Motörhead
1979 - die Wiederveröffentlichung von "Overkill" und "Bomber"

Special

1979, ein Großteil dieser Redaktion (Hallo Eckart) und der geschätzten Leserschaft waren noch nicht geboren, sollte ein entscheidendes Jahr in der Bandgeschichte von MOTÖRHEAD werden. Ganze drei Alben haben MOTÖRHEAD in diesem Jahr veröffentlicht. Im März erschien „Overkill“, als Nachfolger des selbstbetitelten Debütalbums, im Oktober wurde „Bomber“ nachgeschoben und im Dezember setzte man labelseitig mit dem eher unbeliebten „On Parole“ noch einen drauf.

Kein Wunder, schließlich begann 1979 die kommerziell erfolgreichste Phase der Band, was wiederum die Veröffentlichung des bereits 1975 aufgenommenen Albums „On Parole“ erklärt, welches bisher vom Label zurückgehalten wurde. Mit der Sicherheit der Chartstürmer „Overkill“ und „Bomber“ im Rücken verflüchtigten sich die vier Jahre lang waltenden Bedenken. Scheinbar war das Musikbusiness, entgegen anders lautender Gerücht, schon immer scheiße.

Aber egal, entscheidend ist, wie dieser März 1979 startete. Auf „Overkill“ regiert sogleich im gleichnamigen Opener ein ikonischer und prägender Double-Bass-Parts, welcher bedeutende Drummer wie Lars Ullrich und Dave Lombardo tief beeindruckt und inspiriert hat. Ein echter Klassiker der Metalhistorie und Pflichtprogramm in jedem Plattenregal.

„This is it“ – „1979“ liefert zwei absolute Klassiker

Mal unabhängig davon, ein oft bei MOTÖRHEAD angebrachter Kritikpunkt ist, dass alle Alben gleich klingen sollen. Dieser Punkt wird alleine dadurch entkräftet, dass nichtmals auf den Alben alle Songs ähnlich sind. Nehmen wir „Overkill“, in welchem der gleichnamige Opener kurzerhand der Urvater des Thrash- und Speed Metals ist, auf der anderen Seite mit „Capricorn“ noch tief in den Siebzigern hängen geblieben ist und mit viel HAWKWIND-Charme ganz andere Töne anschlägt. „Damage Case“ hingegen ist ein flotter Off-Beat-Rocker, der Rock’n’Roll und Punk vermählt und über so eine hinreißende Hookline verfügt, dass der Finger automatisch zur Repeat-Taste springt.

1979? Woher kommt diese Energie, dieses Bassspiel, diese Stimme, diese Ideen und diese Vielfältigkeit? MOTÖRHEAD sind 1979 jung, provokant und gehen voll auf die Zwölf. Selten war der Kultstatus einer Band so berechtigt. Kein Wunder, dass selbst 35 Jahre nach der Veröffentlichung von „Overkill“ und „Bomber“ tausende Zuschauer aus Gesundheitsgründen abgebrochene Konzerte mit „We love you“-Chören bejubelten.

„Bomber“ wird, etwas zu unrecht, häufig als das schwächere Album im Vergleich zu „Overkill“ angesehen. Zwischen den beiden MOTÖRHEAD-Evergreens „Dead Men Tell No Tales“ und „Bomber“ eingerahmt finden sich eher kleinere, mit dem Blues liebäugelnde, Stücke, welche hinsichtlich Hitdichte tatsächlich etwas hinter „Overkill“ rangieren, charmetechnisch allerdings keinerlei Abstriche rechtfertigen.

Unglaublich, dass tatsächlich das gesamte klassische MOTÖRHEAD-Lineup, welches auch die beiden hier gegenständlichen Veröffentlichungen eingespielt hat, mittlerweile verstorben ist. Rest in Peace Lemmy, Fast Eddie Clarke und Philthy Animal.

BMG durchpflügt den Katalog von MOTÖRHEAD

Die Wiederveröffentlichung erscheint in hübsch aufgemachten Digipack-CDs mit zwei CDs und einem umfassenden Booklet inklusive interessanter Stimmen von Zeitzeugen. Die zweite CD beinhaltet jeweils ein 1979 aufgezeichnetes Konzert der Band in Aylesbury und Le Mans, welche allerdings beide nicht über gutes Bootlegniveau hinauskommen.

Wichtig ist an dieser Stelle, dass beide Alben neu gemastered wurden, wodurch das Verhältnis der einzelnen Spuren untereinander verändert wurde. Dieses erfolgte anhand der noch vorliegenden Originalbänder. Im Vergleich zur ursprünglichen Mastering klingen Bass und Drums präsenter und die Alben insgesamt etwas aufgeräumter. Puristen greifen natürlich dennoch zum Original.

„1979“ erscheint übrigens noch in einem umfassenden Box-Set, welches uns zum Zeitpunkt des Berichts noch nicht vorgelegen hat. Enthalten sind die beiden Alben auf 180-Gramm-Vinyl, die beiden Live-Alben, ein Magazin, eine Platte mit B-Seiten, Outtakes und seltenen Tracks, eine 7”-Single, ein reproduziertes Tourprogramm, ein Notenheft und ein Badge-Set. In Zukunft sollen in diesem Stil weitere Schaffensphasen der Band veröffentlicht werden. „1979“ ist daher erst der Anfang einer umfassenden Wiederveröffentlichungswelle von BMG. Ob allerdings die Welt zusätzlich eine „Super Deluxe Version“ mit Reißverschluss-Cover zum stolzen Preis von 275 Euro benötigt, kann an dieser Stelle unkommentiert bleiben.

Das Boxset in seiner vollen Entfaltung
27.10.2019

Stellv. Chefredakteur

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