Asphyx
Interview mit Bob Bagchus zu Deathhammer

Interview

Asphyx

Nachdem schon „Death…The Brutal Way“, das Reunionsalbum der Tulpenschlächter, schon eine ganz ordentliche Old-School-Death-Metal-Granate war, legen ASPHYX nun nach und feuern mit „Deathhammer“ eine wahrhaft monströse Haubitze düsteren Todesbleis ab, kontrastreicher und rauer als der ohnehin nicht gerade glatt geschliffene Vorgänger. Wir sprachen mit Schlagzeuger Bob Bagchus, was hinter diesem tödlichen Geschoß steckt.

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Wo und wie habt ihr das neue Album „Deathhammer“ aufgenommen? Was kannst du uns über die Albumaufnahmen erzählen?

Wir haben das Album in vielen unterschiedlichen Sessions aufgenommen. Das Schlagzeug und der Gesang entstanden im Harrow Studio, wo wir auch „The Rack“ und „Last One On Earth“ in der Vergangenheit aufgenommen hatten. Alles verlief reibungslos und sehr relaxt. Die Schlagzeugaufnahmen entstanden in drei Sessions, hier waren nur Paul und ich da, und auch für den Gesang benötigten wir lediglich zwei Tage.

Wie einfach alles lief, zeigt auch das Beispiel des Songs „Of Days When Blades Turned Blunt“. Dieser entstand innerhalb von lediglich 15 Minuten, als Paul und ich im Harrow Studio an den Aufnahmen arbeiteten. Harry, unser Engineer, hatte ein kurzes Meeting über ca. 20 Minuten mit einigen Kunden, und in der Zwischenzeit fragte ich Paul, ob er nicht ein schnelles Riff hätte, da wir gerade „Mindefield“ und „We Doom You To Death“ aufgenommen hatten, und wir nun ein schnelles Stück benötigten. Er hatte also das Hauptriff, wir jammten damit, und 10 Minuten später war der Song auch schon geboren. Er gefiel uns beiden sehr. Harry kam zurück ins Studio und fragte, ob wir mit allem fertig wären, und wir antworteten „Nein, wir haben ein neues Stück geschrieben!“.

Die Gitarren und der Bass wurden in unserem eigenen Mörser Studio aufgenommen, und Dan Swanö kümmerte sich wieder um den Mix. Auch der Gesang wurde jeweils meist in lediglich einem Take aufgenommen, was ziemlich erstaunlich ist.

Auf „Deathhammer“ können wir den typischen, klassischen ASPHYX Death Metal hören: stark, rau, direkt, latent melodisch, langsame Doom Songs, wirklich schnelle Stücke – die Musik die wir, die ASPHYX Fans, lieben. Aber wie ist es eigentlich für euch als Musiker, auf welche Weise war das neue Album für euch eine neue Herausforderung?

Hmmmm… nun, was wir sicherlich nicht wollten war ein zweiter Teil von „Death…The Brutal Way“, das war sicher. Wir sind wie üblich einfach unseren Herzen gefolgt, und daraus entstanden eben Stücke wie diese. Die meisten Songs wurden im Herbst und Winter geschrieben, und irgendwie hat man da einen anderen Geisteszustand in diesen Jahreszeiten, das ist warum beispielsweise „Minefield“ so klingt, wie es jetzt tut, dunkel und gewaltig schwer, das gesamte Album hat eine dunkle, düstere Atmosphäre. Wir wollten die Kontraste schärfen, den Doom noch mehr Doom und den Death noch mehr Death. Das waren unsere Ziele und Visionen für das neue Album. Und zum Beispiel fragte ich Paul, ob er nicht ein Riff wie BATHORY spielen könnte, da Martin und ich beide riesige BATHORY-Fans sind. Also kam Paul mit dem Hauptriff, und es war exakt so, wie wir wollten, dass es klingt. Der Song ist etwas anders als unsere gewöhnlichen Stücke, er ist kalt und episch, aber immer noch ASPHYX. Wir nennen ihn unser eigenes „Enter The Eternal Fire“!

