Mine[thorn] - Junk Hive Noir

Review

Black Metal mit Industrial-Einschlag – wer mich ein wenig kennt, wird wissen, dass ich bei solchen Ankündigungen ähnlich einem Pawlow’schen Hund in unwillkürliches Sabbern verfalle. Die Ähnlichkeit beschränkt sich dabei nicht nur auf die Konditionierung, einen Reiz (eben genanntes Genre) mit der Befriedigung eines Bedürfnisses (dem nach guter, spannender Musik) zu verknüpfen, sondern geht so weit, dass ich – genau wie der Hund in freudiger Erwartung – leicht enttäuscht werden kann.

Genau das muss ich leider über das MINE[THORN]-Debut „Junk Hive Noir“ sagen, dessen Titel, Artwork und Label (Code666) sehr vielversprechend auf mich wirk(t)en. Im Grunde ist auch alles da, was ich von einem Industrial Black Metal-Album erwarte: Dissonante (in diesem Fall sehr tief gestimmte, wenn nicht gar siebensaitige) Gitarrenwände, steriles Drumming, das eher an eine Maschine denn an ein organisches Gefüge erinnert, verzweifelte Vocals und: abgefahrene Elektronik. Alles da – aber warum können die fünf Engländer, von denen zwei auch bei AXIS OF PERDITION tätig sind, mich dann nicht in ungezügelte Begeisterung versetzen?

Da gibt es gleich mehrere Gründe: Zum einen wäre da der Klang der Gitarren, der für meinen Geschmack einfach zu stumpf und zahnlos ist – natürlich will ich keine Staubsauger-Gitarren hören, aber ein paar Höhen mehr dürften es schon sein. Die Riffs sind dabei gar nicht von schlechten Eltern und zeigen die kreative Kraft die hinter MINE[THORN]. Gleiches gilt für die Elektronik, die abgefahren, kühl und damit eine echte Bereicherung ist. Daran habe ich (ausnahmsweise) auch gar nichts zu meckern. Das kann ich wiederum von den Vocals nicht behaupten – diese grenzen sich zwar deutlich von Black Metal-typischer Intonation ab (sprich: Sänger Gez Romano ist eine ganze Ecke tiefer unterwegs), wirken auf Albumlänge aber zu eintönig.

Was mich – und das habe ich schon im Review zur DAMNED SPIRITS‘ DANCE-Scheibe geschrieben – aber am meisten „stört“ (das ist eigentlich das falsche Wort, es müsste heißen „was mich am wenigsten begeistert“), ist das fehlende Feeling, das „Junk Hive Noir“ vermittelt. Die neun Stücke sind allesamt ganz nett, sowohl in Kreativität und technischer Umsetzung – aber eben nicht mehr. Ich will von Industrial Black Metal in Beklemmung versetzt werden, ich will Endzeit-Stimmung (total ausgelutschter Begriff, aber ihr wisst schon, was ich meine…)! Bekomme ich leider beides nicht.

Ich muss, bevor ich zur Punktevergabe komme, relativierend hinzufügen, dass ich 1. erfahrungsgemäß gerade im Industrial Black Metal nur schwer zu beeindrucken bin und 2. offensichtlich irgendeine geschmackliche Diskrepanz zur den Verantwortlichen hinter Code666 aufweise, denn „Junk Hive Noir“ ist nicht die erste Platte aus diesem Hause, die mich nüchtern betrachtet total vom Hocker hauen müsste, es aber einfach nicht tut. Allen, die zum Beispiel auch ABORYM total geil finden, sei ausdrücklich empfohlen, die Platte mal anzutesten.

16.06.2009

Interessante Alben finden

Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 36749 Reviews und lass Dich inspirieren!

Nach Wertung filtern ▼︎
Punkten
Nach Genres filtern ►︎
  • Black Metal
  • Death Metal
  • Doom Metal
  • Gothic / Darkwave
  • Gothic Metal / Mittelalter
  • Hardcore / Grindcore
  • Heavy Metal
  • Industrial / Electronic
  • Modern Metal
  • Off Topic
  • Pagan / Viking Metal
  • Post-Rock/Metal
  • Progressive Rock/Metal
  • Punk
  • Rock
  • Sonstige
  • Thrash Metal

Kommentare