Born From Pain
Born From Pain

Interview

Kaum eine Band musste in letzter Zeit so viele Line-Up-Wechsel hinnehmen wie die Tulpencoreler von BORN FROM PAIN. Doch trotz aller Querelen, melden sie sich mit ihrem neuem Album „Survival“ eindrucksvoll auf dem metalgeschwängerten Hardcore Parkett zurück und beweisen, dass immer noch jede Menge Leben in ihnen steckt. Grund genug um Fronthüne Rob in einem ausführlichen Gespräch auf den Zahn zu fühlen und die Geschehnisse der letzten Jahr, sowie das Konzept hinter „Survival“ einmal genauer zu beleuchten.

Born From Pain

Ihr hattet einige Line-Up-Wechsel in letzter Zeit. Che, euer langjähriger Sänger, hat die Band verlassen. Kannst du uns ein wenig über seine Beweggründe sagen?

Er hat die Band verlassen, weil er im Grunde nicht mehr viel Bock hatte, so viel unterwegs zu sein. Er will seine Schule fertig machen, sich ein Haus kaufen und dergleichen. Was man ja auch respektieren kann, nur als er uns das gesagt hat, hatten wir gerade “War“ draußen und waren sehr motiviert, was bei ihm leider nicht mehr so der Fall war. Das Ganze hat sich dann so ein bisschen hingezogen und letzten Endes ist er dann gegangen. Der Hauptgrund aber war, dass er nicht mehr so viel unterwegs sein wollte.

Er wurde dann eine zeitlang durch verschiedene Sänger ersetzt.

Ja, das meiste war nur so aushilfstechnisch. Das waren schon eine Menge Leute, ich glaube es waren so fünf oder sechs. Hauptsächlich Leute, die wir gut kennen. Freunde von uns, von denen wir wussten, dass sie die Band gut darstellen können und bei denen wir wussten, dass es qualitativ weiterhin gut sein würde. Wir hatten auch keine große Lust, uns zurückzulehnen und zu warten bis wir einen festen Sänger finden würden. Viele Shows und Touren waren bereits fest gebucht und das letzte was wir wollten, war, Shows abzusagen, was wir leider dann doch ein-, zweimal aus Zeitgründen machen mussten. Das wäre vielleicht auch ein Signal nach Außen gewesen, dass sich die Band auflösen könnte oder sie bald nicht mehr existieren würde. Dabei fühlten wir uns überhaupt nicht so. Wir waren eher erleichtert, als wir die Situation klären konnten und wieder eine lockere Stimmung in die Band kam. Es hatten ja auch schon ganz viele Leute angeboten, dass sie uns aushelfen würden, falls wir Hilfe bräuchten. Dann haben wir mit den jeweiligen Leuten geprobt und ausprobiert, ob sie stimmlich zur Musik passen. Als letztes war ja Kevin von END OF DAYS fest dabei, der dann von seiner Seite aus gemerkt hat, dass er einige gesundheitliche Probleme hat und es passte letzten Endes dann eben doch nicht genau.

Ich habe gelesen, dass er Probleme mit den Stimmbändern hatte.

Ja. Richtig. Er kann zwar schon noch singen, nur nicht mehr mit der Intensität, die bei BORN FROM PAIN nötig gewesen wäre. Wir wollten ja wieder viel live spielen, was dann nicht drin gewesen wäre. Er probt zwar wieder mit END OF DAYS und sie werden auch wieder Shows spielen, aber eben nicht mit dieser Häufigkeit wie bei uns. Der Arzt hat ihm davon abgeraten.
Wir haben uns zwar gut verstanden und sind immer noch Freunde.
Aber wir sind ja eigentlich keine Metal-Band und auch keine typische Hardcore-Band und so kam es, dass wir von unserer Seite aus bemerkt haben, dass seine Stimme zu krass in Richtung Death-Metal geht und nicht wirklich zur Band passt. Als er dann sagte, dass er nicht mehr singen kann, hatte sich dieses Problem auch schon aufgelöst. Das klingt jetzt viel negativer, als es eigentlich war, aber so war nun mal die Sachlage.

Du hast ja dann den Gesang übernommen. Wie kam es dazu?

Ja, der Rest der Band meinte: „Du hast doch schon immer in Bands gesungen, wieso probierst du es nicht?“ Ich habe sowieso schon meistens die Texte geschrieben, die Gesangslinien ausgearbeitet und live die Backup-Vocals übernommen und die Anderen meinten, ich wüsste sowieso am besten, wie ich die Band live darstellen will und dann hab ich es probiert. Es ist zwar ein anderer Stil, ein anderer Klang der Stimme, aber wir waren sehr zufrieden damit und haben bisher auch nur gutes Feedback bekommen. Hätten wir das vorher schon gewusst, hätten wir es auch gleich so machen können.