Siehst du noch weitere Unterschiede, wenn du „Deathhammer“ mit „Death…The Brutal Way“ vergleichst?

„Deathhammer“ klingt organischer und ist ein Stück weiter rauer als „Death…The Brutal Way“, welches auch ein brutales Album war, aber „Deathhammer“ ist rauer und direkter. Die Stücke sind in sich geschlossener, und sind entweder Doom oder Death Metal. „Of Days When Blades Turned Blunt“ ist der einzige Song, in welchem beide Stile miteinander kombiniert werden. „Deathhammer“ ist auch epischer und dunkler. Wir haben insgesamt mehr an den Stücken für „Deathhammer“ gearbeitet, als wir es damals für „Death…The Brutal Way“ taten, welches eigentlich tatsächlich ein Demo war, aber letztendlich wurde aus dem Demo dann ein Album, hahaha! Bei „Deathhammer“ passt einfach alles zusammen.

Wer hat denn eigentlich die neuen Songs geschrieben?

Jeder von uns hat seinen Teil und seine eigenen Ideen dazu beigetragen, aber von Paul kamen alle Riffs, außer „Vespa Crabro“, welches ein Riff von Alwin unserem Bassisten enthält. Aber wir arbeiten zusammen als Kollektiv.

 

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Du hattest es schon angesprochen, das epische „As The Magma Mammoth Rises“ unterscheidet sich musikalisch doch vom typischen ASPHYX Sound, die BATHORY Einflüsse sind unüberhörbar. Wie wurde dieses Stück geboren?

Ja, tatsächlich unterscheidet sich der Song schon ziemlich. Paul und ich hatten vor ca. 2 Jahren mal ein typisches Black-Metal-Riff in unserem Hotelzimmer in Kaltenbach, Österreich, aber aus irgendeinem Grund wurde das Riff von seinem Mobiltelefon nicht aufgenommen, welches normalerweise immer funktioniert. Ende 2010 fragte ich ihn wieder, ob er nicht ein typisches BATHORY Riff machen könnte, Martin und ich sind alte BATHORY Fans, und ich wollte schon immer einen einfachen BATHORY ähnlichen Song. Als ich ihn besuchte, hatte er dann das Hauptriff fertig, und ich liebte es! Als Martin es hörte, liebte er es auch, also begannen wir damit zu proben.

Es ist etwas unterschiedlich, ja, aber dennoch sind die klassischen ASPHYX Elemente vorhanden. Wir sind der Meinung, dass es großartig ist, und da ASPHYX schon immer von den alten VENOM, HELLHAMMER und CELTIC FROST beeinflusst waren, und Martin und ich seit den alten Tagen BATHORY Fans sind, passt das Stück absolut zu unserem Stil und unserer Ansicht als Band.

„Deathhammer“ wird am 24. Februar veröffentlicht. Davor wurde die 7″ EP „Reign Of The Brute“ veröffentlicht, welche inzwischen bei Century Media schon ausverkauft ist. Wird das Album auch auf Vinyl erscheinen? Und die deutsche Version des Stückes „Der Landser“, bleibt diese exklusiv auf der EP?

Ja, glücklicherweise wird es auch das Album auf Vinyl geben. Diese Art von Musik, und ich spreche hier von Metal im Allgemeinen, muss auf Vinyl sein. Die deutsche Version von „Der Landser“ wird als Bonussong auf „Deathhammer“ enthalten sein, zusammen mit anderen wie unsere 2008er EP „Death The Brutal Way“, „We Doom You To Death“ von unserer Split-7″ mit HOODED MENACE und unsere Coverversion von MAJESTY’s „Bestial Vomit“.

