Process of Guilt / Rorcal - 12" Split

Review

Es rauscht … bis schließlich die Gitarren hinzukommen, aber nur für die Atmosphäre. Auch als die giftige Stimme einsetzt, kann das alles noch als Dark Ambient durchgehen. Es werden Fragen an den Liar gestellt. Langsam wird aus dem Rauschen eine Art Riff, dann setzen die Drums ein und die Musik startet. Doom Metal. Sludge. Eine vertonte wabernde Düsternis, Schwingen, die sich ab und an ausbreiten, undefinierbar Böses, das den Hörer klammheimlich umkreist. Die „Liar: Movement“-Songs sind so dermaßen von Atmosphäre geprägt, das man sie am besten mit Bildern beschreiben kann. Die vielen Wiederholungen und fließenden Übergänge verleihen dem Material Eindringlichkeit und Intensität. Doch so ein wenig verzetteln sich PROCESS OF GUILT auch im Atmosphärischen – etwas mehr Musik wäre gut gewesen. Das letzte Lied erscheint zum Beispiel wie ein einziges langes Outro.

PROCESS OF GUILT (aus Portugal, Bandgründung im Jahr 2002) setzen auf Doom, RORCAL (aus der Schweiz, Bandgründung im Jahr 2006) auf Black Metal und dann trifft man sich noch irgendwo beim Sludge und Drone? So einfach ist das? Natürlich nicht. Doch Näheres lest ihr im ersten und dritten Absatz. Hier stellt sich die Frage: Woher kennt man sich, wenn die einen aus dem warmen Portugal, die anderen aus der käsigen Schweiz musizieren? Die Wahrheit führt uns zum 2011er-Amplifest, wo sich eine enge Freundschaft zwischen den Bandmitgliedern geformt hat. Die logische Schlussfolgerung: gemeinsame Live-Rituale und eine Split-Vinyl-Veröffentlichung. Beide Combos tragen jeweils drei Tracks dazu bei, nachdem man, bezogen auf die eigene Diskografie, bereits drei Studioalben herausgebracht hat. Im Hause PROCESS OF GUILT/RORCAL herrscht Einigkeit. Und auch das musikalische Ineinanderfließen gelingt – wobei die Portugiesen qualitativ ein wenig hinterherhinken und so die Kaufempfehlung verhindern. Trotzdem: Reinhören lohnt sich!

Ein windiges Rausches leitet ein, bevor es ganz ohne Break zu forschem Black Metal übergeht. Recht schnell schimmern Melodien durch, die aufgebrachten Vocals halten das Chaos aber. Irgendwann setzt sich die Melodik ein wenig durch, das Keifen wird ein paar Nuancen gemäßigter. Wie Wellengang kommt der Opener daher, ständig durchbrochen von Tempowechseln, die „IX“ zum Ende hin sogar auf MAYHEM-Stimmung runterfahren – in eine Tiefe, die noch unter Low-Tempo liegt, wo schwarze Riffs nur kurz aufleuchten, die Drums lediglich bedrohliche Akzente setzen, etwas Doom Metal und Sludge regiert. Ein erneuter Kurswechsel zerrt den Schwarzmetall wieder in den Vordergrund, bevor es mit der zweiten Nummer ähnlich weitergeht. RORCAL hauen in der Summe ordentlich auf den Putz, verbasteln filigranes Riffing und doomige Klänge aber durchaus gekonnt in ausgefeilten Songstrukturen.

05.11.2014

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