Castle Rat - The Bestiary

Review

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CASTLE RAT haben besonders in den letzten zwei bis drei Jahren durchaus einiges an Aufmerksamkeit im Doom-Metal-Underground und darüber hinaus auf sich ziehen können. Dies mag nicht zuletzt am visuellen Konzept der New Yorker Band liegen, die direkt einem 80er Sword-&-Sorcery-B-Movie entsprungen zu sein scheint, wobei besonders „The Rat Queen“ Riley Pinkerton (Gesang, Gitarre) dabei so einige Blicke auf sich gezogen haben dürfte. Mit „The Bestiary“ steht jetzt nur etwas mehr als ein Jahr nach dem Debüt das zweite Album in den Start…äh…Verzeihung, in den Rattenlöchern und soll beweisen, dass die Musik bei CASTLE RAT keineswegs die zweite Geige spielt.

Von Zauberern und magischen Tierwesen

Klar, man mag das Auftreten der Band natürlich erstmal für albernen Budenzauber halten. Wer CASTLE RAT aber schon mal live erlebt hat, wird schnell festgestellt haben, dass es sich hier keineswegs um eine jener karnevalistischen Klaumauk-Truppen handelt, wie sie heuer zuhauf als Zwerge, Wikinger oder Piraten auf den größeren Festivals oder im Fernsehgarten ihr Unwesen treiben. CASTLE RAT ziehen ihren Stiefel bierernst und komplett „in character“ durch, weshalb man bei Shows der Band tatsächlich meinen könnte, man wäre in einem kultigen Low-Budget-Fantasy-Schinken gelandet.

Und musikalisch können CASTLE RAT ihr Konzept durchaus schlagkräftig untermauern. Besonders Riley Pinkerton macht nämlich nicht nur im güldenen Ketten-Top eine gute Figur, sondern weiß auch gesanglich zu überzeugen. Als stimmgewaltige Zeremonienmeisterin, führt sie zwischen verhallter Mystik und kräftigem Bariton durch den magischen, nebelverhangenen Tiergarten, wo sich neben Wölfen und Riesenschlangen auch Drachen, Einhörner und Phönixe tummeln.

Das Fundament dafür bieten schwere, furztrockene Riffs und ein extrem roh knarzender Bass. Sehr viel urwüchsiger kann man Oldschool Doom auf den Spuren von PENTAGRAM, SAINT VITUS, LUCIFER und natürlich ganz besonders BLACK SABBATH eigentlich kaum zelebrieren und Stücke wie „Dragon“ oder das schleppende, etwas verkiffte „Sun Song“ verkörpern die klassischen Tugenden des Genres in all ihrer simplen Effektivität. Das ist solides Futter für die Doom-Crowd, wobei die Highlights vor allem in der ersten Albumhälfte zu finden sind.

CASTLE RAT liefern eine verdammt starke erste Albumhälfte

Das eine gewisse Dringlichkeit ausstrahlende „Wolf I“ und das mystisch-epische „Wizard“ sind wohl die eingängigsten Stücke auf „The Bestiary“ und eröffnen das Album mit einem Knall. Sie wurden von CASTLE RAT sicherlich nicht umsonst als Singles gewählt. „Siren“ wird von einem aufpeitschenden „We Will Rock You“-Drumbeat eingeleitet und verwandelt sich im letzten Drittel völlig überraschend in in eine feiste Thrash-Nummer mit Headbang-Garantie. Die Halbballade „Crystal Cave“ versprüht mit subtilem Streichereinsatz einen Hauch von Bombast, der aber nie ins Kitschige abdriftet, sondern viel mehr die andersweltliche Atmosphäre des Songs verstärkt. Und bei „Serpent“ wechseln CASTLE RAT mit MAIDEN-Groove und ausladenden Soli zwischenzeitlich ganz ins klassische Heavy-Metal-Lager.

Solche Stücke rechtfertigen die Aufmerksamkeit, die der Band über die Doom-Szene hinaus beschert wird, durchaus. Ein wenig übertrieben haben es die Amis allerdings mit Interludes zwischen Ambient und verträumtem Instrumental-Geklimper. Sowas bleibt zwar bei Konzeptalben nicht aus und trägt in der richtigen Dosierung auch zur Atmosphäre bei. Bei wiederholten Durchläufen zieht es den Finger aber immer häufiger zur Skip-Taste und sorgt zusammen mit der Frontlastigkeit des Albums dafür, dass „The Bestiary“ nach hinten raus ein wenig die Puste ausgeht.

„The Bestiary“ geht nach hinten raus ein wenig die Puste aus

Auf der zweiten Albumhälfte fehlt es einigen Nummern schlichtweg an jener Griffigkeit, die die erste Albumhälfte auszeichnet und dem Willen, über Genre-Grenzen hinwegzuschreiten. Totalausfälle gibt es dennoch nicht zu verzeichnen. CASTLE RAT ist mit „The Bestiary“ also selbst in den schwächeren Momenten ein mindestens empfehlenswertes Album für Genre-Fans gelungen, welches mit einigen Highlights Großes für die Zukunft verspricht. Am besten funktioniert die Truppe aber noch immer im Live-Kontext, weshalb man jede sich bietende Gelegenheit nutzen sollte, sich die schrullige Fantasy-Show der Truppe rein zu pfeifen.

16.09.2025

"Musik hat heute keinen Tiefgang mehr." - H.P. Baxxter

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