Hansen & Friends - XXX - Three Decades In Metal

Review

Der HANSEN KAI feiert mit „XXX – Three Decades In Metal“ sein dreißigjähriges Bühnen-Jubiläum, und alle sind gekommen. Extra zur Feier des Tages hat sogar der altehrwürdige Headbangers Ballroom in Hamburg wieder unter dem alten Banner seine Pforten geöffnet. Und nacheinander entern diverse Gäste die Bühne und musizieren gemeinsam mit dem Jubilar. Das klingt nach einer zünftigen aber dennoch stilvollen Party, und genau das soll diese Scheibe wohl auch sein!

Feiern bis der Kürbis platzt

Doch handelt es sich hierbei nur um eine Art Resteverwertung von übrig gebliebenem Gamma-verstrahltem Material? Oder aber doch eher um ein ganz persönliches Anliegen des Meisters mit vielen liebevoll aufbereiteten Perlen? Nun, man kann auf alle Fälle schnell feststellen, dass der gute Kai auf „XXX“ irgendwie rockiger und geradliniger als auf den Outputs seiner Hauptband zu Werke geht. Das Material wirkt meistens auf das Wesentliche reduziert, beinhaltet also weniger Bombast als viele GAMMA RAY-Songs. Aber es würde ja auch wenig Sinn machen, auf dieser Scheibe hauptsächlich im Stile der Hauptspielwiese zu musizieren.

Die Party startet mit dem bereits vorab veröffentlichten „Born Free“, einem typischen flotten Hansen-Rocker und damit ein richtig guter Einstieg in die Festivitäten. Doch schon ist es vorbei mit der Ordnung auf der Bühne, denn die ersten Gratulanten drängen nach oben. Und wie könnte es anders sein, es sind natürlich Kais alte Weggefährten Ralf Scheepers und Piet Sielck, logisch. Und wenn man schon mal da ist, kann man ja auch gleich mitmachen. Kein Wunder, dass dieser Stampfer schon mächtig nach PRIMAL FEAR und/oder IRON SAVIOR klingt. Dabei haben wir es eher nicht mit den „Enemies Of Fun“ zu tun, denn Laune macht das ganze durchaus. Auch wenn der Song mit seinem Mitsing-Teil dann doch etwas lang geraten ist, aber vielleicht nutzt man diesen ja auch zu einer Trinkpause. Anstoßen ist auf Feiern ja bekanntlich absolute Pflicht! Als nächstes gibt sich der legendäre Dee Snider (TWISTED SISTER) auf „Cantract Sun“ die Ehre, wieder einem Rocker mit feinem Refrain. Als selbsternannter alter HELLOWEEN-Fan darf natürlich auch Tobi Samett nicht fehlen und bereichert „Making Headlines“ mit seiner Stimme, auch wenn dieser Titel ansonsten ganz leicht abfällt. Doch schon bei „Stranger In Time“ zeigt die Formkurve wieder steil nach oben, die Party kommt nun so richtig in Fahrt. Dieser Song, bei dem neben Herrn Samett auch Kais alter HELLOWEEN-Kumpel Michael Kiske die Gästeliste schmückt, wächst wirklich mit jedem Durchlauf, Langzeitwirkung garantiert!

Jeder Gast bereichert die Party

Die nächsten drei Tracks veredelt dann Clémentine Delauney von VISIONS OF ATLANTIS mit ihrem angenehm unopernhaften Gesang. Das passt vor allem beim eher düsteren „Fire And Ice“ wie die berühmte Faust aufs Auge. Außerdem überraschen hier die dezenten Screams von Marcus Bischoff (HEAVEN SHALL BURN), die dann im ziemlich heftigen Part eine interessante Facette ins Spiel bringen. Das eher moderner anmutende „Left Behind“ und das leicht balladeske „All Or Nothing“ fallen dagegen eher unter die Rubrik gehobener Durchschnitt. Auch „Burning Bridges“ weiß nicht restlos zu überzeugen, rockt die Party aber dennoch ihrem Höhepunkt entgegen. Denn „Follow The Sun“ ist ganz klar das Highlight der Scheibe. Kai besinnt sich der alten Tage und packt ein Speed-Metal-Brett vom allerfeinsten aus. Das dazu der Gesang von Hansi Kürsch (BLIND GUARDIAN) bestens passt, muss man an dieser Stelle ganz sicher nicht extra betonen. Da fliegen die (noch vorhandenen) Mähnen bei den Gästen, die Party kocht! Vermutlich hätten sich so einige mehr von solchen Songs auf der Scheibe gewünscht. Aber man würde dem guten Kai verdammt unrecht tun, ihn ausschließlich auf solche Mucke zu reduzieren. Und außerdem, wenn man sich schon selber ein Jubiläumsständchen darbringt, dann darf man verdammt nochmal auch das singen, was man möchte!

Unterm Strich wollte sich KAI HANSEN mit dieser Scheibe wohl in erster Linie selber ein Geschenk zum Jubiläum machen. Und das sei ihm als einer der prägendsten Figuren des deutschen Heavy Metal auch absolut gegönnt. Als Hörer muss man sich natürlich von den nahe liegenden GAMMA RAY oder gar HELLOWEEN-Vergleichen lösen, denn „XXX“ ist halt ein Soloprojekt (mit Freunden). Wenn man das jedoch akzeptiert hat, wird man einige wundervolle Songs entdecken, die mit der Zeit sogar immer mehr wachsen. Und auch wenn so einiges anders ist als bei den bisherigen Bands des Meisters, wird doch kein Fan des typischen Hansen-Metal enttäuscht sein. Daher überreichen wir auch gerne acht Punkte zum Fest, mit einem kleinen Jubiläums-Bonus. In dem Sinne: Alles Gute Kai, auf die nächsten 30!

(Man beachte übrigens das Hansen-Logo, muss da außer mir noch jemand schmunzeln!?)

08.09.2016

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