Kaoteon - Veni Vidi Vomui

Review

In einem Land wie dem Libanon Extrem-Metal zu spielen dürfte ein ziemlich schweres Kreuz sein, das man als Musiker auf sich nimmt. Einen Marketing-Vorteil bietet das ganze jedoch auch: erstens ist „illegaler Black Metal“ eindeutig noch eine Marktlücke, zweitens zweifelt wohl kaum jemand an der Authenzität einer Band, die aus einem dermaßen krisengeplagten Gebiet kommt. Dass es bei der ganzen Sache eigentlich um Musik geht, vergisst man schnell, wenn die Diskussion solche fast schon politischen Züge annimmt. Mit „Veni Vidi Vomui“ präsentieren Kaoteon nach mehr als einer Dekade ihrer Existenz ihr Debutalbum, bei dem es sich um eine durch und durch explosive Mischung handelt.

Das wutgeladene Gebräu, das KAOTEON auf einen loslassen, lebt von skrupellosem Gitarrensalven-Bombardement, fiesem, sich überschlagendem Gekeife und Gegrowle und furiosen Nackenbrecher-Einlagen. Die Atmosphäre wirkt martialisch und aggressionsgeladen, und es gibt auf „Veni Vidi Vomui“ keinen einzigen Song, der nicht diesen Geist der Verwüstung verströmt. Dabei agieren die Herren aus Beirut technisch einwandfrei und lassen so manche dilettantische Extrem-Metal-Truppe aus unseren Breitengraden meilenweit hinter sich zurück. „Love Died (In Your Cunt)“ bläst einem Beispielsweise mit seinem manischen Drum-Inferno und seinen grobschlächtig wütenden Gitarrenwänden in kürzester Zeit die Eingeweide heraus, wobei sich auch der Opener „Jihannam Wa Bi2sal Massir2“ in puncto Aggression keinesfalls zu verstecken braucht. Generell lässt sich konstatieren, dass KAOTEON bei der Verbreitung ihrer kriegsgetränkten Message keine Abstriche machen, was schiere Brutalität anbelangt. Dabei pendelt die Band gekonnt zwischen linearen, eher minimalistischen Strukturen und etwas verschachtelteren, jedoch keineswegs weniger brutalen Passagen und hält das Material somit frisch und spritzig. Zu alldem gesellt sich eine Produktion, die hervorragend zur Musik passt und einen gehörigen Druck transportiert.

Ob KAOTEON ihre Herkunft nun als Marketingvorteil auspielen oder nicht, ist eigentlich vollkommen irrelevant wenn man sich klarmacht, wieviel Energie und Biss hinter „Veni Vidi Vomui“ stecken. Hier reiht sich eine packende Extrem-Metal-Orgie an die nächste, und auch wenn KAOTEON keinen Originalitätspreis verdienen, gebührt ihnen für diese manische musikalische Darbietung eine Menge Respekt.

20.02.2011

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