Ripped To Shreds - 劇變 (Jubian)

Review

Bereits die Vorgänger dieses mittlerweile dritten Albums der Kalifornier RIPPED TO SHREDS sind keine bloßen Hackschnitzler, sondern erzählen die Geschichte einer durchaus interessanten Band, bestehend aus sogenannten ABC (American-born Chinese) – genau genommen Taiwanesen. Kein Wunder, dass das Trio um Mastermind und Multiprojektinhaber Andrew Lee durchaus politisiert auftritt, gegen Rassismus als amerikanische Minderheit singt oder historisch/politisch vom Bombardement der Amerikaner auf Nordkorea im entsprechenden Krieg aufklärt, bzw. dies verurteilt. Schon auf „亂 (Luan)“ dürfte aufgefallen sein, dass hier talentierte Musiker am Werk sind, deren Arrangements allerdings noch reifen müssen. „劇變 (Jubian)“ erzählt diese Geschichte prinzipiell ohne Punkt und Komma weiter.

„劇變 (Jubian)“ offenbart starke technische Aspekte…

Gerade an den Saitenbrettern ist es wirklich beeindruckend was Lee hier zustande bringt und auch das flink präzise Drumming von Brian ringt dem Kenner mehr als ein anerkennendes Nicken ab. Technischer Wermutstropfen bleibt auch auf dem dritten Album der Amerikaner der etwas schwachbrüstige und insgesamt recht monoton hervorgebiestete Gesang, der zwar ein wenig an das animalische Schreckgespenst Chris Reifert (AUTOPSY) erinnert, aber dessen unverfälschte Sickness nicht erreichen kann – vielleicht ist dazu auch das instrumentale Beiwerk zu filigran.

Dies bewegt sich von der Ausrichtung irgendwo zwischen messerscharfen Thrash-Salven und Grind-Einflüssen zwischen DYING FETUS und MISERY INDEX. Auflockerung bieten die großzügig eingearbeiteten Gitarrensoli. Deren Ausprägung reicht von sphärisch ausladend, was „漢奸 (Race Traitor)“ zum wohl eingängigsten Stück der gesamten Platte macht, bis hin zu manischen Kreideziehern, sodass sich die Zehennägel nach oben rollen.

…aber auch weitgehend gesichtsloses Songwriting

Dass auch „劇變 (Jubian)“ allerdings abermals an konkurrenzfähigen Songwriting-Strukturen krankt beweist eindrucksvoll der längste Song des Albums „獨孤九劍 日月神教第三節 (In Solitude – Sun Moon Holy Cult Pt.3)“, der mit über zehn Minuten Spielzeit eine musikalische Saga aus den Vorgängerwerken fortführt, aber teilweise tollen Riffs niemals richtig auf den Punkt kommt. Den Abschluss bildet mit „Scripture Containing The Supreme Internal Energy Arts That Render The Practitioner Invincible Throughout The Martial Realm“ ein aufgeblasener Songtitel hinter dem hingegen nur eine generische Grindattacke aus vorwiegend heißer Luft steckt.

Zwar haben sich RIPPED TO SHREDS im Vorfeld von „劇變 (Jubian)“ mit Michael Chavez noch erfahrene Verstärkung an Vocals und Gitarren gesucht, doch den womöglich erwünschten Erfolg brachte dies nicht. Augenscheinlich ist der Neumusiker nämlich ähnlich technisch versiert, aber genauso wenig Songwriter wie Lee.

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18.10.2022

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5 Kommentare zu Ripped To Shreds - 劇變 (Jubian)

  1. ClutchNixon sagt:

    Okay. Zunächst einmal ist der Dying Fetus/Misery Index Vergleich unzutreffend, geht besagten Bands die doch relativ präsente Old School Attitüde mittlerweile ziemlich ab. Ersetzt man die hier gezogenen Vergleiche hingegen mit alter, schwedischer Brutalität (Grave), frühem Death Grind (Assück) und einem Hieb Asi Keule (Repulsion), erschließt sich der geneigten Hörerin eine feiste Schlachtplatte, die zum Besten gehört, was in Sachen Death Metal 2022 veröffentlicht wurde.

    8/10
  2. destrukt. sagt:

    Schließ mich da nahtlos meinem Vorredner mit seinen sehr treffenden Vergleichen an. Wären die Gitarrensoli etwas cleaner, könnte man vllt auch noch Intestine Baalism mit reinwerfen. Ansonsten bieten die knapp 36 min Spielzeit oldschool Death Metal vom feinsten, inklusive wunderbarer melodischen Parts, grindy Blastattacken, Groove und dadurch kommt die Platte extrem vielseitig und abwechslungsreich daher. Und auch hier schließ ich mich wieder dem Vorredner an: In diesem DM Subgenre definitiv eines der besten Outputs ’22. Die 5 Punkte werden dem ganzen leider nicht wirklich gerecht.

    8/10
  3. ClutchNixon sagt:

    Intestine Baalism 😍. Hab ich bestimmt zehn Jahre lang nicht gehört. Danke fürs in Erinnerung rufen!

  4. destrukt. sagt:

    De nada, wie der Schwabe sagt!^^

  5. Vlad_the_Impala sagt:

    Da schließe ich mich doch ebenfalls mal meinen Vorrednern an. In der Tat ein DM-Highlight 2022.
    Das macht einfach richtig Laune, da kommt keine Langeweile auf. Wirklich sehr wohlproportioniert. Macht Laune.
    Auch 8/10, aber durchaus mit Tendenz nach oben..

    8/10