Till Burgwächter
Väter, Völker und Vandalen

Special

Till Burgwächter

Spätestens seit „Die Wahrheit über Wacken“ ist Till Burgwächter auch der Metal-Szene ein Begriff. Dass „Väter, Völker und Vandalen“ mit Musik aber eher wenig zu tun hat, muss jedem Leser von vornherein klar sein. Vielmehr ist das kleine Taschenbuch ein amüsanter Ritt durch die Geschichte, mit teils bittersüßen Kommentaren zu bestimmten Volksstämmen. Den Querverweis auf Wikipedia (als Hilfe neuster wissenschaftlicher Erkenntnisse parodiert) sollte ebenfalls niemand allzu wörtlich nehmen, sondern eher als kleinen Seitenhieb verstehen. Denn wer, der in den letzten Jahren noch die Schulbank drückte, hat nicht eingebläut bekommen: „Wikipedia ist keine Quelle“. Genau über das dort häufig verbreitete Halbwissen räumt der Autor gerne mit einigem Augenzwinkern auf, allerdings ohne dabei immer bei der Sache zu bleiben.

Denn „Väter, Völker und Vandalen – Ein Parforce-Ritt durch die Geschichte der beliebtesten Volksstämme“ ist alles andere als ein bahnbrechendes historisches Werk. Vielmehr gibt es einen humorvollen, politisch ganz und gar unkorrekten (wenn auch nicht ins Stammtischniveau abdriftenden) Überblick über die bedeutendsten Völker, die überliefert sind. Ägypter, Eskimos (die so natürlich gar nicht genannt werden möchten), Germanen, Römer und Wikinger sind nur eine kleine Auswahl jener, die Burgwächter begutachtet und mit teils bissigem Humor überzieht, ausgeschmückt wird das Ganze mit Anekdoten und Vergleichen, die manchmal ein paar Fragezeichen aufwerfen, schlussendlich aber durchgehend nachvollziehbar sind. Der Autor fasst sich stets recht kurz und unterlässt es so, sich all zu oft in Details zu verheddern und den Lesespaß zu trüben, sodass lieber noch die „Freak-Stämme“ betrachtet werden, die schließlich auch noch einiges zu bieten haben.  Die Atlanter werden ebenso berücksichtigt wie die Niwchen oder auch die Twi’lek. Wer dann noch nicht genug hat, kann sich noch durch eine alphabetische Aufstellung großer menschlicher Erfindungen wühlen. Das Quiz „Von Wem stammen sie eigentlich ab“ als letztes Kapitel bleibt dann für mich leider als einziger Schwachpunkt in einem sonst durchgehend vergnüglichen Buch, denn mehr als Füllmaterial ist dieses Quiz im Stile eines Test, der mir sonst nur aus den Teenie-Magazinen meiner jüngeren, weiblichen Verwandtschaft bekannt ist, nicht – das Format ist zwar vermutlich beabsichtigt, meine Lachmuskeln strapaziert das aber nicht.

Doch sieht man vom letzten Kapitel ab, geht „Väter, Völker und Vandalen“ als ziemlich unterhaltsam durch. Ich fand ja Geschichte in der Schule schon spannend, lag vielleicht an einer ebenfalls um Sarkasmus nicht verlegenen Lehrerin. Genau hier liegt auch die Stärke von Till Burgwächter, der eben diese Art Geschichte unterhaltsam zu gestalten inne hat.  Sicher, allzu ernst nehmen sollte man das kleine Taschenbüchlein nicht, doch wer in Geschichte beständig gepennt hat, findet hier vielleicht gar einen Anreiz, sich doch noch mal mit Platon zu beschäftigen (der übrigens bei Burgwächter in einer Philosophenliste mit Otto Rehagel auftaucht), oder noch Spannendes bei den Maya zu finden, die ja schließlich Ende des Jahres unseren Untergang vorausgesagt haben sollen, was ja inzwischen auch widerlegt zu sein scheint. Alles in allem sind knappe acht Euro für nicht einmal 100 Seiten kein Schnäppchen, doch für einen gesunden Lacher, der zeitweise durch wirkliches Fachwissen glänzt, kann das schon mal investiert werden, oder wo sonst wird der Ursprung unserer Bushaltestellen-Kritzeleien à la „Marie liebt Peter“ bei den Germanen ergründet!?

13.05.2012

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