Der große metal.de-Monatsrückblick
Die größten Highlights und die schlimmsten Gurken im Oktober 2018!

Special

Der große metal.de-Monatsrückblick Oktober 2018

Editorial

Liebe Gemeinde,

die Blätter fallen bei angenehmen Temperaturen, allerdings verhüllt die Dunkelheit immer weitere Teile des Tages mit undurchdringlicher Schwärze. Die beste Zeit des Jahres also, um sich hingebungsvoller denn je dem Heavy Metal hinzugeben. Wir hoffen, dass wir euch hierbei als konstruktiver und charmanter Ratgeber zur Seite stehen können.

Was war los im besten Musikgenre seit der Spätromantik? Während die Klage gegen GHOST-Frontpapst Tobias Forge jüngst abgewiesen wurde, befindet sich MANOWAR-Musiker Karl Logan schweren Anschuldigen gegenübergestellt. Alt-Antichrist Marilyn Manson macht hingegen sein eigenes Ding, im wahrsten Sinne des Wortes. Wir wünschen gute Unterhaltung. Die Gerüchte um Fakten zum kommenden RAMMSTEIN-Album bewegten die Gemüter ebenso wie das Besetzungskarussell bei MACHINE HEAD.

Eine umfangreiche Beleuchtung von Vergangenheit und Zukunft von PUDDLE OF MUDD haben wir als dramatische Geschichte in Form eines Gastbeitrags erhalten. Auch EISBRECHER zeigten sich gesprächig und warfen einige Gewinne für Vinyl-Liebhaber in den Ring. Apropos Gewinne, u. a. ein Modellbautruck im AC/DC-Look sorgte bei uns für glühende Leitungen. Danke an alle Teilnehmer!

Welche Alben uns im positiven bzw. negativen Sinne bewegt haben, erfahrt ihr auf den kommenden Seiten. Meine Damen und Herren, es folgen die Tops und Flops des Monats Oktober.

Stefan Wolfsbrunn, stellv. metal.de-Chefredakteur

Der große metal.de-Monatsrückblick Oktober 2018 – Die größten Highlights des Monats

SKÁLMÖLD – „Sorgir“

Sorget euch nicht ums Riff: Die Isländer SKALMÖLD gehen einen deutlichen, fellbeschuhten Schritt zurück zu alter Härte. Ihr fünftes Album „Sorgir“ besticht durch vielschichtige Gitarren, Doppelleads, wechselnden Gesang und natürlich mehr oder minder subtilen Folkeinschlag. Sollte also einschlagen, die neue SKALMÖLD. In einschlägigen Kreisen.

Der große metal.de-Monatsrückblick Oktober 2018 – Die größten Highlights des Monats

WINDHAND – „Eternal Return“

WINDHAND bleiben etwas Besonderes: Der psychedelic Doom von „Eternal Return“ wird zusammen mit dem großen Jack Endino nonchalant zu einer Seattle-Variante des edlen Zeitlupen-Sounds befördert, durchzogen „von einem nicht fassbaren Spirit zwischen unbekümmerter Poppigkeit und mal mehr, mal weniger sanftem Schwermut der Generation X“ So ist es „nahezu unmöglich, etwa beim epischen Ausklang “Feather”, einer grimmigen, dreißig Jahre gereiften Doom-Variante von „Something In The Way“, nicht an Cobains dumpf-gedämpften Palm-Mute-Anschlag zu denken, kurz bevor er durch den Fuzz-Generator gedreht wird und Dorthia Cottrell die Brücke zwischen dem mürrisch-melodischen Brummen Cobains und den Gesangs-Harmonien von ALICE IN CHAINS schlägt.“ (Mildner) Wie geil.

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SOULFLY – „Ritual“

SOULFLY gehen auf ihrem elften Album „Ritual“ wortwörtlich einen Schritt zurück zu den Wurzeln. Und Herr von Wolfsbrunn geht fast einen Schritt zu weit. Die Feststellung, dass es dem Album „aufgrund des harten Anschlags etwas an Vielseitigkeit im Nanobereich mangelt“ hätte ihn für sich genommen die Akkreditierung für den Club der coolen Kinder gekostet. Durch das volksnahe Fazit rettet er sich allerdings gerade noch: „Mehr Tribe, mehr Groove, mehr Rock’n’Roll. SOULFLY fräsen sich auf ‚Ritual‘ mit alten Tugenden und neuer Härte durch den Dschungel und befriedigen Fans aller Schaffensphasen gleichermaßen.“ Ab dafür!

