Unzucht - Todsünde 8

Review

Galerie mit 21 Bildern: Unzucht - Paddy Rock Open Air 2023

Hinter dem unschuldigen, weißen Plattencover verbergen sich 13 Tracks, die es tatsächlich faustdick hinter den Ohren haben. Starke Drums, eingängige Synthiemelodien und eine Stimme, die Texte singt, die gleichermaßen einprägsam wie durchdacht sind. Das sind die Markenzeichen des Gothic- und Industrialsounds des sympathischen Quartetts aus Niedersachsen.

Kannte man diverse Songs schon von der EP „Deine Zeit Läuft Ab“, haben sich UNZUCHT die wahren Knaller doch für ihre Albumveröffentlichung aufgehoben – und das ist auch gut so. Das Album beginnt mit „Allein“ brachial und schnell, was sich mit der vorab ausgekoppelten Single „Engel Der Vernichtung“ fortsetzt. „Das Belgische Inferno“ ist definitiv eins der Highlights, welches UNZUCHT wohl bewusst nicht vorab veröffentlicht beziehungsweise live gespielt haben. Hier stimmt in den exakt vier Minuten alles: schnelle Drums, aufeinander abgestimmte Gitarren und das Keyboard, was musikalisch so reinhaut, dass Lyrics in dem Lied schon fast überflüssig erscheinen – auch wenn sie perfekt zum Song passen.

Auch „Auf Sturm“ ist ein Song derselben Ausdrucksstärke. Mit „Während Wir Uns Verlieren“ wird ein wenig Tempo herausgenommen und es kommt der erste ruhige Song. Reflexive Lyrics, die sich thematisch gut an die vorangegangenen Songs anpassen, unterstreichen die Stimmung. Mit „Unzucht“ wird es wieder lauter, „Meine Liebe“, ein schöner Midtemposong, reiht sich in die Albumlinie ein. Lediglich „Todsünde 8“ wirkt – als Titeltrack des Albums – vielleicht etwas schwächlich. Wenn man sich die anderen Bretter von UNZUCHT mit ihrem Drive und ihrer Energie anhört, kommt die Frage auf, wieso ausgerechnet die Midtemponummer „Todsünde 8“ Namensgeber wurde.

Auch „Der Letzte Tanz“ lässt eine kurze Atempause, wo man den Nacken kurz schonen kann, bevor man bei „Deine Zeit Läuft Ab“, das bereits im April als EP veröffentlicht wurde, weiterwackelt. Es folgt nun der mit Abstand stärkste Track des Albums – „Ungesicht“. In nicht einmal drei Minuten baut sich hier ein Song auf, den man eigentlich nicht erst so weit hinten auf dem Album haben will, sondern weiter vorne, und immer wieder auf Repeat drücken möchte.
„Schwarzes Blut“, vorab schon gern live gespielt, animiert nochmal schön zum Mitsingen, bevor „Wie Alles Anfing“ als starker Abschluss fast völlig aus dem Rahmen fällt. UNZUCHT haben den Dreh raus, wie man Songs schreibt, die zusammengehören und doch alle auch einzeln ihre Wirkung entfalten.

Natürlich erkennt man die Struktur der Songs bereits nach einigen Liedern, was den Sound insgesamt zwar abrundet, den Rest des Albums bis auf „Wie Alles Anfing“ aber auch vorhersehbar macht. Das ist an und für sich nicht schlimm, besonders nicht für ein Debütalbum, jedoch müssen die Jungs aufpassen, dass sie sich beim Schreiben neuen Materials nicht festfahren und bei späteren Alben keine Entwicklung zu sehen oder hören ist.

Dass UNZUCHT mit ihren frechen Texten und guten Melodien ankommen, ist keine Frage. Die Truppe um Sänger Schulz ist heiß begehrt in der Szene und ihr werdet spätestens 2013 um UNZUCHT auch als Live-Band nicht mehr herumkommen, denn die Vier supporten nicht nur MONO INC. und MEGAHERZ im laufenden Jahr, sondern nächstes Jahr auch noch LORD OF THE LOST und haben damit absolute Szenegrößen hinter sich stehen. Dass das Material live funktioniert, wurde mit MONO INC. und STAHLMANN schon erprobt.

Insgesamt habt ihr hier eine runde Platte, die für ein Debüt auch produktionstechnisch qualitativ mehr als hochwertig ist. Hier steckt Liebe und Leidenschaft drin, was zwar Bandname und Albumtitel verraten, jedoch beim Blick aufs Cover verborgen bleibt. Für Fans von gutem Gothicrock schon fast Regalpflicht!

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23.09.2012

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