Feuerschwanz
Hexentanz Festival

Konzertbericht

Billing: Cultus Ferox, Feuerschwanz, Letzte Instanz, Oomph!, Schelmish, Scream Silence, Spielbann, Tanzwut und Umbra Et Imago
Konzert vom 2007-05-03 | , Bostalsee

Nun gut, über COPPELIUS muss ich wohl nicht mehr viel sagen. Noch bevor das erste richtige Full-Length-Album veröffentlicht wurde, ist der Kultfaktor des kranken Sechsers schon jenseits aller messbaren Werte und in Geld kaum noch zu bezahlen. Keine andere Band konnte sich auf dem Hexentanz wohl mehr neue Fans verschaffen als jene Hofmusiker, und es soll sogar Leute geben die extra aus Berlin deswegen angereist sind. Kein Wunder, ein Gespann aus Kontrabass, Cello, zwei Klarinetten, einem Diener und jeder Menge abstrusem Humor hat Seltenheitswert wie Sau und wurde dementsprechend geehrt als wären sie IRON MAIDEN. Von letzteren war auch der erste Song der gecovert wurde, bis es mit einer Mischung aus eigenen und fremden Songs weiterging. Die eigenen Nummern bestachen dabei durch ein vollkommen neues Klanggefühl und eine ziemlich aufwendige Rhythmik, die sich mitunter auch mal in diversen Breaks verändern durfte. Nach dem Auftritt besuchte die Band dann noch den eigenen Merchandisingstand um einer kaufwütigen Meute Autogramme zu geben. Ganz klar: Hier kommt noch irgendwas ganz Böses auf uns zu.

UMBRA ET IMAGO

Hinter vorgehaltener Hand vollzog sich nach COPPELIUS dann der Wechsel zwischen jenen Bands, die für ihre Musik viel zu wenig Aufmerksamkeit genießen, und jenen, bei denen es genau umgekehrt ist. UMBRA ET IMAGO konnten diesen Eindruck durch sympathische Publikumskommunikation und berstende Feuerfontänen aber ziemlich schnell relativieren. Mit dem eingängigen und simpel gestrickten Gothic Metal hatte man ohnehin ein riesiges Fangeschwade vor sich, was wohl auch daran liegen könnte, dass die kitschigen Texte live absolut kein Kritikpunkt mehr sind. Viel besser noch: Frontmensch Mozart stand zum Kitsch und lud nachdrücklich zum Kuscheln ein, während er den dekorativen Bühnenfrauen zwischen den Beinen rumschnüffelte. Vor der letzten Zugabe, dem Falcocover „Rock Me Amadeus“ kam dann noch die überraschende Aufforderung, die kommenden OOMPH! nicht allein an ihrem Charterfolg zu messen und nicht alle nach UMBRA ET IMAGO heim zu fahren. Was einige dann allerdings doch taten. Vielleicht war das dann aber auch ein Zeichen, dass die deutschen Industrial-Goten als Headliner absolut in Ordnung gegangen wären.

OOMPH!

Und dann kam schließlich noch OOMPH!. Man konnte zwar nicht direkt sagen, dass die Band sonderlich gut in ein Mittelalterrockfestival passte (vor allem wenn man bedenkt, dass letztes Jahr noch Genregrößen wie CORVUS CORAX und HAGGARD abschließen durften), aber die Gruppe blind runterzumachen bringt uns hier ja auch nicht weiter. So begann die Truppe mit der neuen Single „Träumst Du“ und ließ Dero in gewohnter weißer Zwangsjacke die Bühne entern. Der Sound war auf allerhöchstem Niveau abgemischt und ließ auch Stücke, die man selbst noch nicht kannte, direkt ins Ohr gehen. Wirkte die Band allerdings am Anfang durch eine Stagedivingaktion von Dero noch ziemlich munter, machte sich schnell das Gefühl von Routine breit. Nicht nur, dass es kaum Publikumsansprachen gab, die über „Hallo Hexentanz“ hinausgingen, offensichtlich ist es auch nicht bei der Band angekommen, dass sie nicht wie geplant in Ottweiler, sondern am Bostalsee spielten. Damit wurden also etliche Songs der neueren Bandgeschichte wie „Du willst es doch auch“ oder das starke „letzte Streichholz“ nahezu ohne Unterbrechung runtergespielt und am Schluss mit bewährten Chartsklassikern wie „Augen Auf“, „Brennende Liebe“ und „Gott ist ein Popstar“ die Show beendet. Spaß gemacht hat es aufgrund des unterhaltsamen und rockigen Songmaterial zwar schon, aber in Punkto Charisma waren da andere Bands meilenweit voraus. Nichtsdestotrotz würde ich problemlos wieder ein Konzert von den Komerzgeschädigten besuchen.

Womit das Hexentanz Open Air auch im bisher sehr heißen Jahr 2007 in den ersten Mai endete. Die Running Order war diesmal zwar noch ein gutes Stück protziger als zuletzt, teilweise aber auch mit Bands gefüllt, die nicht unbedingt direkt was mit Mittelalter zu tun hatten. Stark war es aber auf jeden Fall, und mit COPPELIUS und CUMULO NIMBUS waren auch zwei völlig unverbrauchte Bands auf der Bühne vertreten. Gerne wieder!

Feuerschwanz

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03.05.2007

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