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UNLEASHED – „The Hunt For White Christ“

„Nach dem Weltuntergang Ragnarök flüchteten die Midgard-Krieger nach Odalheim. Dabei handelt es sich um ein fiktives Land, die Welt als Erbe der Väter. Nun geht die Jagd nach ihrem Feind, dem weißen Christus, weiter.“ Johnny Hedlund, er meint es ernst.
Von außen mag „The Hunt For White Christ“ aussehen wie „Tomte Tummetott bei den Wikingern“, von innen gibt es typischen UNLEASHED-Stoff: Old School Death Metal, der brachial und hymnisch die alten nordischen Mythen weiterspinnt. Berechenbar, aber auf gewohnt hohem Niveau.

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CHTHONIC – „Battlefields Of Asura“

Sänger Freddy Lim sitzt in der richtigen Welt mittlerweile im taiwanesischen Parlament. Im Musik-Kosmos sitzt er mit seiner Mischung aus tiefen Growls und kopfstimmigen Screams weiterhin eine Kajal-Länge von Dani Filth entfernt in der Dunkelheit – wobei CHTONIC natürlich keine realitätsfernen Märchen zu erzählen haben. Auf „Battlefields Of Asura“ werden allerdings „die traditionell taiwanischen Melodien, die früher meist auf der Erhu gespielt wurden, […] verstärkt auch vom Orchester und den Gitarren übernommen.“ Das gelingt alles in allem und mit CHTONIC muss wieder gerechnet werden.

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ICE NINE KILLS – „The Silver Scream“

„Musikalisch fahren ICE NINE KILLS so ziemlich alles auf, was moderner Metalcore bieten muss.“ (Arnold) Will sagen: Gesang, Geschrei, Blastbeats, Doublebass, wuchtige Riffs, Ohrwurm-Bridges und Gitarrensoli, dazu auch mal ruhige Töne. Das Besondere an „The Silver Scream“ sind die nicht nur textlichen Verweise auf diverse Horrorfilmklassiker – wie immer und hier besonders gilt: Der Teufel liegt im Detail … Bloody well done, ICE NINE KILLS!

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HIGH ON FIRE – „Electric Messiah“

Matt Pike hat trotz des Comebacks von SLEEP weiterhin Bock auf HIGH ON FIRE. Gepriesen sei er! „Electric Messiah“ zieht das Tempo etwas an, wuchtet noch etwas mehr traditionellen Metal in die Manege und macht mit fettem Ballou-Sound ansonsten wie gehabt keine Gefangenen. Ergo: „Der rotzige Mix aus dröhnendem Stoner Rock und angepisstem Metal funktioniert auch sechzehn Jahre nach „Surrounded By Thieves“ noch.“ Und das, Herr Thorbrügge, ist etwas wert in dieser Welt.

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DISTURBED – „Evolution“

DISTURBED nennen ihr neues Werk „Evolution“. Hier und da wird (nach 125 Milliarden Clicks für „The Sound Of Silence“) festgestellt, dass die Weiterentwicklung in Richtung Classic Rock tendiere. Dass das wiederum durchaus einer logischen Notwendigkeit gleichkomme, meinen Spötter. metal.de hält sich mit all dem nicht auf: „DISTURBED bleiben ihrem Stil treu und das ist auch gut so. Hier und da streut die Band einige neue Inspirationen ein, ohne dabei ihre Wurzeln zu verleugnen. Durch diese Experimentierfreude gestaltet sich ‚Evolution‘ zu dem erwarteten Highlight in diesem Jahr.“ (Bernhardt)

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RISE OF THE NORTHSTAR – „The Legacy Of Shi“

RISE OF THE NORTHSTAR ist grundsätzlich und wohlwollend zuzugestehen, dass sie nicht mehr alle Latten am Zaun haben. Dicke-Hose-Hardcore mit Japan-Fetisch bietet jedenfalls auch „The Legacy Of Shi“. Und „zwingt geradezu zur Bewegung, rauscht aber mit deutlichen Einflüssen aus Hip-Hop, Reggae, Thrash und Death Metal versehen keineswegs einfach nur stumpf am Hörer vorbei“. (Kreutzer)

