Impureza - Alcázares

Review

Soundcheck Juli 2025# 4

Zumindest wenn es darum geht, Neuartiges unter die Leute zu bringen, ist IMPUREZA aus Frankreich mit „La Caída De Tonatiuh“ eine kleine Überraschung gelungen. Denn die Band stellte unter Beweis, dass Death Metal mit einer Hispanic-Anreicherung durchaus was kann. Andererseits liegt das irgendwie auch auf der Hand, zumal sich die Überschneidungen der als „typisch spanisch“ wahrgenommenen Harmonien mit jenen der arabischen Musik anhand der zur Anwendung kommenden Melodien im Sound der Franzosen wunderbar in Aktion erleben lassen. Das führt dazu, dass man gelegentlich und möglicherweise überraschenderweise an Bands wie MELECHESH oder NILE erinnert wird, wenn das neue Werk „Alcázares“ der Franzosen ertönt.

Spanische Kultur meets Brutal Death Metal

Die Etikettierung „Flamenco Death Metal“ muss man möglicherweise etwas ausdifferenzieren – vielleicht fährt man mit „Death Metal mit Flamenco-Elementen“ etwas besser. Denn zwar mag der Einsatz von Flamenco-Gitarren, Trompeten und Kastagnetten in den Zwischenspielen und Songintros eine entsprechende Ästhetik inne haben, sie verlaufen aber oft im gemeinbekömmlichen 4/4-Rhythmus und nicht im Flamenco-üblichen 1-2-3 1-2-3 1-2 1-2 1-2-Compás. Das gilt auch für die Tracks selbst, die selten den wie in „La Orden Del Yelmo Negro“ gern mit Triolen gespickten 4/4- oder 6/8-Takt ablegen. Man mag jetzt argumentieren, dass der klassische 12er-Takt historisch gesehen kein Exklusivkriterium für den Flamenco darstellt, aber abgesehen von einigen Ausnahmen wie dem Intermezzo „Murallas“ experimentiert die Band relativ wenig damit.

Das müssen sich IMPUREZA aber nicht notwendigerweise zum Vorwurf machen lassen, denn hinter dem Sound der Band steckt eine feine Mische aus Bumms und Komplexität. „Alcázares“ ist ein zünftiges Brutal Death-Werk, mit dem sich die Band mit Schmackes nach vorn katapultiert. Der Grundbaustein ist entsprechend durchschlagender Todesblei, den man irgendwo zwischen FLESHGOD APOCALYPSE ohne Orchester (ganz selten auch mal mit, wie in „Reconquistar Al-Ándalus“) und neueren BEHEMOTH einsortieren kann. Die Clean-Gesänge zwischendrin sind tatsächlich stark an die Flamenco-Ästhetik angelehnt, wobei diese weniger als Refrains eingesetzt werden und mehr so als atmosphärische Intermezzi eingestreut werden.

IMPUREZA bieten einen heißblütigen Todesblei-Tanz

Womit sich die in Frankreich stationierte, durch spanische Einwanderer in Form von Bandchef Lionel Cano Muñoz und Sänger Esteban Martín besetzte Band absetzt, ist die bereits erwähnte Komplexität, dank der die Songs wirklich einiges an Hörarbeit auf Empfängerseite erfordern. Martín hat offenbar sämtliche Vocals beigesteuert, was bedeutet dass er ein ähnlich variantenreiches Organ wie ein Mikael Åkerfeldt oder ein Christian Älvestam sein Eigen nennt. Scheinbar mühelos wechselt er zwischen Nergal-Gedenk-Growls und transzendentalem Flamenco-Gesang, wobei hier sicher einiges an Overdubs im Spiel sind – wäre also durchaus interessant, in welcher Form IMPUREZA im Allgemeinen und Martín im Besonderen diese Darbietung auf die Bühne bringen.

„Alcázares“ ist mit all diesen Elementen und Stärken ein denkbar heißblütiger Todesblei-Tanz, der einerseits brutal drauf los ballert, auf der anderen Seite aber auch die ansprechende, durchaus mystische Seite der spanischen Kultur voll aufleben lässt. Diese beiden Seiten der Medaille existieren hier in einer ziemlich einzigartigen Zweisamkeit, überlappen gern miteinander, dürfen aber gelegentlich passagenweise auch für sich sprechen, seien es brutale Death Metal-Attacken wie „Covadonga“ oder bezaubernde Akustik-Intermezzi wie ein „Ruina Del Alcázar“. An sich hätte sich unsereins den ein oder anderen Compás im Todesblei-Modus gewünscht, aber vielleicht kommt das bald noch. In seiner jetzigen Form ist „Alázares“ aber ein durchweg gelungenes Werk – aber eben eines, an dem die geneigte Hörerschaft einiges zu knabbern hat.

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04.07.2025

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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