Paradise Lost - At The Mill

Review

Hach ja, nun also auch PARADISE LOST, mag man denken. Der Markt an aufgezeichneten Live-Streaming-Konzerten, die heuer als Blu-Ray oder Audio-Livescheibe den Weg in die Auslage finden, ist derzeit ja ein stark wachsender. Das ist natürlich nicht verwunderlich ob der aktuellen Situation, aber ein Bildschirm-Event ersetzt das echte Live-Erlebnis halt doch nur in Ansätzen. Dennoch: Im Falle des Konzerts „in der Mühle“ der Gothic-Metal-Veteranen lohnt sich der genauere Blick auf das Konzert, denn es handelt sich bei dem Ende 2020 aufgezeichneten Set um einen besonderen Fall.

„At The Mill“ atmet Proberaum-Atmosphäre

„At The Mill“ wird zwar „live“ dargeboten, aber nicht im Sinne eines nachgestellten Konzerts – wodurch Ansagen oder virtuelle Publikumsinteraktion entfällt. Vielmehr spielen PARADISE LOST ihr Set durchgehend herunter, „At The Mill“ hat damit eher den Charme einer im Proberaum eingespielten Konzert-Generalprobe. Dieses Konzept kommt auch dem Sound zu Gute, der angenehm ungeschliffen und beinahe ruppig daherkommt – und auch spielerisch sind kleinere Abweichungen und kantige Übergänge erhörbar, die die gewohnten Album-Originale livetauglich variieren. Damit klingen PARADISE LOST beim Intonieren der ewigen Klassiker „Embers Fire“, „Gothic“ und „As I Die“ beinahe so, als handele es sich um Übungszeugnisse aus den 1990er-Jahren. Einzig: NICK HOLMES klingt natürlich nicht mehr wie zu „Icon“-Zeiten – aber man muss feststellen, dass er seine zwischenzeitlich doch argen stimmlichen und wackelig anmutenden Veränderungen mittlerweile gut eingefangen hat und die neuen Stimmlagen gut zu dem dargebotenen Material passen und hierauf abgestimmt wirken, auch wenn es in der Bandhistorie mal weiter zurück geht.

PARADISE LOST reihen die Band-Klassiker nahtlos aneinander

Mit einer Setlist von sechzehn Titeln ist dann auch wenig Raum am Umfang der Darbietung zu meckern. Dass es vielleicht nicht jeder Liebling in das Programm schafft: Geschenkt. Es wird ausreichend Abwechslung geboten, auch exotischere Titel wie das 2017er „Blood And Chaos“ oder das etwas überflüssige „Beneath Broken Earth“ finden ihren Platz zwischen den Hochkarätern wie dem perfekt gewählten Opener „Widow“ oder dem treibenden „Shadowkings“ – und sogar das flockige „So Much Is Lost“ vom umstrittenen Werk „Host“ wird (zurecht) gewürdigt.

Letztlich ist „At The Mill“ eine runde Angelegenheit geworden – ein Produkt zwar, dass es wohl nie gegeben hätte, könnten PARADISE LOST live spielen. Ein Album aber, das aber eine schöne Zusammenfassung der über dreißigjährigen Diskographie der Band aus Halifax geworden ist, welches sowohl Fans als auch Neuentdeckende zufrieden stellen dürfte.

16.07.2021

Iä! Iä! Cthulhu fhtagn!

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