Re-Armed - Rottendam

Da kommt es angeschlichen, das verträumte Soundtrack-Intro, das einen langsam in die mitternächtlichen Gassen des „Dead Light District“ führt. Besser hätte der Titel nicht gewählt sein können, denn was hier lauert und heimlich die Witterung aufnimmt, ist unmenschlich und grausam.

Mächtig thrashig klatscht daraufhin der Titelsong „Rottendam“ ab und aus dem sanften nächtlichen Spaziergang wird schnell eine Hetzjagd, in der besonders die Gitarren den Hörer mit Peitschenhieben vor sich hertreiben. Zwischen drin springt ein kleiner SOILWORK-Anklang auf das harte Pflaster, Zeit zum Luftschnappen gibt es aber in keiner Sekunde. Denn spätestens bei „Wracked“ hat Sänger Jouni Matilainen einen dann am Schlafittchen gepackt, mit dem Hinterkopf knallt man auf den Steinboden und es sind leider keine plüschig finnischen Schneepuschen, mit denen man immer wieder auf der Kehle herumgetrampelt bekommt. Oh ja, „Rottendam“ ist definitiv nur ein Urlaubsort für Selbstmörder. „Putos Muertos“ und „Apocalypse Postponed“ werfen zwar beide großzügig Rettungsringe mit Melodie-Lines in das Chaos und wer noch nicht ohnmächtig in der Gegend herumvegetiert, kann dankbar nach ihnen greifen. Doch was nützen die noch, in dem derart desolaten Umfeld von RE-ARMED, wo eh nie wieder ein Sonnenstrahl scheinen wird?

Was die fünf Finnen aus Kerava mit ihrem zweiten Album erschaffen haben, strotzt wieder einmal jeglichem Optimismus oder Glauben an den Menschen, aber genau so muss guter Metal sein! Als einzige Kritikpunkt wäre zu nennen, dass die Songs eine Spur zu wenige Unterscheidungsmerkmale liefern und die Scheibe nur traurige 29 Minuten Spielzeit bietet. Aber nun gut, das ist angesichts der Tatsache, dass alle neun Tracks gewaltige Arschtritte verteilen, nicht so tragisch, denn: Alter! Was RE-ARMED an Fingerakrobatik gepaart mit unbändigen Aggressionen bieten, ist gigantisch und schlichtweg der Soundtrack zu deinen finstersten Alpträumen.

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