Euer Drummer Roel musste dann auch noch aussteigen. Hast du jemals gedacht ihr würdet euch dann doch irgendwann auflösen?

Nein. Roel hat eine Sehnenscheidenentzündung im Ellenbogen, was typisch für Drummer oder auch Tennisspieler ist. Er musste einfach aufhören, sonst wäre er vielleicht letzen Endes sein Leben lang behindert gewesen. Das will man ja auch nicht. Als Che ausgestiegen ist, fanden wir, dass wir eine hammer Platte aufgenommen hatten und die Band immer noch am wachsen war. Sie ist dann auch sehr gut angekommen und wir wollten einfach nur durchspielen. Im Prinzip hatten wir mit Roy, unserem neuen Schlagzeuger, der Roel des Öfteren vertreten hat, wenn der bei der Physiotherapie war, bereits eine gute Aushilfe in Petto und so ist der Gedanke auch erst gar nicht aufgekommen. Das Gute ist auch, dass wir uns untereinander alle sehr gut kennen. Auch Andries, der jetzt für mich Bass spielt, ist ein alter Bekannter. Der Vibe, die Chemie in der Band, ist im Moment einfach optimal und war auch schon so als wir die Platte geschrieben haben. Es klingt jetzt ein bisschen wie ein Klischee, aber es fühlt sich wie eine Art Wiedergeburt an. Das letzte halbe Jahr mit Che war wirklich keine schöne Zeit, da er einfach nicht mehr motiviert war und das auf die Band abgefärbt hat. Wenn du dann aber wieder das Line-Up hast, das du haben willst, Songs schreibst, die du geil findest, es live gut läuft, du nur gutes Feedback bekommst, immer noch genauso viele Leute zu deinen Shows kommen wie vorher, wenn du immer noch deine Tourangebote bekommst und es weiterhin einen Schwung nach oben gibt, haben wir keinen Grund gesehen, die Band aufzulösen. Vor allem aber hatten wir selber natürlich immer noch extrem viel Bock auf die Band. Also nein.

Du hast ja bereits deinen Stil zu singen angesprochen, der ja deutlich angepisster und hardcorelastiger ist. Ist auf “Survival“ auch mit mehr Hardcore zu rechnen oder bleibt es die gleiche Mischung?

Eigentlich bleibt es die gleiche Mischung. Ich denke, dass die Leute aufgrund der Stimme sagen, dass es mehr nach Hardcore klingt. Das haben wir jetzt auch schon öfter zu hören bekommen, aber wenn man sich die Musik anhört, kann man das so, zumindest aus meiner Sicht, nicht sagen. Musikalisch ist es im Prinzip nicht hardcorelastiger geworden. Es gibt auf der anderen Seite ja auch Metal-Sänger, die mehr in meiner Stimmlage sind. Die Leute, die so etwas sagen, sollten sich die Platte vielleicht ein bisschen besser anhören. Wir sind nicht von unserer Linie abgewichen und haben nur probiert, das Ganze noch ein bisschen aufzuwerten.

Gut. Ehrlich gesagt ist bei mir auch der Eindruck entstanden. Aber eher weil es weniger Soli gibt, die Songs kaum die drei Minuten erreichen und streckenweise ein wenig schneller sind. Das macht es wiederum auch corelastiger.

Ja gut, wenn man das als Core sieht, dann kann das sein. Ich kenne aber auch genug Core-Bands, die ihre Songs über drei Minuten hinausziehen. Wir arbeiten meistens nach einer gewissen Formel. Wir versuchen unsere Songs weitestgehend unter drei Minuten zu halten, weil wir einfach gemerkt haben, dass die längeren Songs nicht unbedingt die interessantesten sind, die wir je geschrieben haben. Und ob es nun statt vier, jetzt drei Soli sind, erweckt bei mir nicht den Eindruck, als ob wir corelastiger geworden wären. Das soll aber jeder für sich selber entscheiden. Ist auch völlig ok so.

Dann lass uns jetzt ein wenig über den Titel reden. Was verbirgt sich für ein Konzept dahinter?