Ich möchte gerne etwas mehr über die Texte der folgenden Stücke erfahren. Beginnen wir mit dem Titelsong „Deathhammer“, welcher wirklich wie ein gewaltiger Hammer des Todes klingt. Was ist die lyrische Philosophie hinter diesem Stück?

„Deathhammer“ bedeutet unser Buch des Death Metals. Unsere Sichtweise, wie Death Metal klingen sollte. Aber wir heucheln freilich nicht, dass wir die Gottväter oder Prediger des Death Metals wären, zur Hölle, nein, es ist einfach, wie wir es mögen, Death Metal zu hören. Brutal, direkt, und Heavy wie verrückt. Das ist alles, ich meine, Martin und ich hörten Bands wie SLAUGHTER, MASSACRE, DEATH, MASTER/DEATHSTRIKE, POSSESSED, NECROPHAGIA, MESSIAH oder MALHAVOC usw. Mitte der Achtziger in seinem Zimmer, und für uns war das der echte Death Metal. Das erste MASSACRE Demo war die Sache, welche wir zu dieser Zeit am meisten anhörten. Wir hassen diesen hyper-blast-super-technical-schaut-her-was-ich-auf-meinem-verfickten-instrument-spielen-kann-blabla-bullshit-mist, von dem sie wagen, diesen als Death Metal zu bezeichnen, was soll die Scheiße? Was hast du gerade gespielt? Wo ist der verdammte Song? Wer gibt was darauf, wie gut du bist? Mach einen guten, soliden und einprägsamen Song mit Herz und Seele! Nein? Dann fick dich!

Schönes Statement! Wovon handeln die Texte bei „Of Days When Blades Turned Blunt“?

Das Stück handelt von der Massenschlachtung in Frankreich, von den Massenenthauptungen, die damals stattfanden, als Körbe mit Köpfen gefüllt waren.

„Der Landser“ – hierbei handelt es sich um eine deutsche Bezeichnung für Infanteristen, vornehmlich der Heeressoldaten der Wehrmacht im zweiten Weltkrieg. Was ist die Geschichte hinter diesem Song?

Es geht darum, dass ein deutscher Soldat, der Landser, von seinem Führer verraten wird, und er zuerst nicht in den Krieg ziehen will. Die einzigen Dinge, die er jetzt benötigt, sind ein warmes Zuhause und eine fürsorgliche Familie. Er wird gezwungen, in den Krieg zu ziehen, und wir dann von seinen Vorgesetzten in den Rücken gestochen, zurückgelassen um zu sterben.  Speziell das Ende des Songs ist ziemlich dramatisch, als er letztendlich verbittert und verwirrt nach Hause zurückkehrt und seine Mutter sieht. Als wir an diesem Stück in unserem Proberaum arbeiteten, hatte Martin bereits eine Vision über den Landser, als er die Riffs hörte.

Erzähle uns bitte auch noch mehr über „We Doom You To Death“!

Das ist auch unsere „Anklageschrift“ an falsche Schwuchteln, welche für sich in Anspruch nehmen, Old School zu sein, aber tatsächlich ihre Alben per Internet kaufen und sich einfach scheiße verhalten. Wir kennen einige dieser Wichser und das stört und doch etwas. Einige von ihnen besitzen auch noch die Frechheit, in sogenannten „Old-School-Bands“ zu spielen, obwohl sie nicht einmal die Geschichte unserer Szene kennen. Gekleidet wie Tunten, mit schrecklichen Keyboards rumklimpernd, behaupten sie brutale Musik zu spielen, hahaha, für Elfe und Trolle. Sie versuchen, schnelles Geld zu verdienen. Wir sagen: Verlasst unsere Szene!

Wieder einmal habt ihr für das Artwork mit Axel Hermann zusammengearbeitet. Habt ihr ihm so etwas wie eine ungefähre Idee gegeben, an welcher er arbeiten sollte, oder hatte er total freie Hand?

