



Was haben THE BEATLES, BÖHSE ONKELZ, TOCOTRONIC, HAFTBEFEHL und THE BUTCHER SISTERS gemeinsam? Sie veröffentlichten alle ein „weißes Album“. Das hier vorliegende Werk der kurz als TBS bezeichneten Kapelle ist die erste neue Platte seit „Alpha & Opfah“ von 2019 und diverse Nummern, die darauf zu finden sind, geistern schon als Musikvideo durchs Netz. Den Zahn der Zeit treffen sie, denn die anstehende Tour ist restlos ausverkauft. Unser Soundcheckteam war wenig amüsiert und wählte „Das Weiße Album“ auf den letzten Platz.
THE BUTCHER SISTERS polarisieren
Tatsächlich beherrschen THE BUTCHER SISTERS es, dass ihre Songs zwischen Feierlaune und Brechdurchfall im Sekundentakt schwanken. „Freitag“ ist ein gutes Beispiel dafür: Die Strophen und die Bridge sind furchtbar, der Refrain wäre ohne Autotune erträglicher, aber das Feature von ALLIGATOAH und der fiese Breakdown gehören zur richtig guten Core-Schule. „Bierdurst“ klingt nach einer metallischen Version von TRAILERPARK, was am MEHNERSMOOS-Feature und den asozialen Lyrics liegt. Dennoch ist es der bisher beste Song.
THE BUTCHER SISTERS sind auf den ersten Blick oberflächlicher Proleten-Crossover, doch ihre Stücke bedienen sich vieler Einzelteile verschiedener Genres: „Barsch“ weckt nicht ganz zufällig mit seinem Beat Erinnerungen an „Türlich, Türlich (Sicher Dicker)“ von DAS BO („Wir brauchen Bass“). Das Lied avanciert zum Guilty Pleasure. „Bauchtasche“ beinhaltet clevere Lines in den Strophen, doch auch hier zerstört der Autotune im Refrain Teile eines guten Crossover-Tracks. Für „Der Nudelsong“ gilt das Gleiche, doch es gibt Bonuspunkte für Intro und Outro.
Autotune ist und bleibt unnötig
„Mein Stern“ ist als Popballade angelegt und überzeugt trotz seiner gewöhnungsbedürftigen Instrumentierung mit dem cleveren Twist im Text. Die Kollaboration „Zeig Mir Dein“ mit den 257ERS ist im Vergleich zum aktuellen HÄMATOM-Track der Verlierer, denn große Teile des Textes rauschen an einem vorbei und die Stakkato-Riffs sind nett, aber austauschbar.
„Baggersee“ kommt auf den üblichen Festivals bestimmt genau so gut an wie Dosenbier, aber die textlich gute Doppelbedeutung von „Sixpack“ ist flach. „TK Pizza“ kann man getrost skippen, aber „Aperol“ ist zum Ende des Albums ein richtig fieser Ohrwurm mit eingängigem Beat, bei dem selbst Autotune wenig stört. „Drachentöter“ schließt das Album mit einem Feature von EQUILIBRIUM ab, die THE BUTCHER SISTERS auf „Renegades“ zu Gast hatten. Der symphonische Melodic Death Metal trifft auf TBS-Crossover und die Mischung funktioniert verdammt gut.
„Das Weiße Album“ hat extreme Qualitätsschwankungen
THE BUTCHER SISTERS benutzen viele Stilmittel, um zu parodieren – das muss man honorieren. Dennoch nerven gewisse Elemente auf Albumlänge, wogegen andere abgehen wie Schmidts Katze. „Das Weiße Album“ bleibt eine Scheibe mit viel Zündstoff, die auf den Sommerfestivals am besten funktionieren wird.
Kommentare
Sag Deine Meinung!