Das Konzept hinter dem Album ist, dass sehr viele Menschen, auf allen Ebenen, die wir auch tagtäglich um uns herum sehen, in Situationen kommen, in denen sie zum Überleben gezwungen werden. Ich rede jetzt natürlich nicht nur über Kriegsgebiete oder dergleichen, sondern über die Gesellschaft, in der wir leben. Bestes Beispiel dafür ist momentan die Finanzkrise. Jeder macht sich Sorgen, ob sein Erspartes noch da ist, ob sein investiertes Geld noch da ist oder seine Rente gesichert ist. Viele Menschen wissen ja nicht, ob sie irgendwann entlassen werden, weil bestimmte Firmen nicht mehr genug Gewinn machen. Da gibt es mit Sicherheit auch noch tausend weitere Beispiele. Grundsätzlich ist es für viele Menschen schwieriger geworden. Heutzutage leben mehr Menschen in Deutschland unter der Armutsgrenze, als es in der Nachkriegszeit der Fall war. Ich finde das extrem krass. Diese Entwicklung zeichnet sich schon seit Jahren ab. Das Überleben ist für viele Menschen ein aktuelles Thema. Und dann heißt es nicht Survival of the Street, auch wenn es für bestimmte Menschen in bestimmten Teilen der Erde genau das ist, sondern in unserer direkten Umgebung: Familien, die durch ökonomische Krisen ums nackte Überleben kämpfen werden müssen, die Probleme haben werden, ihren Kindern etwas zu Essen zu geben. Das ist ja fast schon die Realität. Das ist so das Konzept dahinter.

Aber vor allem will ich den Leuten zeigen, wo diese ganze Problematik überhaupt herkommt. Das kommt ja nicht von ungefähr. Es gibt bestimmte Menschen, die diese Strukturen kreiert haben und diese auch aufrechterhalten, denen es eigentlich nur gut geht, weil es vielen Menschen auf der Welt nicht gut geht. Das ist ein durchgehendes Thema auf der Platte, denn gewisse Dinge kann man ja auch nicht separat voneinander sehen.
Dazu ist auch noch eine Kampfansage, eine Aufforderung an die Leute sich zu informieren, weiter zu sehen als ihre Nase lang ist, sozusagen einmal ums Eck zu schauen und sich nicht ständig Lügen erzählen zu lassen. Die Leute sollen versuchen, raus zu gehen und etwas zu ändern. Auch wenn es nur eine kleine Anzahl von Menschen ist, die wir erreichen, wollen wir ihnen eine Alternative bieten und ihnen aufzeigen, wo sie sich informieren können.

Dazu hast du ja auch einen Blog (www.survivalstateofmind.blogspot.com) eingerichtet, indem du die Leute auf gerade diese Themen aufmerksam machst.

Richtig!

Dir scheint es sehr wichtig zu sein mit dem Publikum zu kommunizieren. Siehst du die Band als ein Mittel oder eine Plattform, um die Menschen auf soziale Missstände aufmerksam zu machen und sie zum nachdenken zu bewegen?

Ja sicher. Das ist schon immer bei uns ein wenig mitgeschwungen, nur war ich ja immer am Bass und da bekommt man nicht so viel Aufmerksamkeit, wie du sie als Frontmann bekommst. In dieser Position stehst du viel mehr im Blickpunkt und kannst einfach mehr machen. Wobei ich die Band schon immer so gesehen habe. Ich finde es sehr wichtig, dass es Leute gibt, die über den Tellerrand hinaus schauen, andere informieren oder auf Dinge hinweisen. Die Menschen sollen kritisch sein, sich nicht rumschupsen lassen, sondern richtig hinsehen. Je mehr Leute aufmerksam werden und sich zusammen tun, desto schwieriger wird es, nicht hinzusehen und das zu ignorieren. Man sollte nicht immer sagen „Ich kann ja sowieso nichts ändern“, denn ich glaube schon, dass das machbar ist. Und deshalb ist es mir und dem Rest der Band wichtig, etwas zu sagen, selbst wenn es nur eine limitierte Anzahl an Menschen erreicht.

Ihr habt ja offensichtlich sehr viel zu sagen. Mir scheint es fast so, als hätten viele Bands heutzutage nicht mehr wirklich etwas zu sagen. Einigen scheint es wirklich nur noch darum zu gehen, sich selbst darzustellen. Inhalt wird nicht mehr so groß geschrieben. Wie siehst du die Entwicklung in der Szene?

