Grimm - Ter Galge

Review

Eine leider wenig bekannte, aber durchaus beachtenswerte Mini hat 2009 das niederländische Duo GRIMM (mit Marchosis von CIRITH GORGOR an einem Großteil der Instrumente und wohl auch in der Funktion des Masterminds) veröffentlicht. Nachdem das Vorgängeralbum „Heksenkringen“ nicht ganz meinen Nerv getroffen hat, aber einen exotischen Reiz versprühte, versucht mich jetzt „Ter Galge“ mit drei Songs von 1998/99 und zwei neu arrangierten „Heksenkringen“-Stücken von der Qualität holländischen Folk Metals zu überzeugen.

Das gelingt den beiden Musikern tatsächlich recht gut. „Ter Galge (De Bloedhertog)“ fängt zwar etwas unbeholfen mit einer düdeligen Gitarrenlinie an, steigert sich im Verlauf seiner siebenminütigen Spielzeit aber zu einem sehr gelungenen Stück mit Ohrwurmqualitäten, das mit schönen Akustiklinien und einem bewegenden Klavierthema, das im Verlauf von klarem Gesang aufgenommen und weitergeführt wird, besticht. Bei so schöner Akustik vermisst man die getragenen Metalparts kaum. Das war schon bei STORM und ISENGARD so, bei denen GRIMM eindeutig ihren melodisch-beschwingten Stil entliehen haben. Wenn es nicht allzu beliebig zugeht oder zu weit in nervenaufreibendes Pagan Metal-Gebiet vordringt, wie in „Nobele Bazen“, oder sich fast am Humppa bedient („Toverwaas Der Kwijning“) wirkt dieses Gemenge aus Folk und Metal durchaus gelungen. Die Instrumentierung mit einer Vielzahl an akustischen Instrumenten von Akkordeon bis Streicher über den Powerchord-Fundamenten und dem nicht nur dynamischen, sondern auch sehr effektiven Schlagzeug liefert das gewisse Etwas. Der cleane Gesang irgendwo zwischen einem angesoffenen Fenriz und URFAUST passt auch ins Bild. Gerade in puncto Arrangement und Atmosphäre können GRIMM richtig was und schaffen es, „Ter Galge“ alles in allem stimmig zu halten. Die wirklich großen Songs, das muss man sagen, fehlen leider trotzdem.

Erwähnenswert ist übrigens das spannende textliche Konzept, das für mich leider nur in Bruchstücken verständlich ist, weil vollständig auf Niederländisch verfasst. Behandelt wird der 80-jährige Krieg um die Unabhängigkeit der sieben Niederlande von Spanien, der erst – zusammen mit dem ähnlich gelangerten 30-jährigen Krieg – 1648 mit dem Westfälischen Frieden größtenteils endete. Damit steht GRIMMs „Ter Galge“, wie man das von Marchosias schon kennt, konzeptionell in einer Linie mit CIRITH GORGORs ebenfalls historisch detailliert und atmosphärisch spannend umgesetzten „Der Untergang“. GRIMM funken zwar musikalisch auf einer völlig anderen Wellenlänge, sind aber nichtsdestotrotz mit ähnlich viel Detailtreue am Werk. Wer „Nordavind“ hinterhertrauert, sollte dringend mal ein Ohr riskieren.

29.11.2012

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