myGRAIN - V

Review

Soundcheck Dezember 2020# 34 Galerie mit 22 Bildern: My Grain - Comet Berlin - Insomnium - One For Sorrow Tour 2011

Die Hoffnungen aller Freunde des eher modern geprägten Melodic Death Metal liegen aktuell wohl in erster Linie auf dem Land der tausend Seen. Bands wie BLOODRED HOURGLASS konnten in jüngster Zeit beweisen, dass das (Sub-)Genre noch lange nicht tot ist. MYGRAIN galten diesbezüglich allerdings schon vor zehn Jahren als Hoffnungsträger, konnten vor allem mit ihrem selbstbetitelten Album von 2011 überzeugen. Nach einer etwas schwächeren Scheibe und der vorübergehenden Auflösung schien es damit aber schon wieder vorbei. Nun sind die Finnen mit dem Hang zu spacigen Keyboard-Sounds mit Album Nummer fünf wieder da. Können sie mit „V“ an alte Stärken anknüpfen?

MYGRAIN – Melodie, Progressivität und Hochgeschwindigkeit

Zu Beginn der Platte gehen MYGRAIN noch ein wenig auf Nummer sicher, denn „The Nightmare“ klingt noch recht stark nach den letzten beiden Platten, ist aber ein absolut solider Opener, der Alt-Fans ohne Probleme abholen dürfte. Ein gewisser Hang zu progressiveren Experimenten ist aber bereits zu erahnen. Ähnliches gilt auch für „Out Of This Life“, obwohl das tragende Shredder-Riff und der bessere Refrain den Song noch ein wenig stärker machen. Während „Summoned Duality“ eher so etwas wie eine typische Göteborg-Nummer darstellt, ist „The Way Of The Flesh“ dann der erste absolute Killer. Von Anfang bis Ende wird auf Hochgeschwindigkeit gesetzt, der mitreißende Refrain mit seinen flirrenden Gitarren zeigt, was wirklich in der Band steckt.

Als erste Single war „Haunted Hearts“ ziemlich unglücklich gewählt, da die Nummer nicht nur vergleichsweise soft klingt, sondern auch verdammt stark nach IN FLAMES, kurz vor dem Ausstieg von Jesper Strömblad. Selbst Fronter Tommy erinnert stellenweise verdächtig nach Anders Fridén. Auf dem Album findet der Song zwar seinen Platz – als Vorabeindruck, was den geneigten Hörer auf dem Album erwarten wird, taugt er jedoch nicht. In „The Calling wird es dann endgültig vertrackter, Gesang und Keyboards scheinen dem Prog entliehen, Melodien nehmen unerwartete Wendungen, Dissonanzen kommen zum Einsatz. Natürlich, MYGRAIN hatten schon immer eine leicht progressive Seite, sie trat aber nie so offensichtlich hervor.

Auch zum Ende der Scheibe ist das Pulver erfreulicherweise noch lange nicht verschossen – ganz im Gegenteil. „Stars Fading Black“ wird nicht nur atmosphärisch gelungen eingeleitet, ein hitverdächtiges Industrial-Riff und der erneut extremst ohrwurmige Chorus mit seinen unfassbar geilen, heulenden Leadgitarren machen ihn zu einem der stärksten Songs der Platte. A propos Leadgitarre: Ganz besonders Mr. Downhill scheint die Bandpause gut getan zu haben, präsentiert er sich doch extrem gereift und weiß zu wirklich jedem Song ein geniales Solo beizusteuern, ohne dabei bloße Selbstbeweihräucherung zu betreiben. Wir reden hier also nicht von Technik-Gewichse, sondern von echter Bereicherung der Songs. Chapeau!

Verweist andere Bands des Genres auf die Plätze – „V“

Anspruchsvoller, progressiver und immer noch melodisch. MYGRAIN sind wieder da – stärker als je zuvor! Dabei machen die Finnen mit ihrem fünften Longplayer deutlich, dass sie keinesfalls bereit sind, das Feld des modernen, groovebetonten Melodic Death Metal kampflos Bands wie den Landsleuten von BLOODRED HOURGLASS zu überlassen.

Neben den offensichtlichen Vorbildern aus Göteborg erinnert die Band, wie bereits früher, auch an SCAR SYMMETRY, die aber auch schon seit sechs Jahren kein neuen Material mehr veröffentlicht haben. Ob ein Tommy dabei an deren ehemaligen Sänger Christian Älvestam herankommt sei dabei dahingestellt. In Sachen Songwriting haben die Finnen im Vergleich zu den letzten Releases der Schweden aus Avesta jedenfalls klar die Nase vorn und können mit „V“ auch andere Bands des Genres deutlich auf die Plätze verweisen.

25.09.2020

"Time doesn't heal - it only makes you forget." (Ghost Brigade)

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