
Soundcheck Oktober 2025# 1
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So mancher Thrash-Fan – generationsübergreifend gesehen – sinniert ja gerne über die Neudefinition der Big Four (of Thrash). Mit welchen Bands würde man sie wohl füllen, wenn man diese Thrash-Elite neu besetzen dürfte? Mit dem vor kurzem angekündigten, finalen Album von MEGADETH scheint ja ein Slot freiwerden zu wollen. Aber wer soll diesen für sich einnehmen? Einige Namen kursieren bei diesem Diskurs irgendwie immer durch den Äther, darunter natürlich TESTAMENT, eine Band die gemeinhin als Speerspitze der zweiten Welle des Thrash gilt und sich diesen Platz auch redlich verdient hätte. Die Kalifornier schicken sich mit Album Nr. 13 [14 wenn man „First Strike – Still Deadly“ mitrechnet, Anm. d. Red.] im Anschlag an, ihren Status als Thrash-Legende einmal mehr zu untermauern.
TESTAMENT geben nicht nach und zündeln wieder eifrig
Mit ihrem Doppelschlag bestehend aus „The Formation Of Damnation“ und „Dark Roots Of Earth“ legten die US-Amerikaner eines der legendärsten Comebacks der jüngeren Metal-Geschichte hin und zementierten ihren neu gewonnenen Hunger mit weiteren, hochklassigen Alben wie „Brotherhood Of The Snake“. Kurzum: Chuck Billy und Co. mischten die Metal-Szene auf ihre (mittel-)alten Tage noch einmal kräftig auf, machten dem ein oder anderen Vertreter der klassischen Big Four so manches Kunststückchen vor und erwiesen sich als eine Band, die in ihren besten Jahren angekommen praktisch den Zenit (erneut) erreicht und wohlverdiente Anerkennung dafür geerntet hat. Jetzt schreiben wir das Jahr 2025 und auf „Para Bellum“, der neuen Platte der Thrash-Legende, klingt diese genau so wie eine Band, die niemandem mehr etwas zu beweisen hat – und die Konkurrenz trotzdem Staub fressen lässt.
Eine Beobachtung, die sich im Grunde sofort machen lässt, ist, dass TESTAMENT anno 2025 wieder in den kompatiblen Genre-Umfeldern wildern, ähnlich wie auf dem Vorgänger „Titans Of Creation“. Zum Beispiel finden sich ziemlich deutliche Death Metal-Elemente in einigen der Tracks. Kombiniert mit ihren inhärenten Thrash-Grooves lassen sich manch interessante, gedankliche Brücken zu Bands wie THE CROWN oder – in den richtig Groove-betonten Passagen – ONE MAN ARMY AND THE UNDEAD QUARTET schlagen (wobei sich sicher ein Fass aufmachen lässt über die Frage, wer hier wen beeinflusst hat). Möglicherweise stürzt sich die Scheibe mit dem Opener „For The Love Of Pain“ sogar noch intensiver ins Getümmel, sodass man ferner ein bisschen an VREDEHAMMER denken könnte dank der dezenten Blackened Death-Anleihen, die auch im Riffing mitkommen.
Abwechslung wird auf „Para Bellum“ immer noch groß geschrieben
Dazu gesellen sich Elemente aus Southern Metal in Form von „Nature Of The Beast“ mit breitbeinigen Hard Rock-Riffs, die wie frisch aus dem Bourbonfass in den Verstärker geflossen und schließlich von dort in die Saiten hinein infundiert klingen. Einen Hauch MAIDEN nehmen die Gitarren mit den harmonisch jaulenden Twin-Leads zwischenzeitlich auch mit. Klassische TESTAMENT-Kracher der Marke „Infanticide A.I.“, „Shadow People“, der Midtempo-Stampfer „Room 117“ oder das wiederum mit einer Portion MAIDEN aufgepeppte „Havana Syndrome“ dürfen auf so einer Trackliste natürlich nicht fehlen und erden „Para Bellum“ glasklar als Album der Thrash-Legende.
Das alles ist schön, gut und zeigt eine Band, die Spaß daran hat, Weidegebiete jenseits des Thrash abzugrasen, zugleich regelmäßig zu den Ursprüngen zurückzukehren. Denn bei allen Ausflügen in ins stilistische Umland klingen die US-Amerikaner nach wie vor voll und ganz wie sie selbst. Das schließt natürlich auch den ein oder anderen Wink gen Big Four nicht aus, dieses Mal vor allem in Form der Ballade „Meant To Be“. Ein bisschen tut die Titelzeile zu „High Noon“ weh. Die klingt nämlich wie totaler Cheeseball-Murks, direkt aus dem Poesie-Album von Rob Zombie geklaut. Was ein Glück rettet der ansonsten herrlich aggressive Track drum rum, was andernfalls eine alberne Lachnummer geworden wäre.
Die US-Amerikaner bleiben stark
Was bleibt ist ein erwartungsgemäß hochklassiges Album, auf dem der Sound sinnvoll erweitert, aber nicht überladen wird. Die Platte ist auf dem Papier schon eine ganze Ecke kompakter ausgefallen als der Vorgänger – sieben Minuten wurden von der Uhr abgezwackt. Und das schlägt sich hörbar auf den Mehrwert der Veröffentlichung nieder. Mancher Song wie „Meant To Be“, „Shadow People“ oder der Titeltrack droht zwar hier und da ein bisschen repetitiv auszuufern, aber immer wenn das passiert, springt das Gitarrenduo Peterson/Skolnick rettend dazwischen und brennt ein wahres Feuerwerk an Riffs ab. Man möchte hier das Haar in der Suppe suchen – man findet es mit etwas Mühe auch – aber der Aufwand dieser Jagd lohnt sich selten, da das Gesamtgebilde im Grunde stimmig ist.
Und die paar Fältchen von „Para Bellum“ bügeln TESTAMENT im Handumdrehen wieder glatt. Mit der Dampframme. Ins Gesicht.

Testament - Para Bellum
Michael
Testament - Testament, Neues Album 2025, Para Bellum, Doppelvinyl, 2 LP [Vinyl LP]































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