Grave Digger - Ballads Of A Hangman

Review

Mit „Pray“ haben GRAVE DIGGER vor wenigen Wochen bereits einen kleinen Vorgeschmack auf ihr neues Werk „Ballads Of A Hangman“ gegeben, der neben dem Titeltrack und einer Coverversion zwei neue, unveröffentlichte Songs enthielt. Die vorgeschobene Mini-CD konnte durchaus überzeugen, aber der neue Longplayer macht deutlich, dass sich die Totengräber dafür die flotteren Songs aufgespart haben.

Dabei geht es mit „The Gallows Pole“ zunächst sanft los: Gezupfte Gitarren begleiten Chris Boltendahl, der eine eingängige Melodie summt. Dieses Thema wird fortgeführt vom Titeltrack „Ballad Of A Hangman“, der nicht nur ein perfekter Opener ist, sondern vielleicht auch der repräsentativste Track auf dem neuen Album: Flotter Doublebass-Rhythmus, flotte Metal-Gitarren, Akzente auf dem Bass und schließlich ein Refrain, den jeder nach dem ersten Durchlauf mitgrölen kann und muss. Doch GRAVE DIGGER legen mit „Hell Of Disillusion“ sofort nach, ein Track, der gekonnt und simpel zugleich ist und wiederum einen eingängigen Chorus besitzt: Metal kann so einfach sein. Und das ist ein gutes Stichwort, denn GRAVE DIGGER haben die Songstrukturen ein wenig aufgeräumt. Die Hinzunahme von Thilo Herrmann als zweiten Lead-Gitarristen hat zur Folge – und das mag paradox klingen –, dass nur die wirklich notwendigen Harmonien und Leads gespielt werden, und die sind wirklich erste Sahne. Dafür legen sich beide Gitarristen bei den Soli ordentlich ins Zeug.

Nicht zu vergessen, dass die Gitarrenriffs wirklich gut nachvollziehbar sind, dabei aber nicht allzu simpel gestrickt sind. „Grave Of The Addicted“ sei hier nur als Beispiel genannt, das ein effektiver Midtempo-Stampfer ist. Und damit zwischen all diesen True-Metal-Hymnen auch nicht eine zwischenzeitliche Auflockerung fehlt, gibt es mit „Lonely The Innocence Dies“ eine schaurig-schöne Halbballade, in der Chris Boltendahl im Duett mit Veronica Freeman (BENEDICTUM) singt. Danach knallt der Doublebass-Feger „Into The War“ umso heftiger, ungeachtet der Tatsache, dass es ein starker Song ist.

GRAVE DIGGER definieren sich mit „Ballads Of A Hangman“ vielleicht nicht grundlegend neu – erwartet natürlich auch niemand, aber sie haben einigen überflüssigen Ballast abgeworfen: Kein Chorus mit Chören mehr und weniger Gitarrenspuren. Im Ergebnis stehen zehn Tracks, die erstaunlich straighter Metal sind und erstaunlich gut funktionieren, weil diesmal die Grundstruktur stimmt. Kein zusätzlicher Klangkleister ist nötig, denn „Ballad Of A Hangman“, „Hell Of Disillusion“, „Sorrow Of The Dead“, „Lonely The Innocence Dies“ oder „Into The War“ sind einfach starke Nummern. Insofern ist „Ballads Of A Hangman“ ein absolut gelungenes Album, das zwar nicht ausschließlich aus Killertracks besteht, sich andererseits aber keinen Durchhänger erlaubt. Und da GRAVE DIGGER mit dem kultigen Gesang von Chris Boltendahl sowieso ein Alleinstellungsmerkmal besitzen, komme ich nicht umhin, eine Empfehlung auszusprechen.

05.01.2009

- Dreaming in Red -

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