Wardruna - Birna

Review

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Nachdem WARDRUNA 2016 ihre „Runaljod“-Trilogie mit „Runaljod – Ragnarok“ abgeschlossen hatten, folgte mit „Skald“ ein Werk, das dem Namen gemäß in der skaldischen Tradition stand. Mit „Kvitravn“ startete 2021 ein neues Kapitel für die Band, das sie nun mit „Birna“ logisch fortsetzt. Der Albumtitel bedeutet ‚Bärin‘, und es ist dieses mythologisch bedeutende Tier, dem wir auf dem Album folgen. Wie uns WARDRUNA-Hauptschreiber Einar Selvik im Interview erzählt, waren es aber nicht all die Mythen, an denen er sich für die Dramaturgie des Albums orientiert hat. Stattdessen begleiten wir die Bärin durch einen Jahreszyklus, den man stellvertretend für die Abfolge der Jahreszeiten in unseren Breiten sehen kann. Ein Kreislauf, der alle Lebewesen beeinflusst und in dem auch der Mensch einen Platz hat.

WARDRUNA schaffen ein Hörspiel

„Birna“ ist also etwas mehr als die bisherigen WARDRUNA-Releases ein Konzeptalbum geworden. Einar Selvik empfiehlt hier ausdrücklich, das Album am Stück anzuhören, denn es funktioniert sowohl lyrisch als auch klanglich als eine fortlaufende Geschichte. Diese beginnt mit „Hertan“ (Herz), dessen regelmäßiger Schlag das Album eröffnet. Wir befinden uns in der Wachphase der Bärin. Ihr Herzschlag wird sich während ihres Winterschlafs auf durchschnittlich neun Schläge pro Minute verlangsamen.

Diese sind in „Dvaledraumar“, dem über 15-minütigen Herzstück der Platte, kaum mehr als Herzschlag wahrnehmbar. So wird das körperliche Extrem des Zustands deutlich, doch auch sonst ist „Dvaledraumar“ ein extremes Stück. Es ist mehr Hörspiel als Song, und verlangt beim Hören einiges ab. Hierzu muss man in der Stimmung sein, denn sonst versetzt das Konglomerat an Geräuschen einen ziemlichen Dämpfer. Ein kalkuliertes Risiko seitens der Band. Ein sehr besonderer Klang, den WARDRUNA hier verwenden, ist ’singendes Eis‘. Dabei handelt es sich um ein Naturphänomen, das die schwedische Künstlerin Jonna Jinton eingefangen hat.

„Birna“ transportiert viele Stimmungen

Abgesehen von Passagen im erwähnten Stil orientiert sich die Instrumentierung auf „Birna“ an vertrauten WARDRUNA-Klängen. „Skuggehesten“, das nach dem Erwachen der Bärin in menschlichen Gefilden spielt, bietet einen willkommenen Ausflug ins Düstere mit reichlich Percussion. „Hibjørnen“ greift die skaldische Thematik wieder auf, während die anderen Stücke oft zwischen Epik und Reduziertheit mäandern. Selbst ohne die Videos öffnen sich vor dem inneren Auge weite Landschaften, durchzogen von Nebel oder gekrönt von mächtigen Wolken. WARDRUNA erreichen nicht zuletzt durch den Einsatz vieler Naturgeräusche eine Art Synästhesie, die ihresgleichen sucht. Leider ist gerade das zentrale „Dvaledraumar“ ein zweischneidiges Schwert, vor allem, da man sich die Platte idealerweise viele Male anhören möchte.

23.01.2025

headbanging herbivore with a camera

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