Mirage - The Sequel

Review

Mit MIRAGE taucht nach EVIL und WITCH CROSS nun die nächste dänische 80er-Combo aus der Versenkung auf, der damals leider kein großer Durchbruch im Windschatten von MERCYFUL FATE vergönnt war. Denn nach dem vielversprechenden Debüt „…And The Earth Shall Crumble“ war Ende der 80er auch schon wieder Schluss, und das obwohl MIRAGE den Zweitling „The Sequel“ bereits fertig geschrieben hatten. Schuld ist in diesem Fall das damalige dänische Label, welches sich erst sämtliche Einnahmen unter den Nagel riss und dann Insolvenz anmeldete, wodurch die Karriere von MIRAGE erstmal vor dem Aus stand.

MIRAGE bringen eine späte Fortsetzung

Nun, mehr als 30 Jahre später, kommt „The Sequel“ aber doch noch zu späten Release-Ehren und obwohl die Produktion natürlich druckvoller ausfällt als die des Debüts, merkt man dem Material seinen Ursprung in den späten 80ern durchaus an. MIRAGE waren über die Jahre eben nicht konstant aktiv und haben auch nicht unzählige Alben veröffentlicht, weshalb die Kompositionen auf „The Sequel“ dank ihrer Entstehungszeit tatsächlich noch einen gewissen jugendlichen Charme versprühen, der allerdings stellenweise mit einer leichten Unbeholfenheit einhergeht. Das bringt einige aber nicht ausschließlich positive Aspekte mit sich.

So ist zwar ähnlich wie bei EVIL und WITCH CROSS auch bei MIRAGE  nur ein Mitglied der Ur-Besetzung übrig, in diesem Fall Frontmann Torben Steen; dessen rauer, leicht schnoddriger Gesang stellt aber eben einen direkten Bezug zum Debüt her und bringt so einen gewissen Wiedererkennungswert mit. Auch musikalisch bewegen sich die Dänen nicht allzu weit weg von ihren Wurzeln. Der Opener „In The Days of Rama“ vermischt gekonnt den Galopp alter IRON MAIDEN mit der Theatralik von MERCYFUL FATE und pfeffert das Ganze mit ein paar fetzigen Orgel-Einlagen. Torben Steen klingt dazu wie eine Mischung aus Paul Di’Anno und Lemmy, die hohen Töne überlässt er Backing-Sängerin Stine Annesen. Zugegeben, die Mischung aus rauer Männerstimme und dem fast in Sopran-Höhen schießenden Frauengesang ist erstmal gewöhnungsbedürftig, wird aber auch nicht überstrapaziert.

Am besten funktionieren MIRAGE anno 2022 dann, wenn sie ihre NWoBHM-Einflüsse kanalisieren, wie u. A. beim punkigen „The Emperor“ und „Haunted“, oder lässig rocken wie bei „Robot 9“ und „Flowers for Algernon“. Problematisch wird es meist dann, wenn Torben Steen wirklich klar singen soll, dann stößt er nämlich merklich an seine Grenzen und es wird reichlich schief.

Nicht jeder Ton sitzt

„Far Away“ etwa entwickelt sich zwar im späteren Verlauf zu einer recht ordentlichen Hard-Rock-Nummer, beim ohnehin schon unwahrscheinlich schmalzigen Anfang rollen sich einem aber ob des komplett neben der Spur liegenden Gesangs unweigerlich die Fußnägel hoch. Und auch für einen 80er-Schmachtfetzen wie „When Autumn Comes“ hat Steen einfach nicht die Stimme, wobei die Komposition selbst durchaus klargeht. Das AOR-lastige „Guiding Light“ wiederum beginnt zwar vielversprechend, wird dann aber derart schunkelig, dass man damit zwar problemlos ein im Takt mitklatschendes Fernsehgartenpublikum in Ekstase versetzen könnte, eine Metalcrowd aber eher nicht.

Wieviel Feinschliff letztlich noch in das über 30 Jahre alte „The Sequel“ gesteckt wurde, lässt sich schwer beurteilen. MIRAGE schaffen es aber, ihren Sound glaubhaft aus den 80ern direkt ins hier und jetzt zu transportieren und so über drei Dekaden später doch noch eine Fortsetzung zum vielversprechenden Debüt zu liefern.

Ist ihnen damit eine Rückkehr mit Paukenschlag gelungen? Eher nicht; soliden Heavy Metal kriegt man hier aber allemal geboten und grade Nostalgiker können sicherlich ein wenig ins Schwelgen geraten.

08.07.2022

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