Spektr - Near Death Experience

Review

„Woas chörst du da, Vitali?“. „SPEKTR- schwääre Kohst, Vladimir“
So, oder ähnlich „humorvoll“ würde wohl die Werbung unserer Milchsnack liebenden Schwergewichter klingen, wenn der Regisseur ein Faible für kaputten, industriallastigen Black Metal gehabt hätte. Hatte er aber nicht, doch dennoch kann man Parallelen zwischen Tolstoi und den Franzosen ziehen: beide sind anfänglich wirklich sehr schwer verdaulich, zumindest für meinen Magen.

Vermutlich sind nicht Wenige unter euch bereits bei dem Wort „industriallastig“ zusammengezuckt, weiß ich doch aus eigener Erfahrung, dass auch mir bei diesem Wort meist recht schnell die Mundwinkel nach unten klappen. Und so fühle ich mich nach dem ersten Hören doch auch ein wenig in meinen Vorurteilen bestätigt, denn irgendwie ist die Musik nur so an mir vorbeigerauscht. Also nächster Durchgang, aber dieses Mal bitte ein wenig konzentrierter, Herr Knauer.

Und siehe da, so langsam erschließt sich meinen Ohren etwas. Zwar konzentrieren sich meine Lauschlappen immernoch größtenteils auf die Black-Metal-Parts, aber das ist ja immerhin etwas.
Diese sind nämlich nicht von schlechten Eltern, alles klingt sehr verzerrt, kalt und steril. Irgendwie erinnert mich die Stimmung eines Songs wie “Astral Descent“ sehr an Gorgoroth, und zwar zu Zeiten der “Destroyer“. Dieses zerstörerische, den Schädel zermalmende Element ist es, was bei mir die größte Faszination ausübt, hinzu kommt diese verzerrte Stimme, herrlich, auch wenn neun von zehn Menschen einfach nur Ohrenschmerzen bekommen würden. Das kompositorische Können ist dabei keinesfalls spektakulär, aber die kreierte Stimmung weiß mich dennoch in ihren Bann zu ziehen. Soweit so gut, die Black-Metal-Abschnitte gefallen.

Durchläufe drei, vier und fünf. Ich staune nicht schlecht, denn nach und nach fügt sich alles zu einem großen Gesamtbild zusammen, was mich wirklich begeistern kann. Denn, wer hätte es gedacht, diese Industrial- und Ambientelemente transportieren diese maschinelle Kälte natürlich genauso weiter, wie verzerrte Klampfen und aggressiver Kreischgesang. Immer wieder werden die Lieder aus ihrem Fluss gerissen, immer denkt man, man würde erahnen können, in welche Richtung ein Song steuert, da wird einem wieder vor den Kopf gestoßen und man wird durch die verschiedensten Rausch-, Hämmer- und Fiepgeräusche aus dem Takt gerissen. Und doch ist es genau DAS, was die Platte so faszinierend macht. Dieses kranke Ganze, was einen immer wieder überrascht. Und ich wette, die Platte überrascht mich auch noch, wenn ich sie das 30. Mal höre.

Gewiss, es ist schon ein Kraftakt, sich in diese Scheibe hineinzuhören, denn SPEKTR haben hier keineswegs Musik zum Nebenbei-Hören erschaffen. Die Aufgeschlossenen unter euch, sollten aber auf jeden Fall ein Ohr an dieser Platte riskieren, denn nach der Arbeit kommt bekanntlich das Vergnügen!

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17.11.2006

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