Slytract - Existing Unreal

Obwohl SLYTRACT mit ihrem Debüt „Explanation:Unknown“ 2008 in ihrer Heimat Ungarn für erhöhte Aufmerksamkeit sorgen konnten, erscheint der Nachfolger „Existing Unreal“ zunächst als extrem durchschnittliches osteuropäisches Death-Metal-Scheibchen: oft schnell und technisch durchaus gediegen, dabei aber – zumal mit eindimensionalem Grunzgesang – auch ziemlich hausbacken und etwas blutarm.

Gibt man der Scheibe dennoch mehr als zwei Lieder lang eine Chance, entpuppt sie sich immerhin als ambitionierte Angelegenheit. So sorgen neben den heftigen Passagen zahlreiche melodische, mitunter gar etwas verspielte Gitarrenläufe für sehr interessante Momente, besonders deutlich etwa bei „Prevailing Millions“, „Nothing Seen Within“ und „Behind The Closed“. Die dadurch geförderte Eingängigkeit erreicht selten unangenehme Aufdringlichkeitsgrade beziehungsweise wird zu sehr überstrapaziert – wie beim teilweise billig-dudeligen Rausschmeißer „Nexus“. Als gelungener darf man das stimmungsvolle Glanzlicht „Shall They Learn War Anymore“ mit seiner Mischung aus nettem Geballer und mit beschwörendem Klargesang garnierten, ruhigen Abschnitten bezeichnen. Auch „My Mist“, zu dem der ehemalige HYPOCRISY-Klampfer Andreas Holma ein Solo beisteuert, läuft mit seiner melodischen Knackigkeit gut ein.

Man merkt SLYTRACT an, dass sie nach Abwechslung, Atmosphäre und der von Rezensenten oft bemühten eigenen Note streben, ohne dabei in Sachen Härte einen zu großen Aderlass zu betreiben – das Trio weiß also, worauf es ankommt. Bei vier, fünf Nummern auf „Existing Unreal“ schaffen sie es dann auch, das ansprechend in die Praxis umzusetzen, andere fallen dagegen jedoch in Richtung austauschbare Todesblei-Stangenware ab.

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