Unzucht - Rosenkreuzer

Review

Galerie mit 21 Bildern: Unzucht - Paddy Rock Open Air 2023

Nachdem die Niedersachsen von UNZUCHT mit ihrem Debütalbum „Todsünde 8“ und ihrem einzigartigen Stil in der Gothicszene wie eine Bombe einschlugen, ist ihnen bei aller Unverwechselbarkeit das gelungen, was bei einem dermaßen eigenen Stil selten glückt: ein Nachfolgeralbum, das genauso knallt und in Erinnerung bleibt. „Rosenkreuzer“ steht „Todsünde 8“ musikalisch in nichts nach und wirkt trotz einiger stilistischer Parallelen doch ganz unabhängig vom Vorgänger stark und brachial.

Den Titelsong als Opener zu setzen, erfordert natürlich Mut, viele Künstler verballern so gleich ihr bestes Werk. Bei „Rosenkreuzer“ wirkt es dennoch, denn der Track nimmt einen mit ins Geschehen und setzt gleich an dem Punkt an, den UNZUCHT am besten beherrschen: treibende Beats mit viel Elektronik und Energie. Melodisch bieten die 13 Songs viel Abwechslung zwischen schweren, langsameren und schnelleren, brechenden Songs. Eines haben jedoch beide Kategorien gemeinsam: ehrliche Texte, die unangenehme Wahrheiten schonungslos ans Licht bringen. Bei den schwermütigeren und tragenderen Liedern wie beispielsweise „Kind von Traurigkeit“ oder auch der vorab ausgekoppelten Single „Nur die Ewigkeit“ kommen besonders die melodischen Basslinien zur Geltung. Insgesamt wirkt das Album gut durchdacht und arrangiert, UNZUCHT wissen, wie ihr Sound am besten funktioniert. Wer „Todsünde 8“ kennt, wird mit dem neuen Material schnell warm, da die Songs einem klanglich sofort vertraut erscheinen. Lediglich der Grundtenor ist noch ein wenig düsterer und ernster, „Rosenkreuzer“ wirkt von einer gewissen Melancholie durchzogen und recht reif, was sich auch im Artwork wiederspiegelt. Im Vergleich zum schlichten, harmlosen Schwan der „Todsünde 8“ wird auf dem Cover des zweiten Werks geklotzt und nicht gekleckert.

Neben einem fest geprägten Sound ist die Band dennoch offen für Experimente, wie sich beim Cover des spanischen Klassikers „Entre Dos Tierras“ von Héroes Del Silencio zeigt. Auch der Abschluss der Platte mit „Mit Dir Oder Ohne Dich“ ist gut gelungen. Die Verbindung von Melodie und interessanten Brüchen und einer doch ordentlichen Portion Melancholie macht aus dem Song gewaltige vier, fast fünf Minuten.

Nach einem herausragenden Erstling haben UNZUCHT eine würdige Fortsetzung abgeliefert, die stilistisch nahtlos an die im letzten Jahr erschienene Platte anknüpft. Dem Quartett ist eine nachdenkliche und reflexive Platte gelungen, die mit ihrer Ehrlichkeit dem Hörer mit einigen unangenehmen Wahrheiten einen Spiegel vor das Gesicht hält. Mit all der Melancholie und dem großen Artwork fühlt man sich in der knappen Stunde Laufzeit leicht an den düsteren deutschen Barock erinnert. Bei der öfter thematisierten Vergänglichkeit kann man es zum Abschluss nur mit Andreas Gryphius ausdrücken: „Spielt denn dies ernste Spiel, weil es die Zeit noch leidet, und lernt, dass wenn man vom Bankett des Lebens scheidet, Kron, Weisheit, Stärk und Gut sei eine leere Pracht!“

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20.11.2013

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