SOM - Let The Light In

Review

Galerie mit 16 Bildern: SOM - Twilight Burials Tour 2023 in Hamburg

Als jemand, der seine Musik mit reiflich Agilität und/oder Gehalt bevorzugt, scheint unsereins jetzt nicht unbedingt die beste Anlaufstelle für Shoegaze-Veröffentlichungen zu sein. Gelegentlich findet der Verfasser aber doch mal die Ruhe, um das ein oder andere Stück dieser Musikrichtung zu genießen. Wenn dann obendrauf eine Band wie SOM die Idee des Shoegaze in ein knackiges Modern Metal-Album steckt, das gleichzeitig den Kopf in den Wolken hängen hat UND dabei ein paar zünftige Metal-Songs aufs Parkett legt, dann dürften die gegenständlichen US-Amerikaner mit dem vorliegenden, dritten Vollzeitalbum „Let The Light In“ doch eigentlich genau das Richtige parat halten für all jene, die für Shoegaze sonst nicht die nötige, innere Ruhe haben. Oder?

Ein Shoegaze-Album für Ungeduldige?

Im Lineup hat sich während der Arbeiten am Album tatsächlich etwas getan. Genauer ist Schlagzeuger Duncan Rich aus in der Presseinfo nicht weiter spezifizierten, „unvorhergesehenen Umständen“ ausgeschieden, sodass der zuvor am Tieftöner tätige Justin Forrest, seines Zeichens Schlagzeuger bei CASPIAN, hinter den Kesseln und Fellen platz nahm und Goldkehlchen Will Benoit nun neben dem Gesang den Bass beisteuert – das zwang die Band, einen Anteil der Songs erneut einzuspielen, vermutlich um die klangliche Konsistenz zu wahren. Diese Runde „Bäumchen wechsel‘ Dich“ hat die Veröffentlichung von „Let The Light In“ vermutlich verzögert, oder zumindest liest sich das zwischen den Zeilen heraus, hat aber tatsächlich ein in sich konsistentes Ergebnis produziert.

Mit dem Zweitling „The Shape Of Everything“ mussten sich die US-Amerikaner vom geschätzten Vorredner Mirko Pidde den Vorwurf gefallen lassen, dass sie einen eher unaufdringlichen Einstieg in ihr Album wählten. Das ist anno 2025 anders. Die an anderer Stelle mal als „Doom Pop“ geführte Spielweise der zum Quartett geschrumpften Formation zeichnet sich fast durchgehend durch eine Metal-lastige Erdung aus, was wiederum auf die eingangs angerissene Frage aufschließt. SOM schaffen heuer ein fast durchgehend zünftiges, drückendes Backdrop für ihre Shoegaze-Komponente und zeigen dabei ein vortreffliches Gespür für moderne, gern mit etwas Delay daherkommende Downtempo-Grooves, die sich wunderbar mit den Shoegaze- und Post-Rock-Elementen komplementieren.

SOM haben an ihren Baustellen gearbeitet

Das Ganze wirkt entgegen der zuvor zitierten Katalogisierung „Doom Pop“ weniger düster geschweige denn poppig, zwar durchaus kühl, aber in einer angenehmen Art und Weise, vergleichbar mit einem erfrischenden Regenschauer mitten im knallenden Sommer. Man kann sich die Metal-Komponente von „Let The Light In“ in etwa so vorstellen, als würden die neueren KLONE mit den „The Great Cold Distance“-KATATONIA und den DEFTONES jammen, abzüglich sämtlicher Gutturals respektive Schreie, die das involvieren könnte. Letztgenannte kommen dabei immer wieder dann zum Vorschein, wenn sich die US-Amerikaner an etwas harschere, fast Post-Metal-artige Klänge heranwagen, wie gegen Ende von „Chemicals“ oder in „Nightmares“.

Dabei gehen die Songs dank der sahnigen Shoegaze-Einflüsse runter wie Öl. Es ist schwer zu beschreiben, aber bei einem Track wie „The Place That I Belong“ fühlen sich die Motive und deren Abfolge einfach „richtig“ an. Der Zankapfel hinter „Let The Light In“ bleibt wahrscheinlich Benoits elfenartige Präsenz am Mikrofon, die aber teilweise tontechnisch so gut mit sich selbst gelayert oder einfach nur geschickt geloopt wird (der Titeltrack!), dass seine Stimme mehr zu einem weiteren Instrument im Gesamtbild wird. Und wenn er dann doch mal von seinem Säusel-Gesang Abstand nimmt und auf Zimmerlautstärke erhöht wie in „Give Blood“ oder im Rausschmerißer „The Light“, ist der Effekt umso kathartischer.

