War From A Harlots Mouth - Voyeur

Review

WAR FROM A HARLOT’S MOUTH setzen mit ihrem neuesten Album „Voyeur“ alles auf Atmosphäre. Nehmt das Schreckensszenario eurer Wahl, unmenschliche Kriegsverbrechen, Rache der Natur an der menschlichen Existenz, Zerstörung, Angst und furchteinflößende Horror-Albträume – und „Voyeur“ wird eure kreative Visualisierung mit den passenden Klängen untermalen. Die Berliner sind keine Freunde nachvollziehbarer Songstrukturen, sie setzen jedoch auch nicht auf unbarmherziges, anstrengendes Gefrickel. Bei WAR FROM A HARLOT’S MOUTH ist der goldene Mittelweg die Vorgehensweise der Wahl, und schwere, wuchtig produzierte Beatdown-Angriffe legen unterstützt von düsteren klassischen Drohgebärden eine Aura des Schreckens über die nähere Umgebung. Ein gewaltiger Urknall, dessen wahre Größe sich nur dann entfaltet, wenn man sich von der Moshpit-Romantik lösen kann, die die Bezeichnung Mathcore suggeriert, und wenn man die bildliche Darstellung des Schmerzes und der Gewalt, des Zornes und des Leids als das wesentliche Element dieser Musik begreift.

Und weil sich zwischen all dem Sturm und all der düsteren Gewittertürme auch immer wieder Melodien einschleichen, sei es von den plötzlich irgendwie klagend singenden Gitarren oder mit Hilfe von Gesängen (diese jedoch ausschließlich im Song „Scopophobia), die die Wahrnehmung des Hörers zögernd in eine andere Richtung lenken, ist „Voyeur“ auch abwechslungsreich und tiefgreifend genug, um das reine Geballer auf den zweiten Blick in ein graustufiges Gebilde mit ganz winzigen (blut-)roten Farbklecksen zu verwandeln. Nico Webers Gebrülle und die instrumentale Wucht verschmelzen zu einem jener Gemälde, die nur im ersten Moment gnadenlos schlicht und schwarz erscheinen, die aber umso mehr faszinieren, je länger man sie anstarrt. Mit offenem Mund natürlich.

„Voyeur“ ist ein richtig gutes Album, weil es peitscht, weil es dröhnt, weil es dem Durchschnittsmenschen weh tut, und weil es künstlerisch hochwertige Musik bietet, die mehr ist als das, was die große Mehrheit glaubt. Natürlich gibt es Bands, die in ihrer Herangehensweise progressiver, songorientierter und erhabener sind, aber WAR FROM A HARLOT’S MOUTH wird das nicht jucken. Denn durchdringend und nachhallend ist auch ihre Message allemal.

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11.10.2012

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