Lake Of Tears - Headstones

Review

Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.

Galerie mit 16 Bildern: Lake Of Tears - Bang Your Head 2013

Dadurch, dass ihr Debütalbum „Greater Art“ mit ein paar Monaten Verzögerung erscheint, sind LAKE OF TEARS in der komfortablen Situation, das Zweitwerk ordentlich vorzubereiten und dennoch zügig einzutüten. Als „Headstones“ schließlich im Oktober 1995 in die Plattenläden kommt, sind keine 13 Monate seit dem Debüt verstrichen. Gleichzeitig haben die Schweden aber die Zeit genutzt, um ihre Stärken noch weiter herauszuarbeiten.

Die Stärken weiter herausarbeiten

Spoiler: Die Fähigkeiten an den Instrumenten sind es nicht. Beziehungsweise doch: Schließlich kommt es ja nicht darauf an, möglichst fingerfertig an eine Sache heranzugehen, sondern mit seinen Fähigkeiten das Maximale möglich zu machen. Und das kann eine ganze Menge sein, wie „Headstones“ zeigt. Es ist jedenfalls ein Album, das berührt. Und eins, das animiert: Nämlich die Gitarre hervorzukramen und die Riffs, die Melodien, die einfachen Leads nachzuspielen. So schwer kann das schließlich nicht sein.

Rückblende: LAKE OF TEARS wurde 1992 in Borås (westlich von Göteborg) aus der Taufe gehoben und war für die vier Musiker mehr oder minder die erste musikalische Station. Bereits Ende des darauffolgenden Jahres bekamen die Jungs die Gelegenheit, das Debüt „Greater Art“ auf Black Mark zu veröffentlichen, dem Plattenlabel von Quorthon-Vater Börje Forsberg. Die Band nutzte die Gelegenheit und setzte mit ihrem Album eine erste Duftmarke. Was da schon auffiel: LAKE OF TEARS wollten nicht zu viel, sondern verlegten sich auf das, was sie am besten konnten: Berührende Songs schreiben und mit ihren Mitteln gediegen umsetzen.

„Headstones“ berührt

„Headstones“ macht diesbezüglich nicht viel anders, jedoch haben die vier Musiker ihren Sound ein wenig entrümpelt und die Songs einfacher gehalten. Den doomigen Death Metal vergangener Tage haben die Schweden über Bord geworfen und stattdessen auf die Macht der einfachen Powerchords gesetzt. Dass sie aber trotzdem laut und irgendwie auch rebellisch zu Werke gehen, zeigt der Opener „A Foreign Road“, bei dem gleich zu Beginn die Verstärker ordentlich aufgedreht werden und ein fettes Riff angestimmt wird. Wer mag, kann hier Stoner-Rock-Einflüsse erkennen. Aber auch BLACK SABBATH standen bei den Schweden offensichtlich hoch im Kurs, denn die Reprise am Ende von „Twilight“ klingt wie einem Birminghamer Proberaum anno 1971 entlehnt. Die rockige Attitüde wird dadurch noch unterstrichen, dass Drummer Johan Oudhuis den Takt immer wieder mit einer Cowbell vorgibt.

Aber eigentlich sind es andere Attribute, die „Headstones“ auszeichnen: „Raven Land“ beginnt mit einer sanften Melodie auf der Akustikgitarre und entwickelt sich zu einer packenden Gothic-Metal-Hymne. Der wunderbare Titeltrack, eingeleitet durch Glockengeläut verzückt mit gezupften Gitarren und befördert durch seine feine Melancholie die Härchen auf der Haut in die Senkrechte. Das wunderschöne Solo auf der Akustikgitarre tut dann sein übriges. „Twilight“ erinnert ein wenig an TIAMAT in der „Clouds“-Phase und lässt sich genügend Zeit für epische Momente.

Wunderschöne, epische Momente

Dazwischen tummeln sich rockigere Songs, angefangen vom leicht dramatischen „Dreamdemons“ über das positiv-süßliche „Sweetwater“ bis hin zu „Burn Fire Burn“, bei dem eine ziemlich direkte Verbindung zu den Städtenachbarn CEMETARY zu hören ist: Die hatten sich ja auch im Laufe der Zeit in Richtung Gothic Metal entwickelt, und häufig waren die Songs wie auch hier absolut tauglich, in der Dunkeldisco zu laufen.

Fehlt noch das abschließende „The Path Of The Gods“, dessen Zusatz „Upon The Highest Mountains” eine Brücke zum Debüt schlägt: Anders als der dort veröffentlichte erste Teil ist dieser Song hier aber über die Spielzeit von dreizehneinhalb Minuten absolut episch und hörenswert. Und es würde nicht verwundern, wenn Daniel Brennare und seine Kollegen beim Komponieren BATHORYs „One Rode To Asa Bay“ im Hinterkopf hatten. Nur mit dem Unterschied, dass LAKE OF TEARS die Chose mit noch mehr Kniffen und Wendungen versehen haben.

Momentaufnahme für LAKE OF TEARS

Unterm Strich war „Headstones“ 1995 ein unerwartetes Highlight. Auf jeden Fall eins, das mit begrenzten Mitteln die maximale Wirkung erreichte: Gänsehaut, ein wohliger Schauer oder vielleicht auch eine kleine Träne im Augenwinkel. Und selbst für heutige Hörgewohnheiten klingt das Album mit seiner Mischung aus doomiger Schwere, rockigen Rhythmen und gotischer Melancholie weitgehend stimmig. Dass „Headstones“ für LAKE OF TEARS allerdings nur eine Momentaufnahme war, zeigte der Nachfolger „A Crimson Cosmos“, bei dem die Landschaft aus Grabsteinen gegen ein Meer aus Farbe und Pilzen eingetauscht wurde. Bei uns findet sich noch keine Rezension zu diesem Album? Keine Sorge: Auch dieses Album werden wir in unserer Blast From The Past-Reihe beizeiten einer ausführlichen Würdigung unterziehen.

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30.04.2025

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4 Kommentare zu Lake Of Tears - Headstones

  1. ClutchNixon sagt:

    Bewegte mich damals und tut es noch heute. Nice Pick Marinade!

    PS: Und als nächstes ein Blast from the past in Sachen CEMETARY?

    9/10
  2. ClutchNixon sagt:

    Lol Maronde. Danke liebe Autokorrektur!

  3. Eckart Maronde sagt:

    Ja Moin! Freut mich, dass es Dir gefällt! Und Cemetary habe ich notiert, die haben ja auch schöne Alben gemacht 🙂