Yeah, wir haben ihm einige Grundgedanken über das „Buch des Death Metals“ namens „Deathhammer“ mitgegeben, und er sollte sich dann um den Rest kümmern, seinen eigenen Geist arbeiten lassen, da wir wussten, dass er mit einem großartigen Artwork ankommen würde. Und es hat sich besser herausgestellt, als wir jemals zu träumen wagten. Axel hat wieder einmal einen überragenden Job hingelegt, verdammt, ich möchte das Cover als Tattoo auf meinem Rücken haben, wirklich!

Er, als auch Dan Swanö, welcher sich um das Mastern und das Mischen gekümmert hat, waren nun in viele eurer Veröffentlichungen involviert. Wie wichtig sind die beiden für ASPHYX? Welchen Einfluss haben sie?

Sie sind auf jeden Fall sehr wichtig, da Axel weiß, wie er unsere Gedanken durch sein Artwork ausdrücken kann, und Dan weiß genau, wie er uns exakt den Klang verpasst, den wir auch in unserem Proberaum als auch Live haben. Wir möchten den Klang, den wir in unserem Proberaum haben, auch auf unseren Alben hören. Es ist ziemlich schwierig, unseren Klang richtig aufzunehmen, da wir einen ziemlich „überverzerrten“ Gitarrensound haben, welcher etwas über der Grenze liegt, da braucht man schon einen guten Engineer. Dan ist der richtige Mann hierfür, er versteht uns und unseren Sound. Großartige Kombination!

Nach eurer Reunion und dem letzten Album „Death…The Brutal Way“ gab es leider keine Tour, ihr habt nur einige Festivals und Einzelkonzerte gespielt. Ich hoffe, ihr werdet für „Deathhammer“ ne ordentliche Tour spielen? Was habt ihr an der Live-Front für 2012 geplant?

Nein, leider nicht, ASPHYX werden keine Touren mehr spielen. Ich glaube, für dieses Jahr sind bisher 12 Shows geplant, und ich denke dabei wird es wohl auch bleiben. Um ehrlich zu sein, bevorzugen wir kleine Clubshows.

25 Jahre ASPHYX, und 5 Jahre nach der Reunion. Was waren die besten Dinge, was die schlimmsten, die euch während dieser Jahre passiert sind?

In der Tat existiert der Name ASPHYX nun seit 25 Jahren, aber wir haben uns mehrere Male aufgelöst, ASPHYX waren also nie für 25 Jahre am Stück aktiv. Die besten Dinge waren unser Plattenvertrag mit Century Media, welchen wir 1990 abgeschlossen hatten, sowie die Tourneen mit ENTOMBED 1991 und BOLT THROWER mit BENEDICTION 1992. Die schlimmsten Dinge waren, dass wir uns 1992 während der Aufnahmen zu „The Last One On Earth“ von Martin aus ungenauen Gründen trennten, und natürlich der Tod von Theo Loomans 1998. Und nun ist das Beste, dass wir von Mieze, Jarne und Liz, den Veranstaltern des Party.San Open Airs, 2007 wieder zusammengebracht wurden, und das jetzige Line-Up ist unser stärkstes, das wir jemals in ASPHYX hatten. Uns gibt es nun seit 5 Jahren wieder, haha! Oh ja, das Resultat hiervon ist „Deathhammer“!

Gibt es eigentlich noch immer irgendwelche Ziele, die du mit ASPHYX erreichen möchtest?

Nicht wirklich, um ehrlich zu sein. Ich glaube, wir haben so ziemlich alles getan, was wir wollten. Wir genießen es einfach, gemeinsam die Musik zu spielen, welche in unserem Blut und unseren Seelen ist, wir müssen nichts mehr unter Beweis stellen.

Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!

Ich danke dir für das Interview! Es hat Spaß gemacht! Ein großer Gruß an unsere deutschen Fans! Ihr seid die Besten!

Galerie mit 16 Bildern: Asphyx - Braincrusher In Hell 2024
12.02.2012

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