JC Jess - Battlefront

Review

Frankreich ist bekannt für Wein, feines Essen und einen mondänen Lebensstil. Nur für eins nicht: Metal. Absoluten Kennern der Szene dürften höchsten NIGHTMARE ein Begriff sein. Deren Gitarrist Jean-Christophe Lefèvre, besser bekannt als JC JESS ist seit 2007 auch auf Solo-Pfaden unterwegs.

Ursprünglich hat er die komplette Studio-Arbeit alleine gemacht. Für Live-Auftritte waren Mitstreiter dann allerdings zwingend erforderlich. Diese sind über die Jahre immer weiter zusammen gewachsen, sodass das dritte Album “Battlefront“ gleichzeitig das erste einer Band namens JC JESS ist. Musikalisch gehen die Franzosen einen ähnlichen Weg, wie der hauptsächliche Brötchengeber ihres Gitarristen: Es gibt melodischen Power Metal mit leicht progressiven Anklängen, der sich durch Eingängigkeit und seinen hymnischen Charakter auszeichnet. Die Rhythmus-Fraktion mit Drummer Caius und Basser Juju schafft dabei ein treibendes Grundgerüst, das es sich mit ordentlichen Doublebass-Attacken hauptsächlich im Up Tempo-Bereich gemütlich macht. Auf dieser Basis kann der Mann am Sechssaiter dann sein Können beweisen. Und jeder der NIGHTMARE kennt, weiß, dass er davon reichlich hat. Er beherrscht eingängige Riffs ebenso wie gefühlvolle Soli und die vielen kleinen technischen Finessen, die dem ganzen Sound den leicht progressiven Anstrich geben, der typisch für den französischen Power Metal ist. Aber auch sein Kompagnon Dick, der die zweite Gitarre bedient, steht ihm in nichts nach. Zudem hat JC JESS auch noch den Gesang übernommen und schlägt sich auf diesem Feld auch ganz passabel. Gerade in ruhigeren Momenten, wie den stark an den Stadion Rock der 80er erinnernden Schmachtfetzen “Irreversible Damages“, beweist er erhebliches Talent.
Leider gelingt ihm dies längst nicht immer. Gerade wenn er den räudigen Vokalisten der Marke SLASH oder den durch einen elektronischen Verzerrer unterstützten Roy Alder (FATES WARNING) gibt, trifft er nicht jeden Ton und auch von Melodiegespür kann man in diesen Momenten nicht sprechen. Überhaupt sind es viele kleine Unzulänglichkeiten, die der Scheibe eine bessere Bewertung verwehren. So sind die hauptsächlich an kriegerischen Themen orientierten Lyrics mittlerweile genau so spannend wie Toastbrot. Spätestens seit SABATON ist dieses Feld einfach vollkommen ausgereizt. Auch das Cover ist zwar ordentlich gearbeitet, wird mit seiner Abbildung eines Totenschädels mit Stahlhelm vor Ketten aber im Jahr 2011 sicherlich keine Begeisterungsstürme mehr auslösen. Gleiches gilt auch für die Produktion, die der Meister wieder höchstpersönlich übernommen hat. Bei einem Demo würde man die vielleicht noch durchgehen lassen. Aber jemand, der auf einem Niveau arbeitet wie JC JESS müsste eigentlich höhere Ansprüche haben. Druck ist zwar reichlich vorhanden. Dafür scheppert aber die Snare-Drum nicht nur nervig, sondern ist auch viel zu laut, so dass sich die Feinheiten in Gesang und Gitarren-Arbeit nur bei genauem Hinhören erschließen.

Vielleicht will Jean-Christophe Lefèvre zu viele Fäden in der eigenen Hand behalten. Wenn er JC JESS wirklich als Band ansieht, für deren Erfolg er arbeiten möchte, sollte er nicht nur die Produktion in Zukunft Profis überlassen. Auch den Gesang sollte vielleicht jemand anderes übernehmen, oder Jean muss seinen Stil ein wenig ändern. Trotz dieser zahlreichen Problemfelder ist “Battlefront“ dennoch ein solides Album, bei dem Liebhaber der französischen Szene – und NIGHTMARE-Fans erst recht – durchaus mal ein Ohr riskieren sollten.

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23.09.2011

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