Das ist natürlich schon schade. Ich bin ja über Metal an den Hardcore geraten und wieder zurück und man sagt ja immer, Hardcore sei viel politischer und viel kritischer, aber ich finde das beide Lager, sowohl die Metal- als auch die Hardcoreszene, früher deutlich kritischer waren. Heute scheint das wirklich nicht mehr so zu sein. Ich würde sogar sagen, dass man die Bands im Hardcore, die noch etwas zu sagen haben, an ungefähr zwei Händen abzählen kann. In der Metalszene ist das aber auch nicht anders, auch wenn sie um vieles größer ist. Was du sagst ist richtig. Es wird viel mehr darauf geachtet, ob die Haare richtig gefönt sind, ob ich mit meinem T-Shirt cool bin oder welche Hosen in diesem Monat in sind. Für mich ist das schwierig, weil ich immer sage, dass jeder das machen soll was er will. Wenn jemand für Trends empfänglich ist und meint dort mitschwimmen zu müssen, dann ist das nun mal so.

Ich hoffe, dass all diese Leute, die wegen Trends bei bestimmten Dingen mitmachen oder weil sie den Klamottenstil gut finden und dann meinen, die Musik auch noch mitnehmen zu müssen, auf Bands stoßen, bei denen sie die Message auch gut finden, selbst wenn diese eben nicht die angesagtesten Klamotten anhaben. So versuche ich zumindest dem Ganzen einen positiven Dreh zu verleihen. Es bringt auch sowieso nichts, sich darüber aufzuregen. Natürlich kann man sagen, dass früher alles besser war. 85/86 oder vielleicht sogar ein Jahr früher, als ich in den Metal gerutscht bin, hatten natürlich alle lange Haare und Kutten an und natürlich war das Dynamo hinten auf einem Parkplatz in Eindhoven und natürlich war das geil und super, nur ist es heute eben anders.
Natürlich springen auch Bands auf Trends auf, weil sie sehen, dass sie so erfolgreich sein können und sich denken, erstmal ist das Aussehen wichtiger um ein paar Platten zu verkaufen und dann sehen sie mal, ob sie etwas zu sagen haben. Wie gesagt, das ist ihr gutes Recht und nicht jeder muss unbedingt etwas zu sagen haben, nur ist es halt schade. Früher waren beide Szenen sozial engagierter und mehr eine Gegenbewegung. Nicht nur rebellisch und gegen die Gesellschaft, sondern auch gegen bestimmte Zustände in der Welt. Heute sind beide um Längen nicht mehr das, was sie einmal waren.
Auf der anderen Seite kommen immer mehr Menschen nach den Shows zu mir, die etwas gut fanden, was ich gesagt habe, damit übereinstimmen und es begrüßen, dass das einmal gesagt wurde. Das sind Hardcorer, Metaler oder Menschen, die gar nichts mit der Musik am Hut haben, wie Techniker oder Personal, was für mich wieder der Beweis dafür ist, dass es nichts mit Szenezugehörigkeit zu tun hat. Nicht, dass ich jetzt so toll bin, weil ich bin eigentlich gar nicht so toll, nur scheint es schon Menschen zu geben, die auch so denken, bestimmte Frustrationen haben, sich ihre eigenen Gedanken machen und nur darauf gewartet haben, dass sie etwas bekommen mit dem sie sich identifizieren können. Das zeigt, dass es auch noch Menschen gibt, die sich für wichtigere Dinge im Leben interessieren und nicht nur Trends hinterherlaufen.

Ihr zeichnet ja im Allgemeinen ein recht negatives Bild der Welt. Meinst du, dass es überhaupt noch Hoffnung für die Menschheit gibt?

