metal hingegen konnte von dort bisher nicht die Welt erobern. Schon während der großen Hochphase der Bewegung Anfang der 90er-Jahre gehörten ELECTROCUTION nicht zu jenen Todesbleischwadronen, die man unbedingt gehört haben musste. Der angenehm brutale Florida Death Metal ihres 1993 veröffentlichten und für 21 Jahre einzigen Albums „Inside The Unreal“ besaß zwar das, was man heutzutage gemeinhin als „Old-School-Charme“ bezeichnet, doch fehlte es an Alleinstellungsmerkmalen. Nach zwei weiteren EPs löste sich das Quartett 1997 ob des mangelnden Erfolgs ernüchtert auf.

Das zweite Langeisen „Metaphysincarnation“, was die mittlerweile wiederformierten ELECTROCUTION in diesem Frühjahr ins Rennen um die Käufergunst schicken, kann noch weniger auf der Habenseite verbuchen als das achtbare Debüt. Lässt das mysteriös eröffnende „Wireworm“ mit Geflüster und Chorälen noch auf eine nicht vollkommen gewöhnliche Schlachtplatte mit ein paar Ideen hoffen, ist man zehn Lieder beziehungsweise 37 Minuten später eines Besseren belehrt. Wo waren sie, die Indikatoren für Kreativität, die sich über die vielen Jahre der Inaktivität doch hätte anstauen und nun regelrecht hervorbrechen müssen? Nein, „Metaphysincarnation“ ist so gewöhnlich wie die mäßig schmackhafte Lasagne auf der Speisekarte des Italieners um die Ecke, im Rechner geborenes 08/15-Cover inklusive. Bei wenig hilfreicher, den räudigen Charme des Debüts vermissen lassender Allerweltsproduktion wechseln sich schablonenhaft extrem Groove-betonte Abschnitte stets mit schnellen Passagen ab, „Bloodless“ und „Nature Obliteration“ sind noch zwei der ein wenig gelungeneren Umsetzungen. So weit, so mau. Auch das abwechslungsarme Gebrüll – ein echtes, bestialisches Grunzen ist es nicht – macht die Sache nicht reizvoller.

Dass man seinen alten Stil nach jahrzehntelanger Unterbrechung bei etwaiger leichter Modernisierung und Nachjustierung äußerst gelungen in die Gegenwart überführen kann, haben beispielsweise DESULTORY vor wenigen Jahren mit „Counting Our Scars“ bewiesen. Oder, um ein prominenteres Beispiel zu nennen, AUTOPSY mit der mächtigen „Macabre Eternal“. ELECTROCUTIONs Wiederauferstehung hingegen muss man zu den vielen weniger geglückten Versuchen zählen. „Metaphysincarnation“ besitzt einfach nichts, worauf irgendwer gewartet hat – lieb- und einfallslos zusammengetrümmerte Death-Metal-Konfektionsware gibt es schließlich so viel wie Sand am Strand von Rimini. Das sollten sich ELECTROCUTION bei ihrem nächsten Ausflug ans Meer mal bewusst machen.

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10.04.2014

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