White Stones - Kuarahy

Review

Soundcheck März 2020# 9

„White Stones“ – das ist der übersetzte Name der Stadt in Uruguay, aus der Martin Mendez kommt. Bei dem Namen des Bassers sollte bei Opeth-Fans ein Glöckchen klingeln. Während Opeth heutzutage vor allem ihre Liebe zu 70er Jahre Hard/Progressive Rock ausleben und von ihren Wurzeln nicht mehr allzu viel im Sound geblieben ist, besinnt sich Mendez eher zurück und möchte wieder Death Metal spielen. Natürlich wird hier nun niemand die old-schoolige, atmosphärische Todesstahlvariante erwarten, die einst OPETH prägten oder etwa zweite BLOODBATH. Aber auch der Death Metal von Mendez klingt sehr viel analoger, „retro“ und auch regelrecht „fluffiger“, als man das bei den ersten Gedanken an Sägegitarren und Doublebassgewittern beim Lesen vom Label „Death Metal“ erwarten würde.

„Kuarahy“ – Sonnenaufgang im progressiven Death Metal?

Nein, das Debütalbum „Kuarahy“ (Uruguay-spanisch für Sonne), zeigt hier und da die Einflüsse des Hauptbrötchengebers von Mendez, bleibt aber sehr eigen in der Stimmung. Die spanischen Einflüsse findet man gleich im Intro in der Gitarrenarbeit ein wenig unterschwellig drapiert, wie auch in exotischen kleinen „Appetizern“, da ich meine auch Maracas und eine Hammondorgel über das Album kurzzeitig vernommen zu haben. Ein klein wenig erinnert „Kuarahy“ an einen ähnlichen Versuch der Schweden USURPRESS, Jazz-Einflüsse zum Elchtod auf ihrer letzten Scheibe  „Interregnum“ einzubinden.

Der Umstand, sich bewusst für eher Metal-fremde Gitarren wie eine Stratocaster bei den Aufnahmen entschieden zu haben, sollte angesichts Soundwahl und Hintergrund von Mendez nicht unbedingt überraschen. Auch der sehr prominente und warme Bass in Verbindung mit Groove und Songwriting lassen am Label „Death Metal“ eigentlich große Zweifel aufkommen, wenn da nicht das manchmal durchaus prügelnde Schlagzeug und der typische Gesang von Eloi Boucherie wäre. Für die Tour und Aufnahmen hat Mendez, der mittlerweile in Barcelona verortet ist, die Hilfe des Iberers beim Gesang und Jamie Gomez für das Produzieren im UK-Studio Orgone gewinnen können.

WHITE STONES sollten nicht als Nebenspielwiese von OPETH verstanden werden

Obwohl von Mendez bis auf die Drums alles alleine eingespielt wurde und WHITE STONES eigentlich sein Baby sind, steuerte Bandkollege Frederik Akesson die Leads und Solos bei. Als Nebenprojekt zu OPETH will Mendez WHITE STONES aber trotzdem nicht verstehen: Neben der aktuellen Arbeit mit OPETH brauche es einen Ausgleich für ihn, den er in seinen persönlichen sowie  musikalischen Ursprüngen sieht. Ein gewisser Einfluss von OPETH ist natürlich  beim Hören nicht ganz abzustreiten – das zeigt aber eigentlich nur, wie sehr Mendez entweder seinen Brötchengeber oder die Band seine Kompositionsweise verinnerlicht hat.

Trotz dieser teilweise im Sound vorkommenden Paralleleln hat „Kuarahy“ doch einen recht eigenständigen Vibe. Dieser wirkt manchmal durch die ausbleibende Heavyness allerdings sehr behäbig. Interessante Stücke wie „Guyra“ oder „Infected Soul“ oder auch Outro „Jasy“ wirken eben nicht über ihren Death-Metal-Anteil, der sowieso schon eher klein ausgeprägt ist, sondern eher über die rhythmischen Spielereien, die Solos, die „Offenheit“, die eben auch durch das Ausbleiben vom Zukleistern des Raumes zwischen den Noten lebt, im Sound. Mendez lateinamerikanischer Einfluss hat definitiv eine interessante Facette dem Genre hinzuzugeben.

„Kuarahy“ ist interessant, allerdings nicht sehr zwingend

Dafür muss man allerdings Geduld und auch Interesse an solcher Musik mitbringen. Es wäre nicht ganz verkehrt zu glauben, dass trotz der Vorliebe für frühen Death Metal die Promo sich mit der Bezeichnung „OPETH meets MORBID ANGEL“ eigentlich keinen grossen Gefallen getan hat. Dazu ist  „Kuarahy“ nicht treibend und aggressiv genug und sollte vielleicht eher als progressiver Metal/Rock mit Death-Metal-Vocals und -Drums aufgefasst werden. Interessant allemal, Fans von OPETH (alt wie neu) und Fans exotischerer Gitarrenmusik dürfen gern reinhören (und vielleicht auch noch ein bis zwei Punkte drauf legen), Metaller vermissen wahrscheinlich doch ein wenig den Death Metal, den es hier angeblich geben sollte.

Leute mit Spass an Düsternis, Geballer und Geschwindigkeitsrekorden werden hier ebenfalls weniger auf ihre Kosten haben, aber selbst Progressive-Connoisseure oder Liebhaber spanischer Gitarrenmusik werden wahrscheinlich ebenfalls anderswo glücklicher. Das Setzen zwischen die Stühle funktioniert nicht immer. Es ist WHITE STONES und Herrn Mendez zu wünschen, den richtigen Stuhl in Zukunft beim nächsten Album zu finden, denn solche Experimente können durchaus Spass machen.