Ja, das glaube ich schon. Ich habe jetzt schon öfter gehört, dass die Platte sehr negativ rüberkommt und es ist nun mal auch so. Man muss die Welt nicht schöner reden als sie ist. Das ist nun mal die Realität. Wir leben hier vielleicht und haben unseren Job, spielen vielleicht in einer Band, schreiben für Magazine, was auch alles gute Sachen sind, weil wir uns mit dem beschäftigen können, was wir gerne machen wollen, uns noch ein einigermaßen okayes Leben machen, auch wenn es unter Umständen schwierig ist die Rechnungen am Ende des Monats zu bezahlen, aber es geht noch alles. Man darf aber nicht aus den Augen verlieren, dass es ganz viele Leute auf der Welt gibt, und ich rede nicht nur über Afrika, Südamerika oder Asien, für die das Leben sehr negativ ist. Aber auch wenn man darauf deutet uns sagt, dass das alles beschissen ist, mache ich immer einen Punkt. Sei es, wenn wir live spielen oder ich Interviews gebe.
Ich bin der Meinung, dass es durchaus noch Hoffnung gibt, weil es immer noch ganz viele Menschen auf dieser Welt gibt, die Solidarität demonstrieren. Zum Beispiel viele Organisationen, die nicht vom Staat finanziert oder von Firmen unterstützt werden und nicht in eine bestimmte Richtung gepushed werden, die sich um Menschen kümmern. Wie zum Beispiel Amnestie International, Ärzte ohne Grenzen oder ganz viele andere Organisationen, die den Menschen helfen wollen, bestimmte Situationen an den Pranger stellen, Awareness schaffen, damit die Menschen sehen, was in dieser Welt geschieht, und versuchen, den Kampf auf irgendeine Art und Weise aufzunehmen. Auch wenn man Spendenaufrufe im Fernsehen sieht, machen das die Menschen nicht, weil sie es müssen, sondern weil sie Solidarität zeigen mit anderen Menschen. Das gibt mir Hoffnung. Denn wenn wir irgendwann sagen „So nicht mehr!“, dann lässt sich auch etwas bewegen. Denn wir sind ganz viele und die anderen ganz wenige. Sobald die Menschen hier in ihrem eigenen Leben merken, dass es den Bach runter geht und sie wirklich bestohlen werden und vor allem besser aufgeklärt werden, dann werden viele einen Strich ziehen und sagen „So geht das wirklich nicht mehr!“

Auf „Survival“ findet sich ein Song mit dem Titel „Zeitgeist“? Warum der deutsche Titel?

Ich habe angefangen, einen Text zu schreiben, auch wenn der jetzt nicht auf Deutsch ist, der darüber handelt, dass wir bis auf ein bestimmtes Level angelogen werden und um die Wahrheit betrogen werden. Das geht so weit, dass einige Dinge als wahr angenommen werden, die eben nicht so sind. Diese Dinge werden den Menschen quasi von Geburt an in Schulbüchern, im Radio und im Fernsehen mitgegeben und in ihr Bewusstsein eingeprägt, sodass sie es für wahr nehmen und sie es sich auch gar nicht anders vorstellen können. Dann habe ich ein Video auf Youtube gesehen, weil ich mich viel mit Alternativen Informationsquellen beschäftige, das sich Zeitgeist nennt und genau von diesen Dingen handelt. Und da sich der Titel auch sehr gut anhört, habe ich den Titel genommen. Der Text und der Film handeln einfach über den Zeitgeist, der im Moment vorherrscht.

Ich habe gelesen, dass ihr alle nebenher noch Jobs habt. Denkst du, das wird sich irgendwann ändern? Ist das überhaupt das Ziel? Habt ihre den Anspruch, von Musik leben zu können?

Ja gut, ich meine, wir investieren sehr viel Zeit in die Band und haben auch keine normalen Jobs. Wir sind viel unterwegs, selbst wenn wir nicht live spielen. Du hast bestimmt schon bemerkt, dass wir neben der Band noch viele Sachen machen. Zum Beispiel engagieren wir uns sozial und da geht sehr viel Zeit in die Vorbereitung solcher Aktionen rein, mehr als man sich vorstellen kann. Wenn man jetzt davon leben könnte, wäre das natürlich schon cool, aber bei uns war immer die Hauptsache, dass wir niemanden bescheißen. Ich kann nicht irgendwo 5000 Euro verlangen und dann kommen da 50 Leute. Das funktioniert nicht. Selbst wenn du 50 Euro Eintritt verlangst und es 50 Bekloppte gibt, die das zahlen, hast du immer noch nicht genug eingenommen. Oder wenn ich jetzt auf einmal 20 oder 25 Euro für ein Shirt verlange, ist das auch keine gute Art und Weise. Denn es gibt immer weniger Leute, die Geld haben und es gibt immer mehr Shows. Wenn wir das auf eine faire Art und Weise machen können, also mit fairen Eintritts- und Shirt-Preisen, und wir dann davon leben können, warum nicht?! Da gibt es für mich keinen Prinzipienkonflikt, vor allem wenn man bedenkt, wie viel Zeit für die Band draufgeht. Ich will ja auch entgeltet werden für diese Zeit und kann dann einfach nicht mehr vernünftig Arbeiten gehen. Man muss sich ja ernähren und ich komme auch nicht drum herum, Rechnungen zu zahlen. Also wollen, würden wir das schon, nur im Moment klappt das halt noch nicht. Klar bleibt Geld hängen, aber nicht auf dem Level, dass ich nur noch BORN FROM PAIN machen könnte.