Der große metal.de-Monatsrückblick Oktober 2018 – Die größten Highlights des Monats

BEHEMOTH – „I Loved You At Your Darkest“

Dunkle Flammen züngeln um das Haupt von Herrn Wischkowski, während er zur Eloge auf BEHEMOTHs „I Loved You At Your Darkest“ anhebt. Nach dem gefeierten „The Satanist“ gelingt es den Polen, auf dem neuen Album vieles anders zu machen und dabei gleich (mitreißend) zu bleiben. Unsere Soundcheck-Siegerin „hat auf den ersten Blick gar mehr mit einem einprägsamen, großen Rock-Album zu tun als mit einer verkopften Extreme-Metal-Scheibe. Doch wie so oft versteckt sich der ehrwürdige Teufel im Detail und lässt auch jenen, die viel Wert auf technische Raffinesse und verschrobenes, allerdings nicht unnötig vertracktes Songwriting legen, viel Raum zur Entdeckung.“

Der große metal.de-Monatsrückblick Oktober 2018 – Die schlimmsten Gurken des Monats

HARDCORE SUPERSTAR – „You Can’t Kill My Rock ’n‘ Roll“

HARDCORE SUPERSTAR sind auch schon ewig dabei. „You Can’t Kill My Rock’n’Roll“ behaupten die Schweden 2018. Recht haben sie, zuckt ihre Mischung aus Sleaze und AOR doch ohnehin nicht mehr. Jetzt mal rein sachlich gesehen.
(Dass es bei metal.de ein kleines gallisches Dauerwellen-Dorf gibt, sei allerdings auch nicht verschwiegen …)

DROPOUT KINGS – „Audiodope“

DROPOUT KINGS locken mit „Audiodope“. Dass deren altbackene „Nu Metal“-Variante allerdings irgendwem zu neuen Rekorden verhilft, das ist ungefähr so wahrscheinlich wie Herzrasen bei „Born To Be Wild“ auf der Betriebsfeier. Oder so.

SHINING (NO) – „Animal“

Wir legen eine Schweigeminute ein. SHINING aus Norwegen haben den (sehr) guten und (gar nicht mal so) alten Blackjazz ins Jenseits befördert. Zugunsten von poliertem, modernem, von Synths getriebenem Alternative. POLIERTEM, MODERNEM, von SYNTHS … ?!? Lasset uns schweigen.

POETS OF THE FALL – „Ultraviolet“

POETS OF THE FALL waren die coole Variante von SUNRISE AVENUE. POETS OF THE FALL sind die fast genauso belanglose Zweitversion von SUNRISE AVENUE. „Ultraviolet“ bietet eine ordentliche Kelle Radio-Pop-Einheitsbrei mit ganz vereinzelten Rosinen. metal.de flirtet mit der Fastenzeit.

SJUKDOM – „Stridshymner Og Dødssalmer“

Auch wenn SJUKDOM im Prinzip Songs schreiben können und das Folgende unter die Killernietengürtel-Linie geht: „‚Stridshymner Og Dødssalmer‘ bietet so etwas wie Beamten-Black-Metal: Alles da, alles okay, kann man so machen – aber Herausstechendes ist nicht dabei.“ Was willst du machen? Es gibt eben schon zwei bis drei Platten mit Blast-Gefeuer, Geschrammel und Gekeife.

STONEMAN – „Geil und Elektrisch“

„Ich leg das Geld auf den Ecktisch und fick sie geil und elektrisch.“ Die Schweizer STONEMAN sind mit ihren brachialen Reimen zu brachialen Riffs zwischen Elektro-verstärktem Dark Rock und Neuer Deutscher Härte … nun ja. Nicht … äh … verkopft genug für den Feingeister-Zirkel metal.de? Vielleicht?

XASTHUR – „Aestas Pretium MMXVIII“

XASTHUR reichen die EP „Aestas Pretium MMXVIII“ ein. Die Chance, die Black Metal unplugged im Prinzip bietet, wird allerdings nicht genutzt: Weder Songwriting noch Sound und auch nicht der Gesang überzeugen. Es ist dies bedauerlich.

Die Playlists der Redakteure – Das lief bei uns im Oktober 2018!

Christian Popp:

metal.de-Redakteur Christian Popp

Dominik Rothe:

Eckart Maronde:

Michael Klaas:

13.11.2018
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