Hamferð
Das Meer, das raue Wetter, die Landschaft und die Abgeschiedenheit machen es schwer, sich nicht zu dieser Art von Musik inspirieren zu lassen!
Interview
Mit „Men Guðs hond er sterk“ veröffentlichen HAMFERÐ ein tiefschwarzes, emotional fesselndes Album voll atmosphärischer Tiefe und tragischer Melancholie, dass auf einer tragischen Geschichte basiert. Wir sprachen darüber im Interview mit Keyboarder Esmar Joensen.
Ihr habt ein neues Album mit dem Titel „Men Guðs hond er sterk“ herausgebracht. Es basiert auf einer wahren Geschichte aus dem Jahr 1915. Erzähle uns bitte die Hintergründe dieser Geschichte und wie ihr auf die Idee gekommen seid, diese Geschichte zu verwenden!
Ja, das ist richtig. Sie basiert auf einer Tragödie, die sich 1915 in dem kleinen Dorf Sandvík ereignete. Damals war Nahrung schwer zu bekommen, und als eine Schar von Walen in Küstennähe gesichtet wurde, bedeutete dies, dass das Dorf wochenlang mit Nahrung versorgt werden konnte. Alle Männer aus Sandvík und einige aus der Nachbarstadt Hvalba bestiegen Boote und fuhren aufs Meer hinaus. Das Wetter war sehr schlecht und die Meeresströmungen waren stark. An diesen Küsten können sich die Strömungen manchmal unberechenbar verhalten, was dazu führte, dass drei Boote von riesigen Wellen bombardiert wurden. Zwei der Boote kenterten und alle bis auf einen Mann, der sich um sein Leben kämpfend an das Heck geklammert hatte, ertranken.
14 junge Männer ertranken, und nur 8 Leichen wurden je gefunden. Das ganze Dorf musste mit ansehen, wie seine Angehörigen vor ihren Augen starben. Für eine so kleine Bevölkerung war ein Verlust dieses Ausmaßes immens.
Da Sandvík meine Heimatstadt ist, lag mir diese Tragödie immer sehr am Herzen. Auch wenn ich noch nicht am Leben war, als es geschah, sind die Auswirkungen bis heute zu spüren. Und da wir das Kapitel unserer Album-Trilogie abgeschlossen hatten, dachten wir, dass jetzt der richtige Zeitpunkt sei, diese Geschichte zu erzählen.
Mit eurem letzten Album „Támsins likam“ habt ihr die Trilogie einer Saga abgeschlossen, die von Verlust und Seefahrt und deren Schattenseiten handelt. Das findet sich auch in eurem Bandnamen wieder, denn HAMFERÐ steht für die Erscheinung eines Mannes, der auf See gestorben ist. Wie stark ist denn der Einfluss eurer Heimat, des Meeres, der Kultur und der Geschichte?
Ich würde sagen, dass macht das meiste, wenn nicht alles aus, was HAMFERÐ ist. Wir sind alle Färinger und haben die meiste Zeit unseres Lebens hier gelebt, also denke ich, dass uns das in die Wiege gelegt wurde. Das Meer, das raue Wetter, die Landschaft und die Abgeschiedenheit machen es schwer, sich nicht zu dieser Art von Musik inspirieren zu lassen.
Was fasziniert euch an den Geschichten, in denen das Meer das Leben von Verwandten und Freunden auslöscht?
Da die Färöer eine kleine, isolierte Gruppe von ziemlich unfruchtbaren Inseln mitten im Ozean sind, war die einzige Möglichkeit, Nahrung zu bekommen, ein Boot. Das Wetter kann hier wirklich tückisch sein, und jedes Mal, wenn man aufs Meer hinausfährt, kann das bedeuten, dass man nicht mehr nach Hause zurückkehrt. Und manchmal war das trauriger weise der Fall, so dass Witwen und Waisen zurückblieben, die nun mit der trostlosen Tatsache konfrontiert waren, dass ihre Angehörigen nie mehr zurückkehren würden.
Diese Geschichte des Verlusts, der Trauer und der tiefen Ehrfurcht vor dem Meer ist in den meisten unserer Geschichts- und Kunstwerke eingewoben. Natürlich sind wir heute globalisiert und haben alle Annehmlichkeiten, die man braucht. Aber der Respekt vor dem Meer und eine tiefe Melancholie sind immer noch ein Teil dessen, was uns Färinger ausmacht.
Gibt es eine Art Botschaft? Was können wir aus diesen Geschichten lernen?
Wie Menschen immer wieder durchhalten, trotz unermesslichen Leids und Verzweiflung.
Warum hat es so lange gedauert, bis es ein neues Album von euch gibt?
Nach „Támsins Likam“ wollten wir etwas Anderes ausprobieren als dieses große Konzeptalbum. Als dann die Welt im Lock Down stillstand, hatten wir mehr Zeit und Konzentration, um zusammenzukommen und mit dem Schreiben zu beginnen. Wir sind nicht dafür bekannt, ein Projekt zu überstürzen, haha. Ich würde also sagen, dass das Album genau die Zeit gebraucht hat, die es brauchte, um fertig zu werden.
