Subterranean Masquerade - Mountain Fever

Review

Galerie mit 27 Bildern: Subterranean Masquerade - We Do Not Resist Tour 2019 in Ludwigsburg

Die Liste an Referenzen betreffs der personellen Überschneidungen, die sich im Bezug auf die israelische Band SUBTERRANEAN MASQUERADE machen lassen, ist lang. Zu den prominenteren Namen zählen sicher ORPHANED LAND und GREEN CARNATION. Mit im Jahr 2018 erneuerten Lineup enterte die lt. Presseinfo seitdem erstmals durchgehend israelische Band (Gastmusiker wahrscheinlich nicht mitgerechnet) um Mastermind Tomer Pink die Bühnen Europas und darüber hinaus, konnte sich so ein breiteres Publikum erspielen und liefert nun, in Zeiten von einer immer noch anhaltenden Pandemie und wieder stärker aufflammenden Unruhen in der Heimat der Band, mit „Mountain Fever“ ein neues Album.

Mit großen Hooks und peppigen Songs gegen finstere Zeiten ankämpfen?

Und was für eins – nämlich eines, das man als Fan melodischer, folkiger sowie gerne auch mal progressiven Metal-Kost gehört haben sollte. Dabei sollte man sich speziell von letzterem nicht einschüchtern lassen: Die Band mag zwar durchaus progressive Ansätze verfolgen, doch besonders mit diesem neuen Album „Mountain Fever“ sind diese einem eingängigen Songwriting untergeordnet. Überhaupt: SUBTERRANEAN MASQUERADE erinnern heuer zumindest unsereins weniger an kopfzerbrechende Instrumentalakrobatik oder vierdimensional arrangierte Rock-Symphonien. Eher kommen mir gelegentlich AMORPHIS in den Sinn, speziell in ihrer – nennen wir es mal: Übergangsphase. Gemeint ist hier deren Phase zwischen „AM Universum“ und „Eclipse“.

Hier kommen die volkstümlichen Elemente der Band hervorragend zur Geltung, die natürlich der Herkunft der Band gemäß distinktiv in Szene gesetzt sind. Dazu tragen neben diverser zum Einsatz kommender Holz- und Blechbläser auch mal eine Oud oder eine Laute bzw. eine Bouzouki bei. Doch selbst ohne volkstümlicher Instrumentierung merkt man den Harmonien der Songs stets einen folkigen Background an, ohne dabei groß in ORPHANED LAND’schen Bombast auszuarten. Das Sextett weiß also sehr wohl, wann es sich zurückzuhalten hat, sodass „Mountain Fever“ zu jeder Zeit angenehm zu hören ist, selbst wenn man keine Affinität zur Weltmusik hat.

SUBTERRANEAN MASQUERADE sind eingängig, aber nicht eindimensional

Vor dem Gimmick-Overkill hüten sich SUBTERRANEAN MASQUERADE nicht zuletzt auch dank des durchweg soliden Songwritings sowie der Gesangsleistung von Davidavi „Vidi“ Dolev. Dieser übernimmt den Lead-Gesang und beerbt damit Kjetil Nordhus. Sein klarer Gesang erweist sich als über alle Zweifel erhaben. Seine durchaus an Pop-Gesang erinnernde Stimme bringt eine Peppigkeit in den Sound der Band hinein, der sich entsprechend lebhaft um ihn herum arrangiert. Gaststimmen wie die von Jackie Hole, die mit ihrer Stimme für einige erfrischende Backing Vocals sorgt oder die Hook von „Somewhere I Sadly Belong“ veredelt, sowie die des für einige der gutturalen Vocals designierten MELECHESH-Fronters Ashmedi runden das stimmliche Bild ab.

Musikalisch fährt die israelische Band wie erwähnt einen eingängigen Metal auf, der durchaus ein wenig AMORPHIS durchscheinen lässt, wobei das israelische Sextett sich schon durch die deutlich facettenreichere Instrumentierung hinreichend abgrenzt. Die allgemeine Mystik, hier natürlich in ihrer vorderasiatischen bzw. orientalischen Inkarnation, ist dabei nie zu weit entfernt, nimmt aber nicht überhand. Die enorme Verspieltheit ist nämlich der nicht so heimliche Star der Vorstellung. Das merkt man direkt beim Opener „Snake Charmer“, der zwar düster beginnt, sich dann aber schnell in einen wuseligen Kracher mit Ohrwurmcharakter umwandelt, in dem Dolev mit seiner souligen Gesangsdarbietung glänzt und die Hook gekonnt in die Gehörgänge zwängt.

Mit dem „Mountain Fever“ kann man sich ruhigen Gewissens anstecken

Und dieser Formel folgend funktioniert das Dargebotene einfach. Der poppige Appeal, der in den Songs generell vorherrscht, leistet ganze Arbeit, um „Mountain Fever“ nachhaltig in den Gehörgängen zu parken, während eine sanft aufgetragene, nicht zu schwer auf des Hörers Schultern lastende Melancholie wie ein erfrischendes, abkühlendes Lüftchen durch das Album weht. Kleinere Details wie das mit leichter PINK FLOYD-Psychedelik versehene „Diaspora, My Love“, oder Songs, in denen es durchaus heavy wird wie in „Ya Shema Evyonecha“, halten das Vergnügen abwechslungsreich und spannend, während Tracks wie das großartige, im Abgang regelrecht epische „Ascend“ schlicht und ergreifend richtig gut und geschmeidig ins Ohr gehen. Ein Highlight auf der anderen Seite der Medaille ist dagegen der theatralische Achtminüter „For The Leader“, der die progressiven Songschreiberqualitäten der Band eindrucksvoll zur Schau stellt.

Manchmal braucht es eben nicht mehr wie eingängige Songs und eine klare Produktion, in diesem Falle abgemischt von Jens Bogren, um ein gutes Album aus der Taufe zu heben. SUBTERRANEAN MASQUERADE sind einen Schritt weiter gegangen und haben dank der vielschichtigen, wuseligen Instrumentierung und den dadurch reichhaltig vorhandenen, facettenreichen Klangfarben ein großartiges Album hervorgebracht. Es ist unverschämt locker und peppig inszeniert. Zu keinem Zeitpunkt ist die Instrumentierung zu dicht gepackt, es herrscht durchgehend Luft zum Atmen. Doch zeigt sich die Virtuosität und das Geschick hierhinter, wenn man genauer hinhört, vielleicht gerade weil alles so klar strukturiert ist. Von nah und fern betrachtet besteht „Mountain Fever“ also den Langzeittest.

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24.05.2021

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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