Soulfly - Chama

Review

Soundcheck Oktober 2025# 3 Galerie mit 24 Bildern: Soulfly - Rockharz Open Air 2025

SOULFLY schreiben auch schon fast 30 Jahre Bandgeschichte. Verdammt, wie die Zeit vergeht. Bekanntermaßen hervorgegangen, als Max Cavalera seine ehemalige Band SEPULTURA verlassen hat, ist die Formation mittlerweile bei Album Nr. 13 angekommen und zeigt – soviel sei vorweggenommen – keinerlei Anzeichen von Altersmilde. Die zu den Anfangstagen noch präsenten Nu bzw. Alternative Metal-Verwurzelungen sind zwischen vereinzelten Zeilen zwar noch spürbar, aber weitestgehend haben sich Cavalera und Co. im Laufe der Zeit davon rein gewaschen. Wie schon der Vorgänger gefällt sich auch „Chama“, das neue Album, vor allem durch seine straffe, thrashige Härte mit Death-Beimischungen, die ohne große Kompromisse gen Hörer geschleudert wird.

Feuer und Flamme – SOULFLY zündeln mächtig weiter

Natürlich finden Cavalera und Co. immer wieder Bezüge zu ihrer Vergangenheit. Wie üblich ist zum Beispiel ein Tribal-Instrumental namens „Soulfly XIII“ auf dem Album vertreten. Überdies geben sich eine Reihe von Gästen die Ehre, ebenfalls eine lange Bandtradition. Zu diesen Gästen gehören u. a. Dino Cazares von FEAR FACTORY, Todd Jones von NAILS und Gabe Franco von UNTO OTHERS. Die Verweise gen Vergangenes sind aber mitunter auch deutlich subtiler; „No Pain = No Power“ beispielsweise spiegelt nicht nur die Nomenklatur des Songtitels „No Hope = No Fear“ vom selbstbetitelten Debüt wider, sondern wird auch ganz ähnlich durch zyklisches Riffing eingeleitet (und enthält dank clean gesungener Hook die deutlichsten Alternative-/Nu-Elemente des Albums).

Im Kern geht es auf „Chama“ jedoch ans Eingemachte, was groovende Brutalität angeht. Das Album ist mit knapp 33 Minuten recht knackig ausgefallen und das gibt bereits einen ersten Hinweis darauf, dass der Fokus der neuen Platte mehr auf Härte denn Abwechslung liegt. Große Riffmagie ist wie üblich nicht zu erwarten, dafür gibt es hart auf die Fresse mit den üblichen, Tribal-artigen Rhythmen, atonalen Lick-Injektionen und Beschwörungen, wie man sie so in der Form üblicherweise nur von SOULFLY serviert bekommt. In Anbetracht der knackigen Spielzeit ist dadurch wenig Platz für ausgefeilte Songbauten, sodass das Songmaterial mit seiner Intensität steht und fällt. Cavalera und Co. haben das jedoch erkannt, was beispielsweise in einem „Nihilist“, einer schwerst groovenden, Hardcore-getränkten Widmung an LG Petrov, oder dem Zwei-Minuten-Monster „Ghenna“ resultiert.

„Chama“ fegt wie ein Orkan durch die Boxen – kurz, aber heftig

Draufhauen lautet in weiten Teilen die Devise und „Chama“ nennt dahingehend eine absolut unwirtliche Atmosphäre sein eigen. Das Album fühlt sich jedoch keineswegs kalt an, sondern im Gegenteil dem Coverartwork gemäß ziemlich hitzig, um nicht zu sagen: pyromantisch. Cavaleras manisches Gebelle facht die Flammen stets weiter an und verkäuft der Hörerschaft jede Unze an Zorn und Hass innerhalb der Trackliste glaubhaft. Halleffekte lassen seine Vocals zusätzlich noch monströser und unmenschlicher erscheinen. Das wirkt einem potentiellen Druckabfall beim repitiven Doppel „Black Hole Scum“ und „Favela / Dystopia“ gewinnbringend entgegen, die beide recht ähnlich zueinander klingen, dank Cavaleras Darbietung und nicht zuletzt auch der ruppigen Produktion den hohen Druck aufrecht erhalten.

Das obligatorische, im Vergleich geradezu in sich gekehrt klingende Instrumental „Soulfly XIII“ kann man angesichts der enormen Intensität des Albums ein bisschen als Fremdkörper innerhalb der Trackliste beschreiben, aber interessanterweise fügt es sich doch ganz passend ein, eingerahmt zwischen dem apokalyptischen Groove-Ungeheuer „Always Was, Always Will Be“ und dem abschließenden Titeltrack, bei dem es noch mal richtig düster wird. Insgesamt wirkt das Album durch seine erhöhten Hardcore-Anteile wie ein heftiger Schlag ins Gesicht, ein Orkan, der durch die Boxen fegt und alles verwüstet. Die Intensität des Albums ist konstant hoch und die knappe Spielzeit erstickt jedes Anzeichen von Druckabfall im Keim. Im Grunde haben SOULFLY mit „Chama“ also wieder alles richtig gemacht und die zerstörerische Urgewalt hinter dem Bandnamen, die der Vorgänger „Totem“ möglicherweise ein bisschen hat missen lassen, wieder vollumfänglich hergestellt.

20.10.2025

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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