Ihr habt die Songs alle zusammen live im Studio aufgenommen, ohne Click-Track. Wie war diese Erfahrung für euch? Welchen Herausforderungen musstet ihr euch im Studio stellen und was habt ihr bei der Arbeit an diesem Album gelernt?
Es war großartig! Es war eine ganz neue und frische Art für uns, Aufnahmen zu machen, und es gab den Liedern einen lockeren Live-Charakter. Der Prozess war demokratischer, wir haben alle zusammen an den Songs gearbeitet. Wir haben Inputs gegeben und manchmal Kompromisse gemacht, die die Songs am Ende viel stärker gemacht haben.
Ich würde sagen, das Schwierigste war vielleicht, die Songs ohne Click-Track aufzunehmen. Es ging mehr um das Gefühl, was ich mag, aber es hat eine Weile gedauert, bis es richtig war. Alles in allem eine gute Erfahrung.
Was kannst du uns über das Songwriting erzählen? Wer hat die Lieder geschrieben? Wie haben sie sich im Laufe der Zeit verändert und weiterentwickelt? Habt ihr etwas an dem Prozess oder der musikalischen Herangehensweise geändert? Hattet ihr ein bestimmtes Ziel, dass ihr erreichen wolltet?
Theodor (Kapnas, Gitarrist und Produzent, Anmerk. d. Verf.) und Eyðun (í Geil Hvannastein, Gitarrist, Anmerk. d. Verf.) haben sich die meisten, wenn nicht sogar alle Riffs auf dem Album ausgedacht. Und normalerweise beginnt alles mit einem Riff, dass dann strukturiert und zu einem Song geformt wird. Da wir alle zusammen im Studio waren, wurden die Songs viele Male überarbeitet, bis wir alle mit ihnen zufrieden waren.
Die größte Veränderung ist vielleicht, dass wir mit Eyðun einen neuen Gitarristen haben, der vielleicht etwas Anderes in die HAMFERÐ-Palette gebracht hat.
Unser Hauptziel das wir erreichen wollten, war, ein Album zu machen, auf dem die Songs nicht thematisch miteinander verbunden sind als Teile eines einzigen großen Musikstücks, sondern eher wie eine Sammlung von starken, aber unterschiedlichen individuellen Einzelsongs.
Auf „Men Guðs hond er sterk“ gibt es einen neuen Aspekt mit einigen Post-Metal-Elementen. Und es scheint, als würdet ihr noch enger zusammenspielen, noch mehr wie eine Einheit. Wie beurteilst du eure musikalische Entwicklung mit dem neuen Album?
Das mit den Post-Elementen könnte daran liegen, dass wir einen neuen Gitarristen haben, der seinen Stil einbringt, der vielleicht eher eine Post-Metal-Sensibilität enthält. Das hat also sicherlich seinen Teil dazu beigetragen, unseren Sound weiterzuentwickeln.
Ich würde sagen, wo HAMFERÐ glänzt, ist auf der Bühne, denn nach so vielen Jahren des Auftretens sind wir zu einer fest zusammengeschweißten Einheit geworden, die wirklich gut zusammenspielt. Und das hört man auf dem Album.
Als ihr eure Band gegründet habt, welchen Einfluss hatten eure Herkunft von den Färöern, eure Kultur und eure Natur auf eure Kunst, eine Doom-Metal-Band zu gründen? Und hat euch die lokale Folk-/Traditionsmusik in irgendeiner Weise beeinflusst?
Die Inseln haben uns in jeder Hinsicht stark beeinflusst. Die meiste färöische Musik hat zumindest einen Hauch von Melancholie, so dass es sich ganz natürlich anfühlte, Doom Metal auf Färöisch zu machen. Die alten färöischen Hymnen haben diese wirklich dunklen und traurigen Melodien, die, zumindest am Anfang, unseren Sound mit Sicherheit beeinflusst haben. Auf unserer ersten Veröffentlichung „Vilst er síðsta fet“ haben wir die Hymne „Harra Guð títt dýra navn og æra“ gecovert, die, obwohl die Melodie norwegisch ist, dieses Gefühl von drohendem Unheil und Hoffnungslosigkeit hat, das perfekt zum Doom Metal passt. Vielleicht ist es passend, dass diese Hymne normalerweise bei Beerdigungen gesungen wird.
Was sind die Vor- und Nachteile des Lebens auf den Inseln?
Vorteile: Ruhe und Frieden, Nähe zur Natur und deren Umgebung, inspirierende Landschaft
Nachteile: Isolation, raues Wetter, teure Reisen
Es scheint, dass auf den Färöern die lokale Musik und die Künste im Allgemeinen sehr gefördert werden – warum ist das deiner Meinung nach so?
Kunst ist etwas, das uns alle verbindet. Das färöische Volk hat eine lange Tradition der Chormusik und der epischen Gedichte. Bei Hochzeiten wird die ganze Nacht hindurch gesungen. Bei Beerdigungen singen wir Hymnen. Die Färinger sind ein sehr musikalisches Volk, und das bedeutet uns sehr viel.
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Stile | Death Doom Metal, Death-Doom Metal, Doom Metal, Post-Metal |
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