Glass Casket
Glass Casket

Interview

Glass Casket lieferten mit „We are gathered here today“ ein technisch hochversiertes Metalcore Album ab, was die einen als waren Genuss, die anderen als unsäglich zusammengefrickelten Lärm bezeichnen würden. Eines steht aber fest: Hier wurde einiges an Frust verarbeitet, auch zu beobachten im Video zum hervorragenden Song „In Between The Sheets“, welches sonntags abends auf Viva Plus läuft. Die Fragen beantwortete Gitarrist Ian B. Tuten.

Glass CasketDavid: Glückwunsch zu einem total kranken Album! Als ich es das erste Mal gehört habe, dachte ich: Gibt es da irgendein Trauma, was die Band überwinden musste?

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob du ein persönliches oder auf die Band bezogenes Trauma meinst. Wir hatten zum Glück nur ersteres. Alles, was mit der Band zutun hat, ist großartig. Nur unser Lebensweg war etwas steinig. Und das ist mehr oder weniger das, wovon die Musik handelt. Wir schreiben Musik, die unser „Trauma“ ausdrückt und Adam schreibt sicher Texte, die mit seinem „Trauma“ zutun haben.

David: Wann kam der Punkt, an dem ihr euch zusammengesetzt und beschlossen habt: Wir müssen diese Art von Musik machen, die wir heute machen? Was ist da passiert?

Unsere Musik hatte immer ein gewisses Eigenleben. Sie war nie eine bewusste Entscheidung. Vor Jahren haben wir Sachen geschrieben und gespielt, die damals populär waren. Aber als Glass Casket sich entwickelte, wollten wir einfach das ausdrücken, was wir spielen wollten. Und nun spielen wir, was wir spielen wollen und ich hoffe, dass es den Leuten wirklich gefällt – was es offensichtlich tut.

David: „We are gathered here today“ kann man nicht mal eben so nebenbei hören. Hattet ihr die Sorge, dass ihr die Zuhörer mit eurem Sound überfrachten könntet?

Ich denke, dass wenn der Hörer durch Metal überlastet ist, er erst gar kein Metal hören würde. Wir hatten nie vor ein „easy-listening“ Album zu schreiben. Wie ich gesagt habe: Bei Glass Casket geht es darum, unseren persönlichen Schmerz auszudrücken.

David: Euer Label nennt eure Musik: „unique hybrid of metal and hardcore”. Was denkst du: Wie hätte man eure Musik vor fünf oder zehn Jahren genannt? Einfach „Death“?

Oh Mann, keine Ahnung. Ich glaube, vor 10 Jahren hätte uns noch nicht mal einer angeschaut…Vielleicht zumeist ein sehr rauer Lärm, haha. Ich denke, Death Metal würde am besten passen, yeah!

David: Glass Casket ist für Fans von…

Metal. Einfach und simple. Ich möchte uns wirklich nicht in eine Schublade stecken.

David: Wieso habt ihr bei einem deutschen Label unterschrieben? Wie waren/sind die Reaktionen aus Deutschland?

Abacus haben uns zu diesem Deal gebracht. Sie haben Florian bei Bastardized Records kontaktiert und unser Album hierüber in Europa veröffentlicht. Es ist ein wunderbarer Deal soweit und es scheint mir, dass die Deutschen unsere Musik echt lieben.

David: Wieso „sind wir heute hier versammelt“?

Unser Albumtitel bezieht sich auf jemanden, der unserem Sänger sehr nahe stand und verstorben ist. Es war eines der schwersten Dinge, die er bewältigen musste und es befinden sich einige Texte auf der Platte, die sich damit beschäftigen. Die meisten Bestattungen fangen mit dem Satz „wir sind heute hier versammelt“ an und wir fanden, dass es sehr gut passt.

David: Eure Songs sind aus vielen kleinen Stücken zusammengesetzt. Ich würde fast so weit gehen und sagen, dass ungeübte Hörer behaupten würden, dass ihr gar kein „echtes“ Songwriting habt. Wie lasst ihr eure Lieder entstehen?

