The Agony Scene - The Agony Scene

Review

Na da ist ja schon wieder so eine Band die all das verkörpert, was wohl gerade in den USA so angesagt ist und sich weitläufig Metalcore schimpft. Wüster Metal mit Hardcore Anleihen und einer dicken Schippe europäischen Grooves und Melodien. Eigentlich sollte man denken – nichts Besonderes – wenn man mal die unzähligen Releases vor Augen hat, die über den großen Teich zu uns herübergeschwappt sind und aufgrund ihrer „unglaublichen Eigenständigkeit“ zu Recht mit Nichtachtung gestraft wurden. Somit waren meine Erwartungen nicht sonderlich hoch an den Fünfer aus Tulsa. Auch die Lobeshymen, die seitens der UK-Musikpresse an mein Ohr drangen, hatten mich nicht sonderlich beeindrucken können. Schon gar nicht, wenn man die Jungs als einen Bastard aus Cradle Of Filth und Zao beschreibt (sorry liebe Kollegen, aber was habt ihr denn da für ne Scheibe gehört). Vorurteile sind schon so ne Sache und dass sie eben eher selten zutreffen, dessen musste ich mich im Fall dieser Band mal wieder belehren lassen. The Agony Scene lassen bei Gott nichts anbrennen und reißen ein derart energiegeladenes Brett, dass es einem schwindelig werden kann. Death-Metal, Hardcore mit tonnenschweren Gitarren und krankem Gesang, der sich zwischen tiefen Growls und Kreischattacken bewegt. Der erste Vergleich, der sich mir spontan aufdrängte, war der zwischen Killswitch Engage und Pantera. Ein netter Zufall dabei ist, dass man sich mit Adam Dutkiewicz, noch das Saitenmonster von KsE an die Regler holen konnte, der ganz nebenbei einen glasklaren Sound gezaubert hat und der Scheibe noch ein Tick mehr Individualismus beschert. Genau um diesen Individualismus geht es bei The Agony Scene, denn an dieser Stelle trennt sich die „Durchschnittsallerleimucke“ von dem, was man bei diesem selbst betitelten Debüt um die Ohren gehauen bekommt. Eigentlich ist es egal, welches Stück man nun etwas hervorheben will, denn ausnahmslos alle Tracks wirken wie eine Injektion, die einen ständig dazu zwingt die Mähne zu schütteln. Trotzdem möchte ich an dieser Stelle „Nausea“ ein wenig gesondert betrachten, da man genau zum richtigen Zeitpunkt eine kleine Erholungspause bekommt. „Nausea“ fühlt sich an, wie ein See voller Lava, der heimlich vor sich hinbrodelt und nur darauf wartet zu explodieren. Als kleinen Bonus gibt?s dann noch das zum x-ten Mal gecoverte Stones Stückchen „Paint It Black“, welches die Jungs derart überzeugend rüberbringen, dass selbst meine bisherige Lieblingsversion, der sich seiner Zeit Grip Inc. angenommen hatten, in den Schatten gestellt wird. Mit ihrem rifforientierten Klangewitter wildern The Agony Scene ziemlich erfolgreich, und vor allem gekonnt, in mehreren Revieren und polieren den in meinen Augen doch etwas verblassten Glanz rund um die Metalcore-Szene etwas auf. Weiter so!!!

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11.12.2003

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