Glass Casket - Desperate Man's Diary

Review

Schneewittchen wurde dereinst in einen gläsernen Sarg gebettet. GLASS CASKET aus North Carolina betten in ihren Sarg sämtliche Spielarten des extremen Metal, geschüttelt, nicht gerührt, und heraus kommt eine Mixtur, die anfangs mehr verspricht, als sie letzten Endes halten kann.

GLASS CASKET legen auf dem Album einen fulminanten Start hin: Während der erste Song („Phenomenon“, Instrumental) mit seinen verträumten Gitarrenlinien reinen Intro-Charakter hat, fegt uns kurz darauf im zweiten Song („Too Scared To Life“) ein astreines Black-Metal-Riff durch die Gehörgänge. Dieser Ausflug in nordische Gefilde währt nicht lange, denn schon packen sie die Metalcore Keule aus, nur um wenig später wieder die Richtung zu wechseln und geschmeidig mit melodischem Death Metal zu fusionieren. Perfekt! Wie ein Überraschungsei, mit dem man auch gleich drei Dinge auf einmal bekommt.
Im nächsten Song geht es mit schnellem Death Metal und melodischen Einlagen weiter, wobei man hier schon haarscharf an der Grenze zum Grindcore vorbeischrammt. Die darauffolgenden Songs schlagen dann genau in diese Bresche, Death und Grind, die in dieser Mixtur zwar harmonieren, aber leider auch nicht besonders spektakulär klingen. Rein technisch gibt es zwar nichts auszusetzen, aber das Rad erfinden GLASS CASKET damit nicht neu.

Überhaupt flacht die Spannungskurve deutlich ab: Ließ „Too Scared To Life“ noch hoffen, dass sich hier eine Mordsgranate an die nächste anschließt, hat man es auf dem Rest des Albums mit einem eher durchschnittlichen Mix aus Death Metal und Grindcore zu tun. Man versucht die Songs zwar immer durch kleine Solis und Breaks aufzuwerten, aber richtig glänzen tun sie dadurch nicht. „A Cork Stops The Whining“ sticht da noch am meisten hervor, da man im letzten Drittel des Songs sogar in astreinen Power-Metal mit Galoppier-Riffing abdriftet, aber ein echter Höhepunkt ist auch das nicht.

Ein deutlicher Schwachpunkt des Albums ist die Spielzeit: Zieht man den Intro- und Outro-Track ab, bleibt nicht mal eine halbe Stunde übrig. So etwas kann man sich erlauben, wenn man in so einer kurzen Zeit wirklich vollends überzeugt und ein wahres Höllenfeuer abfackelt, aber dies tun GLASS CASKET leider nicht. Wären sie eine stinknormale Grindcombo, und hätten in 29 Minuten ebenso viele Songs verbraten, würde es nicht weiter auffallen, aber so lassen uns die fünf Jungs mit 7 Songs allein, von denen gerade mal einer richtig überzeugen kann. Produktion und instrumentales Handwerk können sich absolut sehen lassen, keine Frage, aber auf der kompositorischen Ebene muß die Band dringend arbeiten, wenn sie in Zukunft keine Durchschnittsalben fabrizieren will.

02.11.2006

Der metal.de Serviervorschlag

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