Wow, das ist etwas harsch, oder? Wir schreiben alle Musik, wir helfen alle es zusammenzusetzen. Ich weiß wirklich nicht, wie ich es erklären soll, ohne dass es nach „wir setzen Songs aus kleinen Stücken zusammen“ klingt. Machen das nicht die meisten Bands?

David: Ist es mit all den verrückten Rhythmuswechseln etc. in euren Lieder nicht eine Herausforderung sie live zu spielen? Habt ihr jemals Probleme gehabt?

Jeder kann unsere Musik spielen. Es ist so einfach, haha! Nein, wir üben eine Menge bevor wir neue Lieder live spielen. Wir gehen auf Nummer sicher, dass sie 100%ig sitzen bevor sie jemand außerhalb des Proberaums hört. Klar, wir haben Sachen schon verbockt, aber wer nicht? Je mehr wir zusammen spielen, desto harmonischer klingt es.

David: Wann können die Leute hier euch live sehen? Wieso sollten sie zu eurer Show kommen?

Nach momentanem Stand können die Leute uns im Juni und Juli sehen, wenn wir die USA betouren. Nächstes Jahr planen wir nach Europa zu kommen. Sie sollten zu unseren Shows kommen, da wir eine verdammt gute Show hinlegen und unsere Herzen rausreißen dafür. Sie werden nicht enttäuscht sein.

David: Für mich bedeutet Metal…

…eine Gruppe von Leuten, die zusammenkommen, um zu rocken, das Leben und gute Musik zu genießen.

David: Eines der längsten und (meiner Meinung nach) besten Lieder auf dem Album ist „In Between The Sheets“. Wieso habt ihr euch für diesen sehr schönen und prägnanten melodischen Part in der Mitte des Songs entschieden, inkl. des sauberen Gesangs? Wer hat diesen Part gesungen?

Erst mal: Danke dafür! Wir wurden ein wenig dafür kritisiert, diesen cleanen Part eingebaut zu haben, aber wir mögen ihn. Wie gesagt schreiben sich unsere Songs irgendwie selbst. Deshalb hätte es sich anders nicht gut angehört. Sid, unser Bassist, singt den melodischen Part – auf CD und live.

David: Ich habe gelesen, dass die meisten von euch noch zur Schule/Uni gehen. Wie reagieren andere Schüler/Studenten, wenn sie euch in einem Video sehen? Wie waren die Aufnahmen des Clips zum o.g. Lied?

Ja, die meisten von uns sind auf der Uni. Der größte Teil der Leute hier weiß noch nicht einmal, dass ich in einer Band spiele! Wir sind in keiner Weise Rockstars oder so etwas. Wir gehen zur Schule wie jeder andere auch. Das Video war unglaublich. Wir haben es genossen mit Dale zu arbeiten. Es ist unglaublich, wie er genau seine Ideen mit der Kamera einfangen konnte. Diese Erfahrung hat mir echt den Kopf weggeblasen. Es war richtig spaßig. Ich würde es sehr gerne wieder machen.

David: Gemäß der Intention des Albums ist das Leben…

…schmerzhaft, aber durch die kreative Ausdrucksweise können wir es unbeschadet in den nächsten Tag schaffen.

David: Gibt es noch etwas, was du loswerden willst: Politik, Trinken, Frauen, das Leben? Bitte, leg los:

Nicht wirklich, aber ich werde es trotzdem machen:

Politik: Ich halte mich lieber fern von Politik, aber ich persönlich habe Bush gewählt.
Trinken: Normalerweise nicht, aber ich bevorzuge Scotch.
Frauen: Die sind super!
Leben: Das Leben ist wunderbar, speziell wenn du in einer Band bist.
Und zum Schluss: Hallo an alle und tschüß an alle. Danke für das Interview!

18.03.2005

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