Also würde ihr bei größeren Support Shows nie eure Merch-Preise angleichen?

Nö. Ich würde unser Merch einfach draußen verkaufen lassen. Wenn ich so eine Tour spielen würde, dann würde ich vielleicht ein Design irgendwo hin hängen, aber zur gleichen Zeit, und das ist jetzt echt kein Scheiß, jemanden von der Band oder jemand, der mit uns unterwegs ist, Flyer verteilen lassen, auf denen steht, wo die Leute das Zeug billiger bekommen. Wenn es dann immer noch Bekloppte gibt, die dann unbedingt dieses Shirt zum teureren Preis haben wollen, sind sie selbst Schuld. Ich würde alles machen, damit die Leute das Zeug billiger kaufen.
Wir haben vereinzelt schon Support-Shows für größere Bands gespielt, ich will jetzt hier keine Namen nennen, bei denen wir unsere Preise angleichen sollten bis auf 25 Euro für ein Shirt. Das haben wir dann einfach abgelehnt. Ich will das nicht haben. Selber würde ich mir kein Shirt kaufen, das 25 Euro kostet, auch wenn es mittlerweile gängig ist, soviel Geld für ein Shirt zu verlangen, so zum Beispiel SLAYER, METALLICA oder MAIDEN. Das musst du dir mal vorstellen! Das sind 50 Mark! Heutzutage geht so etwas einfach nicht mehr. Die Leute müssen ja Rechnungen bezahlen, sich ernähren, wollen dann am Wochenende vielleicht noch etwas trinken oder haben noch Kinder etc. Wenn sie sich dann noch eine Band anschauen, die sie mögen, wohlmöglich noch 200, 300 km gefahren sind, dann kann ich nicht soviel Geld verlangen. Das finde ich behindert.
Ich weiß ja, wie viel ein Shirt in der Produktion kostet und verdiene dann auch bei unseren Preisen schon genug daran. So bekommst du ein Shirt in guter Qualität für einen fairen Preis und alle sind glücklich. In bestimmten seltenen Fällen würde ich vielleicht noch hoch gehen bis zu 15 Euro, aber höher werden die Preise nie und nimmer liegen. Selbst wenn wir mit BORN FROM PAIN irgendwann in Arenen vor zehntausenden von Menschen spielen werden. Das hat METALLICA früher bestimmt auch gesagt, aber ich bin mir ganz sicher, dass es so sein wird.

Als nächstes steht bei euch im Dezember die Persistance-Tour an. Was werden wir von euch erwarten können?

Das volle Brett! Wir freuen uns mächtig darauf, denn es ist ein richtig geiles Line-Up geworden. Wir haben einen schönen Slot in der Mitte bekommen, also wird das Publikum schon vorgewärmt sein. Wir werden ein paar neue Songs spielen, dazu ein paar alte Knaller und werden einfach alles geben. Das gleiche erwarte ich dann natürlich auch vom Publikum. Ich bin jedenfalls zuversichtlich!

Was steht dann nach der Tour so an?

Wir werden zwischen Weihnachten und Neujahr kurz ein paar Headliner Sachen in Richtung Österreich spielen. Neujahr geht es dann ein wenig weiter weg, nach Griechenland und Italien. Ab Mitte Februar sind wir aber schon wieder auf Headliner-Tour. Im Moment haben wir zwei Optionen, über die ich noch nicht zuviel verraten kann, aber es wird ein gutes Package werden. Danach sind ja schon wieder Festivals und dann ist der Sommer auch schon vorbei. Wir bleiben auf jeden Fall konstant unterwegs.

Alles klar! Wir sind soweit durch. Die letzten Worte gehören dir:

Danke für das Interview! Auch danke an alle Metal.de Leser, die uns über die Jahre unterstützt haben! Die neuen Leute, die uns bisher nicht kannten, sollen einfach mal die neue CD auschecken und uns wissen lassen, was sie davon halten. Am besten gleich auf der PERSITANCE-Tour oder auf einer anderen unserer Shows.
Bleibt immer kritisch! Checkt die drei neuen BORN FROM PAIN Webseiten aus. Dort sind viele Links zu alternativen Medien, vor allem aber Links zu verschiedenen Webseiten, auf denen man sich über bestimmte Dinge informieren kann. Einfach drauf schauen, wenn es euch interessiert. Und bleibt immer auf der Suche nach der Wahrheit!

Galerie mit 11 Bildern: Born From Pain - Summer Breeze Open Air 2022
25.11.2008

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