Damit belohnen sie sich mit einem starken Drittwerk

Das alles erweckt den Eindruck, als hätten sich SOM die Kritik zu „The Shape Of Everything“ zu Herzen genommen und ihren Sound an allen relevanten Baustellen überarbeitet. Inwiefern die Personalveränderung ins Songwriting hinein gespielt hat, ist nicht bekannt, es scheint als wäre das Album vor dem Weggang von Duncan Rich bereits fertig gewesen. Wenn die Band die Platte im Rahmen dessen Ausscheidens mitten in den Aufnahmen aber tatsächlich komplett neu eingespielt haben, dann zeigt das die enorme Hingabe dieser Formation, die sich – und natürlich ihre Hörerschaft – mit „Let The Light In“ nun endlich mit ihrem vielleicht stärksten Album belohnt.

Shopping

Som - Let the Light inbei amazon16,98 €
10.03.2025

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

Shopping

Som - Let the Light inbei amazon16,98 €

Interessante Alben finden

Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37484 Reviews und lass Dich inspirieren!

Nach Wertung filtern ▼︎
Punkten
Nach Genres filtern ►︎
  • Black Metal
  • Death Metal
  • Doom Metal
  • Gothic / Darkwave
  • Gothic Metal / Mittelalter
  • Hardcore / Grindcore
  • Heavy Metal
  • Industrial / Electronic
  • Modern Metal
  • Off Topic
  • Pagan / Viking Metal
  • Post-Rock/Metal
  • Progressive Rock/Metal
  • Punk
  • Rock
  • Sonstige
  • Thrash Metal

1 Kommentar zu SOM - Let The Light In

  1. 100jahre sagt:

    Das Plattencover gefällt mir, die Rezension ist interessant und Shoegaze/Drone Metal/Dream Pop sind furchtbar interessante Stile. Allerdings kürze ich Drone jetzt mal raus da laut Google Drone jetzt Doom ist und Dream Pop auf den 4 Tracks der „Let the Light in“ EP die bis jetzt veröffentlicht ist, nicht zu finden ist.
    Was bleibt ist Shoegaze, und wie in der vorliegenden Rezension richtig erkannt versucht die Band das in ein (Modern-) Metal Kostüm zu zwängen. Die Idee ist gut! Aber, es kommt mir so vor als ob man irgendwie die Songs gekürzt, mehrfach bearbeitet oder sonstwie komprimiert hat. In der Rezension wird ja geschrieben das der Drummer weg ist und die Band das Album teilweise neu eingespielt hat. Das passt für mich dann auch zusammen mit den Eindrücken die mir die 4 Songs vermitteln.
    Weitere Kritikpunkte sind der Gesang und das Schlagzeug. Bei ersterem fehlt mir mehr Ausdruck oder man hätte das sphärische Jammern mehr in den Hintergrund mischen sollen. Die Drums sind viel zu weit vorne. Das hat man wahrscheinlich extra so gemacht um die Musik (wie in der Rezension beschrieben) in ein Metal-Kostüm zu bringen. Aua, mir tut das richtig weh im Kopf. Da fällt mir nur totgetrommelt ein.
    Ich muss sagen, es fehlt etwas was den Sound der Band aufpeppt, irgendein Sample, ein Break an der richtigen Stelle. Irgendwie was, was nach 3 Minuten zum Weiterhören animiert, stattdessen wird wild getrommelt und die immergleichen Textzeilen wiederholt. Klar, man variert das und baut Verzerrungen und Effekte ein, aber es bleibt in einer vorhersehbaren Bahn.
    Der Band möchte ich den Rat geben mehr zu experimentieren. Die beiden ersten Songs des Vorgängeralbums „The Shape of Everything“ gefallen mir um Längen besser. Das geht eher in Richtung Dream Pop. Aber den will die Band ja in Richtung Metal verlassen. Ich finde das hat geklappt, aber es ist noch ein weiter Weg.