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02.03.2020

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22 Kommentare zu White Stones - Kuarahy

  1. Watutinki sagt:

    Eigentlich gefällts mir, aber die Produktion versaut alles. Möchtegern „Death Metal“ in Samthandschuhen dargeboten, was für ein Quatsch.

  2. Steppenwolf sagt:

    Das du dich herablässt und so eine NB scheisse kommentierst… hut ab! Das ist keine Musik, sondern Ohrenmissbrauch.

    1. Watutinki sagt:

      Das ist nicht NB, nur die Produktion – ok und das Video.
      100% NB ist das hier: https://www.youtube.com/watch?v=ynQsBj1mNN8&feature=emb_logo

      1. Stormy sagt:

        Das Video hast du dir gar nicht erst angesehen, oder? So bei Sekunde 3 bis 5 ist es eigentlich so richtig gut. Schau noch mal rein, es lohnt sich.

      2. BigBen sagt:

        @Stormy
        Da siehst du mal was für ne Flachzange hinter dem Profil steckt 😀
        Mehr muss man nicht sagen

  3. nili68 sagt:

    br00tal as fuck! Ich hab‘ angst.. 🙁

  4. ClutchNixon sagt:

    Ich finds toll!

    8/10
  5. Stormy sagt:

    Finde die Review zutreffend.
    Vor allem „sollte vielleicht eher als progressiver Metal/Rock mit Death-Metal-Vocals und -Drums aufgefasst werden“ würde ich unterschreiben. Für meinen Geschmack passen hier Musik und Vocals nicht besonders gut zusammen.
    Entweder musikalisch etwas straighter oder cleane(re) Vocals.
    Eine solide 6/10 ist aber auf jeden Fall gerechtfertigt.

    6/10
  6. Watutinki sagt:

    Jetzt Mal ganz gehört, leider hat es wohl das Label wieder völlig in den Sand gesetzt. Unter Peaceville hätte das Album wahrscheinlich eine adäquate, herausfordernde, einigermaßen räudige Produktion erhalten, aber hier kann man quasi vom Boden essen, das ist antiseptisch langweilig und passt in keinster Weise zum Konzept des Albums.

    4/10
  7. Steppenwolf sagt:

    Ernsthaft… spars dir doch einfach, NB Sachen zu kommentieren und zu bewerten. Sind deiner Meinung nach doch eh alle gleich scheiße 🙄

    1. Watutinki sagt:

      Ich kommentiere nur das, was mich potentiel interessiert hätte. Neue Testament interessiert mich nicht, kommentier ich nicht.

      1. Stormy sagt:

        Na dann ist auch klar warum hier noch keine Erklärung von dir steht warum das die totale Katastrophe wird: https://www.metal.de/news/paradise-lost-kuendigen-neues-album-fuer-den-mai-an-405201/

      2. Watutinki sagt:

        Genau, ich mochte PL noch nie, daher könnte ich das hier auch nicht adäquat beurteilen.

      3. ClutchNixon sagt:

        Keine Sorge, die hier gegenständliche Produktion wird von dir ebenfalls inadäquat bewertet.

      4. Watutinki sagt:

        Keine Ahnung, machen die nicht Gothic Metal? Ich denke da sieht die Welt hier und da etwas anders aus, zumindest ausgehend von dem, wa sich unter Gothic Metal verstehe. Das ist ja mittlerwile ein Musikstil wo quasi alles wiederfindet, von Wendler bis Crematory, auch wenn es da keinen Unterschied gibt.

      5. nili68 sagt:

        Du führst echt einen regelrechten Feldzug gegen Modernisierung und Mainstream im Metal, was? Mach doch mal etwas Sinvolleres, z.B. vorbeifahrende Autos zählen oder so..

      6. Watutinki sagt:

        Nicht im Metal generell, nur dort wo kommerzielle Konformität meines erachtens zu 100% nicht hingehört, nehme ich kein Blatt vor den Mund.
        Die Wildnis muss wild bleiben, sonst ist es ein Zoo!
        Und jetzt fahre ich 5 Stunden Mountainbike, in der Wildnis, ganz ursprünglich, räudig und über alle Maßen TRVE! Ganz ohne E-Motor und Stützräder! 🙂

      7. nili68 sagt:

        Das ist auf jeden Fall truer als voll nerdmäßig die ganze Nacht am Laptop zu zocken.. :-/

      8. Watutinki sagt:

        Zocken tue ich gar nicht mehr, schon seit mindestens 10 Jahren nicht. Und wenn ich es tun würde, dann Old-school Rollenspiele (Wizardry, Ultima etc.), daher kommt u.a. auch meine Leidenschaft für Dungeon Synth.

      9. nili68 sagt:

        Wow, ich spiele am liebsten auch Rollenspiele. Da bin ich auch true. Gameplay over Grafik. Eine zu gute Grafik bremst die Phantasie aus und das Erleben. Eine gewisse Untergrenze gibt es natürlich schon. Also rein textbasiert oder deutlich schlechter als Baldurs Gate wäre für mich dann doch problematisch.. aber das gehört hier wirklich nicht hin.. 😀

      10. Watutinki sagt:

        Da bist Du ja dann in guter Gesellschaft: „Since my true passion has never been music, but actually tabletop role-playing games, I figured I should make this an album intended for that use; as background music for my own MYFAROG (Mythic Fantasy Role-playing Game).“ Varg zu seinem neuen (furchtbar schlechten) Album Hulêan Mysteries.

      11. Cynot sagt:

        Manche Spiele altern leider unglaublich schlecht. Diablo 2 oder Gothic bspw. würde ich heute ungern noch anfassen. Im Bereich RPG gibt es aber auch Spiele wie Pillars of Eternity, die mit neuer alter Grafik, einen guten Eindruck machen.